Bullaug 2013 - Schifferverein Basel-Kleinhüningen
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Verdienst der Schiffer Ende des<br />
19., Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
Der Verdienst der Schiffer ergab sich<br />
vor allem aus den Frachtpreisen, welche<br />
wieder von mehreren Faktoren abhängig<br />
waren: hauptsächlich von den<br />
jeweiligen Wasser- und Strassenverhältnissen,<br />
der allgemeinen Konjunktur,<br />
dem Wettbewerb, anderen Verkehrsmöglichkeiten<br />
(z. B. Eisenbahn),<br />
der Höhe der Betriebskosten sowie individueller<br />
Momente rein wirtschaftlicher<br />
oder auch ethisch-psychischer Natur<br />
bei Angebot und Nachfrage und<br />
den Schwankungen des Kohlemarktes.<br />
Einwirkungen auf den Verdienst<br />
hatten auch die langen Schifffahrtspausen,<br />
sei es durch Überwinterung<br />
sei es durch Hoch- und Niedrigwasser,<br />
ebenso die Mehrbeschäftigung von<br />
Arbeitspersonal bei extremen Wasserständen<br />
und somit die Erhöhung der<br />
Betriebskosten und die erforderlichen<br />
Reparaturen an den Schiffen durch<br />
schlechte Wasserstände. So wurde<br />
für ein Schiff bei einer Tragfähigkeit<br />
von 3.500 Zentnern (175 Tonnen) bei<br />
12maliger Reise Mannheim–Heilbronn<br />
und zurück im Jahr 1886 aus einer Gesamtfracht<br />
von 6.604,00 Mark abzüglich<br />
des Schlepplohns von 2.632,50<br />
Mark ein Rohgewinn von 3.971,50<br />
Mark errechnet. Setzt man einen täglichen<br />
Arbeitslohn von drei Mark voraus,<br />
so würden noch etwa 900 Mark<br />
als Arbeitslohn in Abzug kommen.<br />
Der Neckar als<br />
Gross-Schifffahrtsweg?<br />
Der Rhein-Donau-Verkehr, Angelpunkt<br />
der südwestdeutschen Handelspolitik,<br />
wird von Bayern mit dem Main<br />
und von Württemberg mit dem Neckar<br />
seit Jahrhunderten umworben. 1886<br />
war die Kanalisierung der unteren<br />
Mainstrecke von Mainz bis Frankfurt<br />
vollendet und damit für den Rhein-<br />
Donau-Verkehr der Main mehr in den<br />
Vordergrund getreten. Ende des 19.<br />
Jahrhunderts befasste man sich deshalb<br />
in Württemberg mit dem Gedanken<br />
den Neckar oberhalb Heilbronns<br />
bis Esslingen schiffbar zu machen und<br />
anschliessend über die Rems, Kocher<br />
und Brenz eine Verbindung zur Donau<br />
herzustellen. Aber eine Reihe<br />
von Umständen liessen dieses Projekt<br />
vorerst scheitern. Von fachmännischer<br />
Seite wurde einerseits die technische<br />
Ausführbarkeit bezweifelt, und andererseits<br />
wurde die Rentabilitätsfrage<br />
nur in beschränktem Masse bejaht.<br />
Ferner bestand die Konkurrenz der<br />
Eisenbahn: Die Wasserstrecke Mannheim-Cannstatt<br />
war 50 km länger als<br />
die gleiche Bahnstrecke. Die Mittel<br />
der Staatskasse waren inzwischen anderweitig<br />
zum Ausbau von Kleinbahnstrecken<br />
verwendet worden, die Unternehmungslust<br />
war geschwunden.<br />
Deshalb wurde vorerst nur die Einrichtung<br />
eines Grossschifffahrtsweges<br />
von Mannheim bis Heilbronn als das<br />
wirtschaftlich aussichtsvollste Teilprojekt<br />
jenes grösseren Unternehmens ins<br />
Auge gefasst.<br />
Die Kanalisierung des Neckars<br />
Standen die Neckarschiffer ursprünglich<br />
dem Kanalisierungsprojekt zumindest<br />
zurückhaltend gegenüber, so<br />
setzte sich mit der Zeit die Erkenntnis<br />
durch, das das Gewerbe in der jetzigen<br />
Form auf Dauer der Konkurrenz<br />
der Eisenbahn kaum gewachsen bleiben<br />
könnte, zumal lange Betriebsun-<br />
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