Gerda Freise Warum studierte ich Chemie? - Gute UnterrichtsPraxis

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die CDU. Und meine Mutter hat immer das gewählt, was mein Vater wählte. Er
ist einfach sehr dominierend gewesen, gerade in solchen Bereichen. Ich weiß,
dass mein Vater auch Marx und Engels gelesen hatte. Er war auch stark engagiert
gegen die Nazis, was wohl mit seinem eigenen Elternhaus zu tun hatte:
Mein Großvater kam irgendwie aus einer linken Tradition. Das ist vielleicht ein
Hintergrund für meine kritische Einstellung. Dazu kommt ein ausgeprägtes soziales
Gewissen, das mir wahrscheinlich von meiner Mutter vermittelt worden ist,
die aus einer christlich engagierten Familie stammt.
Auf der anderen Seite schätze ich mich eher als ein bisschen konfliktscheu
ein. Insbesondere bringt es mir nicht so großen Spaß, in persönliche Konflikte
reinzukommen. Auch halte ich die Produktivität von Auseinandersetzungen
nicht für selbstverständlich. Das ist im Gegenteil ziemlich schwer, so etwas produktiv
zu machen, und ich kann das nicht. Häufig ist es so, dass ich Probleme
erst verdränge, dann aber explodiere, wenn ich's nicht mehr aushalten kann. Diese
Defizite sehe ich schon und versuche auch, da persönlich weiterzukommen,
habe auch Gruppendynamik gemacht und TZI.
Dass meine Frau aus einem ganz anderen Bereich kommt, sicher, das relativiert
einen selber, auch dass sie als Frau manchmal irgendwie anders denkt.
Das sind auch Dimensionen, die ich noch lernen muss: Dass meine Form von
Logik halt nur eine Form von Logik ist. Ich merke auch, dass es nicht ganz
stimmt, wenn man glaubt, man würde sein Leben relativ rational und widerspruchsfrei
organisieren. Man sieht seine eigenen Widersprüche dann an den
Widersprüchen des anderen. Aber einen Hang zum Systematischen oder in der
Richtung habe ich schon: Mich interessiert eben, was Sache ist.