Bullaug 2013 - Schifferverein Basel-Kleinhüningen
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Register und in keiner Schiffsliste gedacht<br />
wird: Das Weib begann an Bord<br />
eine Rolle zu spielen. Mit der Frau<br />
des Herrn kehrte an Bord ein besserer<br />
Geist der Ordnung und Sparsamkeit<br />
in den fahrenden Haushalt ein.<br />
Die alten Rohheiten, die leichtsinnige<br />
Behandlung von Geld und Gut machten<br />
einem anständigerem Ton und einer<br />
sorgfältigeren, gewissenhafteren<br />
Wirtschaft Platz.<br />
Handelsorganisationen<br />
mit Holland<br />
Mit der von Holland den Rhein hinauf<br />
dringenden, den Handel betreffenden,<br />
neuen Organisationsform – genannt<br />
Beurt – wurde das Vertrauen<br />
zwischen Schiffern und Kaufleuten gefördert,<br />
die Zölle wurden erleichtert.<br />
Die im Jahre 1840 von weitsichtigen<br />
Heilbonner Kaufleuten eingerichtete<br />
direkte Beurt mit Rotterdam befruchtete<br />
den Neckarverkehr stark. Als erster<br />
Neckarschiffer traf am 5. Juli 1840<br />
Friedrich Heuss aus Hassmersheim, ein<br />
Grossonkel des ersten Bundespräsidenten<br />
Theodor Heuss, mit in Rotterdam<br />
geladener Ware mit seinem 35<br />
m langen, 4,50 m breiten und einer<br />
Tragfähigkeit von 2000 Zentner grossen<br />
Schiff «Patriot» in Heilbronn ein.<br />
Kurze Zeit später wagte Heinrich Staab<br />
aus Hassmersheim diese zur damaligen<br />
Zeit recht gefährliche Fahrt, da<br />
über die nautischen Verhältnisse nach<br />
den Niederlanden wenige Kenntnisse<br />
vorhanden waren.<br />
Die Hollandfahrer brachten hauptsächlich<br />
Kaffee, Öle, Stockfisch und<br />
Baumwolle aus den Niederlanden,<br />
während sie nach den Niederlanden<br />
hauptsächlich Getreide, Salz und Holz<br />
60<br />
transportierten. Fuhren sie von Holland<br />
heimwärts, schwellte wohl ein<br />
freiheitlicher Wind ihre Segel. Ihr Gesichtskreis<br />
musste sich mit der Ausdehnung<br />
ihres Gewerbes bis nach Holland<br />
mehr und mehr weiten.<br />
Hassmersheim entwickelt<br />
sich zum grössten Schifferdorf<br />
Süddeutschlands<br />
Der Wald- und Steinreichtum ebenso<br />
wie die relative Armut an Ackerland<br />
der Neckartalbewohner hatte die pfälzischen<br />
Landesherren 1710 bewogen,<br />
das Schifffahrtsgewerbe durch Rechtsnormen<br />
und Erlasse zu stärken, indem<br />
sie die Ausübung im Neckartal von<br />
der Zugehörigkeit zur kurpfälzischen<br />
Zunft und von dem in der Kurpfalz<br />
zu wählenden Wohnsitz abhängig<br />
machten. Dies dürfte mit ein Grund<br />
gewesen sein, dass sich Hassmersheim<br />
zu einem der grössten Schifferdörfer<br />
Süddeutschlands entwickelte. Hassmersheim<br />
war stromaufwärts die letzte<br />
kurpfälzische Gemeinde zu Württemberg<br />
und zur damaligen Freien<br />
Reichsstadt Heilbronn. Dort wurden<br />
die Frachtaufträge der Kaufleute und<br />
Händler vergeben, weshalb die Nähe<br />
zu dieser Stadt wichtig war und weshalb<br />
sich viele Schiffer in Hassmersheim<br />
ansiedelten. Schon im Jahre 1847<br />
waren in Hassmersheim 24 Schiffe von<br />
über 1.000 Zentner (=50 Tonnen) vorhanden,<br />
davon fünf von über 1.500<br />
Zentner Ladefähigkeit. Diese Schiffsgrössen<br />
sollen nach 1852 auf 6.000–<br />
10.000 Zentner gestiegen sein. Aber<br />
nicht nur die Grösse, auch die Zahl<br />
der Hassmersheimer Schiffe wuchs.<br />
Wurden sie Mitte der 1840er Jahre<br />
noch auf 150 geschätzt, so ergab sich