Schriftenreihe - E+S Rück
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gelassen wird, sich im Verfahren zu verteidigen. In solchen Bezirken neigt eine Jury oft dazu, sehr hohe<br />
Strafschadenzahlungen auszusprechen, die dann vom Gericht bestätigt werden.<br />
3.13. Versicherungsbetrug<br />
Versicherungsbetrug ist als großer Kostenfaktor eines der Hauptthemen der US-Autoversicherer. Der<br />
geschätzte Anteil von ungerechtfertigten, durch betrügerisches Vorgehen erlangten Versicherungszahlungen<br />
hat von Jahr zu Jahr zugenommen. Der Insurance Research Counsel (IRC) hat im Jahr 2007 eine<br />
Erhebung zum Thema durchgeführt, nach der allein 2007 Zahlungen in Höhe von ca. USD 4,8 bis<br />
6,8 Mrd. und damit 13 % bis 18 % der Gesamtzahlungen auf betrügerisch geltend gemachte Ansprüche<br />
hin ausbezahlt wurden. Dabei unterscheidet die Untersuchung zwischen betrügerischen Ansprüchen, die<br />
materielle Falschangaben zum Schadenfall beinhalten, und sogenannten „Build Ups“-Fällen, in denen<br />
die Schäden tatsächlich bestehen, der Anspruch vom Anspruchsteller aber aufgebläht wird. Der IRC geht<br />
davon aus, dass in jedem zehnten Anspruch Anzeichen von Betrug und sogar in jedem fünften Anspruch<br />
Anzeichen von „Build Up“ zu finden sind. Die Studie hat auch den Zusammenhang zwischen der Art des<br />
Anspruchs und der Wahrscheinlichkeit von Betrug oder „Build Up“ untersucht. Danach sind Verletzungen<br />
wie Verstauchungen und vorübergehende Lähmungen bevorzugte Verletzungen in Betrugsfällen. Außerdem<br />
war auffällig, dass in überdurchschnittlich vielen Betrugsfällen die Täter Physiotherapeuten und/<br />
oder Chiropraktiker besuchten.<br />
3.14. Verjährungsregelung<br />
Jeder Staat hat Verjährungsregelungen, die von Staat zu Staat sehr stark abweichen. Die Fristen liegen in<br />
den meisten Fällen abhängig vom Staat und der Art des Anspruchs zwischen zwei und sechs Jahren.<br />
3.15. Opferfunds: Unsatisfied Judgement Funds<br />
Vier Staaten in den USA (MD, MI, NJ und NY) haben derzeit Opferfunds eingerichtet für den Fall, dass<br />
ein Schädiger nicht im Stande ist, den verursachten Schaden zu bezahlen (Insolvent Insurer, Uninsured<br />
Driver) und der Schaden nicht anderweitig gedeckt ist (der Geschädigte hat keine unterversicherte oder<br />
unversicherte Deckung in seiner Police). Voraussetzung für eine Leistung der Funds ist, dass der Geschädigte<br />
ein Urteil gegen den Schädiger erlangt hat; die maximale Summe beschränkt sich auf die Mindestdeckungssumme.<br />
Der Schädiger bleibt weiterhin haftbar, oft wird ihm als direkte Rechtsfolge der Führerschein<br />
entzogen, bis der Schädiger den Schaden an den Fund zurückzahlt. Für Unfälle mit Fahrerflucht<br />
kommen diese Funds allerdings nicht auf.<br />
Es gibt verschiedene Ansätze, den Fund zu finanzieren, zum Beispiel über einen zusätzlichen Zwangsbeitrag<br />
der Versicherten.<br />
3.16. Fazit<br />
Diese Ausführungen können nur ein Ausschnitt zum Thema Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung und<br />
Personenschäden in den USA sein 1 . Mit Blick auf die geringen Mindestdeckungssummen sollten Reisende<br />
in den USA darüber nachdenken, erweiterten Deckungsschutz zu vereinbaren.<br />
Die sonst gefürchteten Strafschadensersatzzahlungen spielen im Bereich der Kraftfahrzeug-Haftpflicht<br />
eine eher untergeordnete Rolle.<br />
Trotz bestehender Grundsätze variiert die Behandlung von Personenschäden durch verschiedene Regelungen<br />
und Rechtsprechungen in den Staaten stark voneinander. Bestand hat hier stets Recht und Rechtsprechung<br />
des einzelnen Staates.<br />
1 Weiterführende Quellen beim Verfasser<br />
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