Schriftenreihe - E+S Rück
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3. USA: Kraftfahrzeug-Haftpflicht-Deckungen und<br />
Abwicklung von Personenschäden<br />
von Claudia Föllmer und Thomas Ament,<br />
Group Legal Services, <strong>E+S</strong> <strong>Rück</strong>versicherung AG<br />
3.1. Einleitung<br />
Auch im Bereich der Autoversicherung sind die Vereinigten Staaten von Amerika das Land der Superlative.<br />
Die USA sind mit über 300 Millionen Einwohnern und ca. 247.000.000 zugelassenen Kraftfahrzeugen<br />
der pro Jahr größte Markt für Autoversicherungen der Welt.<br />
Allerdings sind die USA mit 50 Staaten, 51 verschiedenen Gesetzgebern und vielfacher Rechtsprechung<br />
auch ein schwer einzuschätzender Markt. Dies führt dazu, dass der US-Versicherungsmarkt durch verschiedene<br />
Rechtslagen der einzelnen Bundesstaaten nicht nur unübersichtlich, sondern auch sehr komplex<br />
ist. Das US-Verfassungsgericht hat schon früh entschieden, dass Versicherungsangelegenheiten nicht<br />
auf Bundesebene, sondern auf Bundesstaatenebene zu regeln sind. Die Legislativen der verschiedenen<br />
Staaten haben unterschiedliche gesetzliche Regelungen erlassen, und die Rechtsprechung in den einzelnen<br />
Staaten hat sich sehr verschieden entwickelt. Diese Uneinheitlichkeit zieht sich wie ein roter Faden<br />
durch das Thema Autoversicherung. Grundlegende Bereiche wie etwa das anwendbare Haftungssystem,<br />
Pflichtversicherung, Versicherungslimits, Schadensersatzregelungen variieren von Staat zu Staat, teilweise<br />
sogar mit extrem unterschiedlichen Folgen für alle Beteiligten.<br />
3.2. Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung in den USA<br />
Obwohl in den verschiedenen US-Staaten keine einheitliche Regelung der Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung<br />
(KH) existiert, hat sich die überwiegende Mehrheit der US-Staaten für einen im Grundsatz<br />
einheitlichen Weg entschieden. Die Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung ist in 48 Staaten und im<br />
District of Columbia als Pflichtversicherung geregelt.<br />
Allerdings gibt es in den einzelnen Staaten unterschiedliche gesetzliche Anforderungen. Auch sind in<br />
den Staaten verschiedene Mechanismen vorgesehen, die die Einhaltung der Versicherungspflicht überprüfen<br />
sollen.<br />
In den zwei verbleibenden Staaten New Hampshire und Wisconsin hat sich der Gesetzgeber gegen eine<br />
Pflichtversicherung entschieden.<br />
• In New Hampshire muss der Halter bei der Zulassung seines Pkws damit keinen Versicherungsnachweis<br />
vorlegen. Versichert er sich nicht freiwillig und verschuldet er einen Unfall mit mehr als USD 1.000<br />
Sachschaden oder mit Personenschaden, muss er eine Sicherheit in Höhe des voraussichtlichen Schadens<br />
hinterlegen. Weiter ist ein sogenanntes SR-22-Formular bei einem Versicherungsmakler auszufüllen,<br />
in dem dargelegt wird, dass für eventuelle zukünftige Unfälle gewisse finanzielle Anforderungen<br />
(Limits) erfüllt sind.<br />
• Auch in Wisconsin kann der Halter sich freiwillig versichern. Tut er dies nicht, muss er hier im Wege<br />
einer Bürgschaft, Nachweis von ausreichenden Eigenmitteln oder eines Zertifikates für Eigenversicherung<br />
nachweisen, dass er im Falle eines Unfalls ausreichend Mittel zur Verfügung hat, um für den<br />
Schaden aufzukommen.<br />
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