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Textsemantische Grundlagen der Analyse von Musikszenen und ...

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die genau jene Position einnehmen, die sonst <strong>der</strong> Betrachter des Mitschnitts<br />

resp. <strong>der</strong> Bühnenverfilmung eingenommen hätte.<br />

Beide Aufführungen bilden so also nicht nur »Inseln« im Fortgang <strong>der</strong><br />

Geschichte, da sie explizit mit den Salzburger Festspielen zu tun haben <strong>und</strong><br />

an öffentlichen Orten <strong>der</strong> Hochkultur handeln, son<strong>der</strong>n weil sie auch<br />

musikalisch, stilistisch <strong>und</strong> narrativ aus dem Kontext herausfallen. Sowohl<br />

Georg als auch Konstanze nehmen nicht in <strong>der</strong> Maske als armer Wan<strong>der</strong>er<br />

o<strong>der</strong> als Stubenmädchen, in denen sie einan<strong>der</strong> begegnet sind, am Festival-<br />

Geschehen teil, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> eine als dreifacher Doktor <strong>und</strong> die an<strong>der</strong>e als<br />

junge Adelige. Die fremden Filmeinlagen wirken in dem Spiel <strong>der</strong><br />

Wirrungen <strong>und</strong> Verwechslungen wie Orte, an denen die Maskeraden<br />

aufgehoben erscheinen. Auch wenn die Umschnitte auf die Zuschauer in<br />

diesem Zusammenhang die mit den Festspielen so eng verb<strong>und</strong>ene<br />

Kunstbeflissenheit ausstellen, machen sie darüber hinaus deutlich, dass<br />

sowohl Georg als auch Konstanze hier »zu Hause« sind, sich authentisch<br />

benehmen können, ihre Rolle im bürgerlichen Ritual <strong>der</strong><br />

Konzertveranstaltung beherrschen. Dabei ist die Hermetik <strong>der</strong> Aufführungen<br />

filmisch durchbrochen: Denn man sieht im einen wie im an<strong>der</strong>en Falle, dass<br />

die Zuhörenden in eine Art <strong>von</strong> Tagtraum hineingeraten, in dem sie – in an<br />

den Rän<strong>der</strong>n unscharfen, überbelichteten Großaufnahmen – den jeweils<br />

an<strong>der</strong>en imaginieren; die Musiken werden über diese Bildstrecken<br />

abgeblendet <strong>und</strong> für die Dauer <strong>der</strong> Vision durch eine seichte <strong>und</strong> süßliche<br />

Spieluhrmelodie abgelöst. Nach dem Erwachen aus dem Halbtraum ist ein<br />

extremer Zeitsprung markiert. So leistet die Doppelszene ein Mehrfaches:<br />

sie zeigt den eigentlichen sozialen Ort <strong>und</strong> Habitus <strong>der</strong> Beteiligten; <strong>und</strong> sie<br />

zeigt gleichzeitig, wie sehr das Verliebtsein Löcher in die dichte soziale<br />

Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung, 9, 2013 // 259

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