Bullaug 2013 - Schifferverein Basel-Kleinhüningen
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– mit anschliessender Talfahrt auf einem<br />
EDELWEISS noch mit liegendem<br />
Haspel bis Strasbourg und anschliessender<br />
Bergfahrt bis <strong>Basel</strong> auf EDEL-<br />
WEISS 22 (Schiffsführer Mathey) – löste<br />
ich zuerst Bruno Wehrli und später<br />
Willi Campani jeweils während ihren<br />
Ferien ab.<br />
Mein zweiter Einsatz auf AUGUSTA<br />
RAURICA begann 1958, kurz vor der<br />
Versetzung von B. Wehrli aufs Büro,<br />
als auch schon W. Campani zur Einarbeitung<br />
auf der Orderstation war. Dieser<br />
Einsatz blieb mir so stark in Erinnerung,<br />
weil ich eine unrühmliche Figur<br />
dabei machte. Bruno und Willi mussten<br />
am Tag vor ihrem Ferienantritt<br />
nach Kembs für eine Abklärung an die<br />
Schleuse fahren. Ich wollte natürlich<br />
mit. Das hiess: Tagwache um 4 Uhr, damit<br />
man zu Beginn der Schleusungen<br />
um 5 Uhr dort war. Die beiden gaben<br />
sich alle erdenkliche Mühe, mich, den<br />
Bürolisten am frühen Morgen wach zu<br />
kriegen – sogar unter Einsatz des Lautsprechers<br />
an Oberdeck. Es fruchtete<br />
alles nichts. Ich war so schläfrig und<br />
kam einfach nicht hoch und so fuhren<br />
die beiden ohne mich nach Kembs.<br />
Ich musste mir selbst die Frage stellen:<br />
Was suchst Du eigentlich in der Schifffahrt,<br />
wenn Du morgens früh Deinen<br />
A… nicht hochkriegst? Bruno und Willi<br />
formulierten dies zwar sehr moderat<br />
– aber ich hab mich damals geschämt<br />
und meine Lehren daraus gezogen.<br />
Kürzlich stiess ich in alten Unterlagen<br />
auf die Notizen, die ich mir im Herbst<br />
1957 machte. Daraus zitiere ich nachstehend<br />
in Anführungszeichen: «Es<br />
wird täglich von 0500 bis 2100 Uhr<br />
geschleust. Schleusungen ausserhalb<br />
dieser Zeiten sind nur in Ausnahme-<br />
22<br />
fällen und mit Sonderbewilligung<br />
möglich.» (Inzwischen wurde längst<br />
auf 24-Stunden-Betrieb umgestellt.)<br />
Weiter: «Lotsen: Diese werden für die<br />
Talfahrt am Vorabend von Fessenheim<br />
aus (damals noch unterste Schleuse im<br />
Elsässerkanal) bei Navalsa Strasbourg<br />
(Niederlassung der SR) bestellt, sofern<br />
nicht genügend Lotsen mit Bergfahrten<br />
unterwegs sind. Zu diesem Zweck<br />
wird von <strong>Basel</strong> das Talprogramm für<br />
den nächsten Tag am Vorabend durchgegeben.»<br />
Es war also wichtig, dass<br />
man bei Ankunft der Bergfahrer im<br />
unteren Vorhafen anwesend war, um<br />
die benötigten Lotsen für die Talfahrt<br />
einzuteilen. Obwohl sich viele der Lotsen<br />
nach vorgemeldeter Talfahrt erkundigten,<br />
gab es immer Spezialisten,<br />
die sich aus irgendwelchen Gründen<br />
gerne verdrückten und mit dem Moped<br />
nach Hause fuhren. Eine äusserst<br />
traurige Tatsache ist, dass viele dieser<br />
Oberrhein-Lotsen mit ihrem «Mobiledl»<br />
– wie sie ihr Gefährt nannten –<br />
auf dem Weg von oder zu ihrer Arbeit<br />
tödlich verunglückten. So war dieser<br />
Berufsstand zum Zeitpunkt, als er<br />
nicht mehr benötigt wurde, weil der<br />
offene Rhein ab Strasbourg bergwärts<br />
durch die fortschreitende Kanalisierung<br />
immer kürzer wurde, bereits arg<br />
dezimiert. Die Gilde der Lotsen – die<br />
meisten wohnten in der Region Kehl/<br />
Strasbourg/Greffern – hatte eine eigene<br />
Hierarchie. Ich kann wieder aus<br />
meinen Notizen von 1957 zitieren:<br />
«Booten-Lotsen»:<br />
Adam Aloys (Alis)<br />
Koch Wendelin<br />
Kimpel Heinrich<br />
Hild August (Hildegüst)