Bullaug 2013 - Schifferverein Basel-Kleinhüningen
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durch ein Komitee des Heilbronner<br />
Handelsstandes die Einführung einer<br />
«Tauerei» (=Seilschifffahrt) oder der<br />
«Kettenschifffahrt» erörtert wurde.<br />
Die Einführung der<br />
Kettenschifffahrt<br />
Nach der Einholung von Gutachten,<br />
einer gemeinsamen Strombereisung<br />
auf der Oberelbe, wo die Kettenschifffahrt<br />
schon eingeführt war, der Anhörung<br />
der erfahrenen Hassmersheimer<br />
Schiffer Bisstorff und Schmitt sowie<br />
des Schiffbauers Franz Bauhardt und<br />
Gedankenaustausch mit dem Direktor<br />
der sächsischen Dampfschiffs- und Maschinenbauanstalt<br />
Bellingrath in Dresden<br />
entschied man sich in Anbetracht<br />
der geringen Fahrtiefe, der schmalen<br />
Wasserstrasse mit starkem Gefälle<br />
und Kurven für die Kettenschifffahrt.<br />
Zur Finanzierung des Unternehmens<br />
wurde deshalb 1876 eine Aktiengesellschaft<br />
(Schleppschifffahrt auf dem<br />
Neckar – SadN) mit Sitz in Heilbronn<br />
gegründet. Am 23. März 1878 begann<br />
man mit der Verlegung der ca. 115<br />
km langen Kette, welche in Heilbronn<br />
am Unterhaupt der Wilhelm-Schleuse<br />
befestigt war und lose bis Mannheim<br />
im Neckar lag. Inzwischen wurde auch<br />
das erste Kettenboot fertig gestellt<br />
und am 23. Mai fand von Wimpfen<br />
aus die festliche Eröffnungsfahrt statt.<br />
Bereits am nächsten Tag trat «Kettenschiff<br />
I» seine erste Dienstreise nach<br />
Mannheim an, von wo es mit einem<br />
langen Anhang von neun Fahrzeugen,<br />
deren Gesamtladung 7.200 Zentner<br />
betrug, am 27. Mai 1878 wieder nach<br />
Heilbronn zurückkam. Es wurden noch<br />
sechs weitere Kettenschiffe gebaut,<br />
das letzte «Kettenschiff VII» 1885.<br />
Die Kettenschiffe, im Volksmund «Neckaresel»<br />
genannt, hatten eine Länge<br />
von 42,45 m, eine Breite von 6,50 m,<br />
einen Tiefgang von 47 cm und eine<br />
Dampfmaschine mit 110 PS.<br />
Viele Kettenbootkapitäne stammten<br />
aus Hassmersheim. Die Namen Heuss,<br />
Kühnle, Schadt, Heck und Bauhardt<br />
waren bekannte Kapitänsnamen.<br />
Auf Anregung des 12 km oberhalb<br />
von Heilbronn errichteten Zementwerkes<br />
wurde die Kettenschifffahrt<br />
am 3. Juli 1890 nach Lauffen ausgedehnt.<br />
Die Lauffener Gesellschaft hatte<br />
in Hassmersheim am Hühnerberg<br />
einen Bruch von Kalksteinen angelegt,<br />
deren Transport nach Lauffen<br />
auf dem Neckar den Hauptteil der<br />
Fracht ausmachen sollte. Wegen der<br />
ungenügenden Qualität der Steine<br />
wurde dies jedoch bald wieder aufgegeben.<br />
Die Fahrt dauerte von Mannheim<br />
nach Heilbronn nun nur noch zwei<br />
bis drei Tage. Die körperlich überaus<br />
anstrengende und aufreibende Tätigkeit,<br />
die für die Schiffer mit dem<br />
Pferdezug verbunden war, wich einer<br />
im Verhältnis zu früher leicht zu<br />
nennenden, in der Selbstverantwortung<br />
beschränkten Beschäftigung.<br />
Die jahrhunderte lange Tradition der<br />
Schiffsreiter hatte ein schmerzliches<br />
Ende gefunden. Doch bald zeigte sich<br />
für die erwerblosen Schiffsreiter Ersatz.<br />
Eine grössere Anzahl ging zum<br />
Bahndienst über, andere fanden in<br />
den nahegelegen Fabriken Arbeit.<br />
Diejenigen, welche eigenes Feld besassen,<br />
kehrten als Bauern in den<br />
Schoss der Landwirtschaft zurück. Das<br />
Schiffergewerbe konnte nun zeitmässig,<br />
besonders jedoch bei den Tarifen<br />
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