Bullaug 2013 - Schifferverein Basel-Kleinhüningen
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Herr Putzschke, studierter Jurist, stellte<br />
kurz seinen Werdegang bei der<br />
Wasser- und Schifffahrtsverwaltung<br />
vor. Er ist seit 30 Jahren bei dieser Behörde<br />
tätig und seit 2002 bei der WSD<br />
Südwest in Mainz für das Dezernat<br />
«Schifffahrt» zuständig.<br />
Im Gegensatz zu Seeschifffahrts-,<br />
Flug- und Eisenbahnunfällen gibt es<br />
in der Binnenschifffahrt keine besonderen<br />
zuständigen Behörden, welche<br />
die Unfallursachen feststellen.<br />
Bei schweren Schiffsunfällen ist die<br />
Staatsanwaltschaft zuständig, welche<br />
jedoch nur das schuldhafte Verhalten<br />
der einzelnen Personen feststellt.<br />
Eine unabhängige, objektive Behörde,<br />
welche sich auf die Untersuchung<br />
der Ursache beschränkt, gibt es nicht.<br />
Wegen der besonderen Schwere und<br />
der sich anschliessende Folgen – wochenlange<br />
Schifffahrtsperre – wurde<br />
deshalb unter seiner Leitung unter<br />
Einbeziehung von 11 Experten aus<br />
verschiedenen Instituten und Fachbereichen<br />
eine Untersuchungskommission<br />
gebildet, welche sich alle zwei<br />
Monaten trifft, um die Ergebnisse und<br />
das weitere Vorgehen zu besprechen.<br />
Ziel der Untersuchung ist die<br />
– Ermittlung der Umstände<br />
des Unfalls,<br />
– Ermittlung der Unfallursachen,<br />
– Erstellung eines Untersuchungsberichtes,<br />
– Aufstellung von Empfehlungen<br />
(Folgerungen aus der Havarie)<br />
Es erfolgt keine Feststellung von Verschulden<br />
oder Haftung und keine Untersuchung<br />
der unmittelbaren oder<br />
mittelbaren Havariefolgen.<br />
An Hand eines Lichtbildervortrages<br />
stellte Herr Putzschke den Zwischen-<br />
34<br />
ergebnisbericht, welcher am 14. Sept.<br />
2011 erstellt wurde, vor:<br />
Ablauf der Havarie:<br />
TMS «Waldhof» kenterte bei km 553,7<br />
über die Steuerbordseite um 180°,<br />
trieb kieloben zu Tal,<br />
kollidierte bei km 554,6 mit einem<br />
Bergfahrer,<br />
stiess mit dem Bug bei km 554,85 in<br />
das linksrheinische Ufer,<br />
trieb kieloben quer zur Fahrrinne weiter<br />
Richtung zu Tal,<br />
kam bei km 555,3 mit dem Heck<br />
rechtrheinisch ausserhalb der Fahrrinne<br />
fest,<br />
richtete sich auf und kam auf der<br />
Backbordseite zum Stillstand.<br />
– Bau und Ausrüstung entsprachen<br />
den zum Unfallzeitpunkt einschlägigen<br />
Vorschriften des Schifffahrtspolizeilichen-<br />
und des Gefahrgutrechtes,<br />
– Qualifikation und Anzahl der an<br />
Bord befindlichen Besatzung entsprechen<br />
den Vorschriften der<br />
Rheinpatent- und der Rheinschiffsuntersuchungsordnung,<br />
– die Talfahrt bei erhöhtem Wasserstand<br />
über der Hochwassermarke I,<br />
entsprechend hohen Strömungsgeschwindigkeiten<br />
und einem besonders<br />
hohen Verkehrsaufkommen<br />
entsprach den allgemeinen und besonderen<br />
schifffahrtspolizeilichen<br />
Verkehrsvorschriften,<br />
– der Transport von 96%-tiger Schwefelsäure<br />
war nach dem für das Schiff<br />
erteilten ADNR-Zulassungszeugnis<br />
i.V. mit der von der Klassifikationsgesellschaft<br />
ausgestellten Stoffliste<br />
zulässig.