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Analysis IV (Funktionentheorie) Inhaltsv erzeichnis

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14. Der Satz von Rouché 62<br />

61 14. Der Satz von Rouché<br />

14.4. Satz<br />

Sei G ⊂ C ein Gebiet, z0 ∈ g und f ∈ O(G) mit f = const, f(z0) = w0. Sei k die Vielfachheit der<br />

w0-Stelle z0. Dann existiert ein V = V (z0) ⊂ G, so daß gilt:<br />

14. Der Satz von Rouché<br />

a) f(V ) enthält eine offene Umgebung W von w0 ∈ C.<br />

b) Für alle w ∈ W \ {w0} existieren genau k verschiedene Urbilder z1, . . . , zk ∈ g mit f(zi) = w. Die<br />

Vielfachheit der w-Stelle zi ist 1.<br />

14.1. Definition<br />

Sei B ⊂ C offen und f : B → C holomorph. Sei w ∈ C und a ∈ B. f nimmt in a den Wert w mit<br />

Vielfachheit k an, wenn<br />

a) die Funktion h mit h(z) = f(z) − w in a eine Nullstelle der Ordnung k hat bzw.<br />

b) es gilt: f(a) = w, f ′ (a) = 0, . . . , f (k−1) (a) = 0 und f (k) (a) = 0.<br />

Beweis: Weil f nicht konstant ist, sind f −1 (w0) und f ′−1 (0) diskret nach dem Identitätssatz. Also<br />

gibt es ein ε > 0 mit Uε(z0) ⊂ G, Uε(z0) ∩ f −1 (w0) = {z0}, Uε(z0) ∩ f ′−1 (0) = {z0}. Definiere<br />

V := Uε(z0). Wir wollen nun berechnen:<br />

<br />

1 f<br />

2πi ∂V<br />

′ <br />

(z) ξ=f(z) 1 ∂ξ<br />

dz =<br />

f(z) − w) 2πi f(∂V ) ξ − w .<br />

Nach Spezialfall 14.3. ist dies genau N(w), also die Anzahl der w-Stellen, w ∈ W . Da f holomorph<br />

ist, gilt N(∞) = 0.<br />

Sei W das größte Gebiet in C \ f(∂V ), so daß w0 ∈ W und n(z, f(∂V )) konstant ist. Nach der Wahl<br />

14.2. Satz<br />

Sei G ⊂ C ein Gebiet und f ∈ M(G) nicht konstant. Sei w ∈ C, f −1 (w) = {a1, a2, . . .} und Pf =<br />

{b1, b2, . . .} die Menge aller Pole. 30 Sei kν die Vielfachheit, mit der f in aν den Wert w annimmt. Sei lν<br />

die Polstellenordnung von f in bµ. Sei K eine geschlossene Kette in G, so daß I(K) ⊂ G, und für alle ν,<br />

f ′ (z)<br />

f(z) − w dz.<br />

<br />

von W gilt dann für alle w ∈ W :<br />

n(bµ, K)lµ = 1<br />

2πi<br />

µ gelte aν, bµ /∈ |K|. 31 Dann gilt:<br />

<br />

n(aν, K)kν − <br />

<br />

K<br />

µ<br />

ν<br />

= n(w, f(∂V ))<br />

∂ξ<br />

ξ − w<br />

f(∂V )<br />

1<br />

2πi<br />

= n(w0, f(∂V )).<br />

Beweis: Definiere die Funktion h(z) := f ′ (z)<br />

f(z)−w . Es gilt: h ∈ M(G). Wir wollen nun den Residuensatz<br />

auf h anwenden.<br />

a) Die aν sind Pole von h. Wir suchen nun resaν h. In einer Umgebung U von aν gilt:<br />

Also gilt:<br />

N(w) = n(w, f(∂V )) = n(w0, f(∂V )) = N(w0) = k.<br />

f(z) = w + (z − aν) kν g(z).<br />

Da f ′ (z) = 0 für z ∈ V \ {z0}, ist f| U(z) injektiv. Somit hat f −1 (w) genau k Urbilder.<br />

g ist holomorph auf U mit g(aν) = 0. 32 Somit gilt auf U:<br />

14.5. Folgerung<br />

Sei G ⊂ C ein Gebiet und f ∈ O(G) nicht konstant. Sei z0 ∈ G. Dann existiert genau dann ein ε > 0, so<br />

daß die Funktion f| Uε(z0) : Uε(z0) → f(Uε(z0)) ein Isomorphismus ist, wenn gilt: f ′ (z0) = 0.<br />

+ g′ (z)<br />

g(z) .<br />

kν<br />

= h(z) =<br />

z − aν<br />

f ′ (z)<br />

f(z) − w<br />

Beweis: Siehe Satz 14.4. mit k = 1.<br />

14.6. Satz von Rouché<br />

Sei U ⊂ C offen und K eine geschlossene Kette in U mit I(K) ⊂ U. Seien f, g ∈ O(U). Für alle z ∈ |K|<br />

gelte: |f(z) − g(z)| < |f(z)|. Dann gilt: f und g haben gleich viele Nullstellen in I(K).<br />

Beweis: Definiere ht := f + t(g − f) ∈ O(U) mit 0 ≤ t ≤ 1. Also gilt: h0 = f und h1 = g. Was ist<br />

nun N(0, ht)?<br />

Wir verifizieren nun, daß ht keine Nullstellen auf |K| hat. Es gilt:<br />

Also folgt: resaν h = kν.<br />

b) Die bµ sind einfache Pole von h. Wir suchen nun resbµ h. Es gilt:<br />

f(z) − w = (z − bµ) −lµ g(z)<br />

1<br />

=<br />

g(z), lµ (z − bµ)<br />

mit g holomorph und ohne Nullstellen in einer Umgebung U(bµ). Dann folgt:<br />

+ g′ (z)<br />

g(z) .<br />

lµ<br />

= −<br />

z − bµ<br />

f ′ (z)<br />

f(z) − w<br />

|ht(z)| = |f(z) + t(g(z) − f(z))|<br />

= 0,<br />

n(bµ, K) · resbµ h<br />

h + <br />

n(aν, K) · resaν<br />

µ<br />

Also folgt: resbµ h = −lµ.<br />

c) Der Residuensatz liefert:<br />

<br />

1<br />

h(z) dz =<br />

2πi K<br />

<br />

ν<br />

<br />

weil t|g(z) − f(z)| < |f(z)| mit z ∈ |K| und 0 ≤ t ≤ 1. Mit Satz 14.2. folgt:<br />

<br />

1 h<br />

N(0, ht) =<br />

2πi K<br />

′ t(z)<br />

ht(z) dz<br />

<br />

1 f<br />

=<br />

2πi K<br />

′ (z) + t(g ′ (z) − f ′ (z))<br />

f(z) + t(g(z) − f(z)) dz.<br />

Somit ist N(0, ht) stetig in t, also ist N(0, ht) konstant. Auf I(K) gilt somit: N(0, f) = N(0, g).<br />

n(bµ, K)lµ.<br />

n(aν, K)kν − <br />

a), b)<br />

=<br />

µ<br />

ν<br />

14.3. Spezialfall<br />

Sei K = ∂Ur(z0). Dann gilt:<br />

14.7. Beispiel<br />

Wieviele Nullstellen hat die Funktion f(z) = 3z5 − 100z + 1 auf U1(0)? Als Hilfsfunktion definieren wir<br />

g(z) := −100z + 1. Für |z| < 1 gilt:<br />

f ′ (z)<br />

f(z) − w<br />

<br />

dz = N(w) − N(∞),<br />

∂Ur(z0)<br />

1<br />

2πi<br />

wobei N(w) die Anzahl der w-Stellen mit Vielfachheit von f| Ur(z0), und N(∞) die Anzahl der Polstellen<br />

mit Vielfachheit von f| Ur(z0) ist.<br />

|f(z) − g(z)| = |3z 5 |<br />

< |3z 5 − 100z + 1|.<br />

Also folgt: N(0, f| U1(0)) = N(0, g| U1(0)) = 1.<br />

30f −1 (w) ist diskret nach dem Identitätssatz.<br />

31Aus I(K) kompakt folgt: Es gibt nur endlich viele aν, bµ in I(K).<br />

32f(z) − w hat in aν die Nullstellenordnung der Ordnung kν.

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