26.10.2013 Aufrufe

Analysis IV (Funktionentheorie) Inhaltsv erzeichnis

Analysis IV (Funktionentheorie) Inhaltsv erzeichnis

Analysis IV (Funktionentheorie) Inhaltsv erzeichnis

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

10. Reell-analytische Funktionen 44<br />

43 10. Reell-analytische Funktionen<br />

Vorbemerkungen<br />

a) Sei f : C → C, |f(z)| ≤ M|z| n und |z| ≥ R. Dann ist f ein Polynom vom Grade ≤ n.<br />

b) Sei f ein nicht-konstantes Polynom. Dann gilt: lim |f(z)| = ∞.<br />

10.5. Beispiele<br />

a) Wir wissen, daß für alle x, y ∈ R gilt: sin(x + y) = sin x cos y + sin y cos x. Wie schaut es nun im<br />

Komplexen aus?<br />

|z|→∞<br />

c) Es gilt f(z) ∼ z n für große |z|.<br />

10.8. Satz<br />

Sei f : C → C eine transzendente holomorphe Funktion, d.h. f ist kein Polynom. Sei w0 ∈ C. Dann gibt<br />

es eine Folge (wm) in C mit lim<br />

m→∞ |wm| = ∞, so daß lim<br />

m→∞ f(wm) = w0.<br />

i) Sei dazu y ∈ R fest. Sei f : R → R, f(x) = sin(x + y) − sin x cos y − sin y cos x. Als holomorphe<br />

Fortsetzung wählen wir F (z) = sin(z + y) − sin z cos y − sin y cos z. Wenn f = 0 gilt, folgt wegen<br />

der Eindeutigkeit der holomorphen Fortsetzung: F = 0. Also gilt für alle z ∈ C und für alle<br />

y ∈ R: sin(z + y) = sin z cos y − sin y cos z.<br />

ii) Sei nun z ∈ C fest. Definiere g(y) := sin(z + y) − sin z cos y − sin y cos z. Wir erhalten dasselbe<br />

Resultat.<br />

Mit anderen Worten: Für alle r > 0 ist f(C \ Ur(0)) dicht in C, d.h. f(C \ Ur(0)) = C. 13<br />

Beweis: Wir zeigen: Wenn es keine Folge (wm) gibt mit lim<br />

m→∞ |wm| = ∞ und lim<br />

m→∞ f(wm) = w0,<br />

dann ist f ein Polynom.<br />

Ohne Einschränkung sei f nicht konstant. Die Menge Γ := {z ∈ UR(0) | f(z) = w0} ist endlich. 14<br />

Also gilt: f −1 (w0) hat keine Häufungspunkte in C. Numeriere nun die Elemente dieser Menge durch:<br />

Γ = {a1, . . . , ar}, mit Vielfachheiten n1, . . . , nr. 15 Definiere nun die Funktion<br />

f(z) − w0<br />

g : C → C, g(z) = .<br />

ni (z − ai)<br />

b) Sei z ∈ C∗ mit z = reiϕ , r > 0 und ϕ ∈ [−π, π). Wenn nun z ∈ C \ (−∞, 0], dann folgt: ϕ ∈ (−π, π)<br />

und arg |z| = ϕ. Es gilt: arg : C \ (−∞, 0] → (−π, π).<br />

Seien z1, z2 ∈ C \ (−∞, 0], zj = rjeiϕj und ϕj ∈ (−π, π) mit j = 1, 2. Für das Produkt gilt:<br />

z1 · z2 = r1r2ei(ϕ1+ϕ2) , und für das Argument: arg(z1 · z2) = arg(z1) + arg(z2) mod 2π, da ϕ1 + ϕ2<br />

nicht notwendigerweise im Bereich (−π, π).<br />

Sind z1, z2 so, daß ϕ1 + ϕ2 ∈ (−π, π), dann folgt: arg(z1 · z2) = arg(z1) + arg(z2). Mit Bemerkung<br />

9.5. gilt: log z = log |z| + i arg z. Also gilt für z1, z2 ∈ C \ (−∞, 0] mit arg(z1) + arg(z2) ∈ (−π, π):<br />

r i=1<br />

∈ O(C).<br />

g ∈ O(C) hat keine Nullstelle, also gilt: 1<br />

g<br />

log(z1 · z2) = log |z1z2| + i arg(z1 · z2)<br />

= log |z1| + log |z2| + i arg(z1) + i arg(z2)<br />

= log z1 + log z2.<br />

≤ M ′ · |z| n .<br />

g (z)<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

1<br />

Beh.:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

≤ M · |z|n .<br />

Bew.: Wähle M > 0, so daß für |z| ≥ R gilt:<br />

<br />

r<br />

(z − aj) nj<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

j=1<br />

<br />

(Da die ai konstant sind, gilt: |z − ai| ni ≤ const · |z| ni .) Definiere n := n1 + . . . + nr. Da<br />

10.6. Satz<br />

Sei I ⊂ R ein offenes Intervall und f : I → R unendlich oft differenzierbar. f ist genau dann reellanalytisch,<br />

wenn gilt:<br />

<br />

(n) f (x) <br />

∀ x0 ∈ I ∃ C > 0 ∃ δ > 0 ∀ n ∈ N : |x − x0| < δ (x ∈ I) =⇒<br />

δ<br />

n!<br />

n ≤ C.<br />

| r i=1 (z − ai) ni |<br />

|f(z) − w0|<br />

(Wachstumsbedingung für die n-te Ableitung.)<br />

Beweis:<br />

M|z| n<br />

ε<br />

|f(z) − w0| ≤ ε für |z| ≥ R, folgt für |z| ≥ R:<br />

<br />

<br />

<br />

1<br />

g<br />

(z)<br />

<br />

<br />

<br />

=<br />

≤<br />

M ′ := M<br />

ε<br />

= M ′ |z| n .<br />

keine Nullstellen. Nach dem<br />

1<br />

ist ein Polynom vom Grade ≤ n, also hat g<br />

Mit 6.12. folgt nun 1<br />

g<br />

” ⇒“: Sei x0 ∈ I und R der Konvergenzradius der Taylorreihe um x0. Sei F die holomorphe Fortsetzung<br />

auf Ur(x0) ⊂ C. Sei 0 < δ < R<br />

R<br />

2 . Wende nun die Cauchysche Ungleichung an für r = 2 .<br />

Dann folgt:<br />

<br />

(n) f (x) <br />

n!<br />

= C = const. Also folgt:<br />

Fundamentalsatz der Algebra gilt somit: 1<br />

g<br />

δ n ≤ 2f∂Ur(x0) =: C.<br />

r<br />

(z − ai) ni .<br />

f(z) − w0 = 1<br />

C<br />

” ⇐“: Wir zeigen, daß die Taylorreihe von f um x0 gegen f konvergiert. Dazu betrachten wir das<br />

i=1<br />

(x − x0) n<br />

<br />

<br />

<br />

Lagrangesche Restglied (mit 0 ≤ ϑ ≤ 1):<br />

<br />

Somit ist f ein Polynom.<br />

C<br />

n<br />

|x − x0|<br />

δn Vor.<br />

=<br />

f (n) (x0) + ϑ(x − x0)<br />

n!<br />

<br />

<br />

<br />

10.9. Folgerung<br />

Sei f : C → C holomorph. Es gebe n ∈ N, M, R > 0, so daß mit |z| ≥ R gilt: |f(z)| ≥ M · |z| n . Dann ist<br />

f ein Polynom vom Grade ≥ n.<br />

→ 0 (n → ∞),<br />

Beweis: Aus Satz 10.8. folgt mit w0 = 0, daß f ein Polynom ist. Sei nun m der Grad von f, dann<br />

gilt: |f(z)| ≤ C|z| m . Gleichzeitig gilt jedoch auch: |f(z)| ≥ M|z| n für |z| ≥ R. Insgesamt ergibt sich:<br />

m ≥ n.<br />

da |x − x0| < δ.<br />

10.7. Beispiel<br />

Sei f : R → R, f(x) = 1<br />

1+x2 . Was ist der Konvergenzradius der Taylor-Entwicklung um 0? Betrachte dazu<br />

F : C\{−i, i} → C mit F (z) = 1<br />

1+z2 . Der Konvergenzradius der Potenzreihenentwicklung von F um 0 ist<br />

1. (Die Punkte −i und i sind ausgeschlossen, daher kann er nicht größer sein.) Da der Konvergenzradius<br />

von f um 0 nicht größer werden kann als der von F , ist auch dieser 1.<br />

13Dies ist völlig falsch für ein Polynom!<br />

14Wäre sie nicht endlich, würde mit dem Identitätssatz folgen: f = const, was ein Widerspruch zur Voraussetzung wäre.<br />

15Das heißt: h: z ↦→ f(z) − w0 hat in ai eine Nullstelle der Vielfachheit ni. Aus h(ai) = 0 folgt also: h(z) = (z − ai) nih(z) mit h(ai) = 0 lokal.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!