Gerda Freise Warum studierte ich Chemie? - Gute UnterrichtsPraxis
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Auch Ängste, vom Staat bedroht zu werden, gibt es bei mir schon lange.<br />
Als Kind habe <strong>ich</strong> mal mitgekriegt, dass bei den Nazis Behinderte umgebracht<br />
worden sind. Und da <strong>ich</strong> selber körperbehindert bin, hatte <strong>ich</strong> oft Angst, einfach<br />
n<strong>ich</strong>t als lebenswert angenommen und umgebracht zu werden.<br />
Meine Angst jetzt, vor Krieg, ist massiv durch die Friedensdiskussion ausgebrochen.<br />
1981, als die ersten großen Demos liefen, hab <strong>ich</strong> nachts im Bett gelegen<br />
mit der Vorstellung, jetzt fällt eine Bombe. Diese Angst war so stark, dass<br />
<strong>ich</strong> wahnsinnige Verspannungen bekam. Ich habe viel drüber nachgedacht, ob es<br />
überhaupt einen Sinn hat, weiterzuleben, oder ob man s<strong>ich</strong> im Fall eines Krieges<br />
gle<strong>ich</strong> umbringt ... oder ob man abhaut, wenn man politisch bedroht wird. Damals<br />
hatten wir die Idee, in die Toscana auszuwandern und uns dort selbständig<br />
zu machen. Aber das hätte ja doch keinen Sinn, dort würde man auch n<strong>ich</strong>t verschont<br />
bleiben.<br />
Im Moment spielen diese Ängste aber keine so große Rolle. Ich hab hier<br />
Fuß gefasst und fühle m<strong>ich</strong> in meinen privaten und berufl<strong>ich</strong>en Beziehungen<br />
ganz gut. Es gibt 'ne Menge positive Ansätze, und manchmal denke <strong>ich</strong>, abhauen<br />
könnt' man immer noch.