Humor - Prof. Dr. Horst Völz
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1841 wurde die satirische Wochenzeitschrift Punch gegründet, die – neben den französischen Publikationen La<br />
Caricature (1830) und Charivari (1832) – zum Vorbild ähnlicher Publikationen im Ausland wurde (in Deutschland etwa für<br />
die Fliegenden Blätter von 1845, den Kladderadatsch von 1848 und den Simplicissimus von 1896). Zu den Karikaturisten des<br />
Punch gehörten George du Maurier, der das modische Gesellschaftsleben der englischen Mittel- und Oberschicht karikierte,<br />
sowie Sir John Tenniel, dessen Cartoons Themen der internationalen Politik aufgriffen. Nach 1868 brachte die Zeitschrift<br />
Vanity Fair farbige Lithographien von karikierten Prominenten heraus, die zumeist von Sir Leslie Ward stammten.<br />
Bedeutende englische Karikaturisten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts waren Sir Max Beerbohm und David Low.<br />
Heute werden Karikaturen in englischen Tageszeitungen und in dem Satiremagazin Private Eye abgedruckt.<br />
3 Karikatur In Frankreich Und Spanien<br />
In Frankreich entstanden während der Französischen Revolution (1789-1799) zahlreiche politische Karikaturen. Mit<br />
seinen Zeitschriften La Caricature (gegründet 1830), Le Charivari (1832) und Le Journal pour Rire (1848) schuf der<br />
französische Journalist Charles Philipon der Karikatur mehrere Organe. Die wichtigsten Beiträge stammten von Künstlern<br />
wie Honoré Daumier, Gustave Doré und Gavarni. Daumier wurde für seine bissige Karikatur von König Louis-Philippe<br />
inhaftiert. Spätere französische Karikaturisten waren Henri de Toulouse-Lautrec und Jean-Louis Forain. Heute druckt vor<br />
allem die Zeitschrift Le Canard enchaîné in Frankreich politische Karikaturen.<br />
In Spanien nutzte Francisco José de Goya Anfang des 19. Jahrhunderts die Karikatur zur Sozialkritik. In zahlreichen<br />
Bildfolgen verspottete er die religiösen, politischen und sozialen Ungerechtigkeiten seiner Zeit, etwa in den 80 Radierungen<br />
seiner Serie Caprichos (1799). Prompt wurden die Caprichos von der Regierung beschlagnahmt.<br />
4 Karikatur In Deutschland<br />
Unter den deutschen Karikaturisten des 19. Jahrhunderts ragen Adolf Oberländer (1845-1923) und Wilhelm Scholz<br />
(1874-1969) heraus, die für die Fliegenden Blätter bzw. für den Kladeradatsch arbeiteten. In den Fliegenden Blättern<br />
erschienen Oberländers vermenschlichte Tierdarstellungen, im Kladeradatsch Scholz’ Karikaturen von Bismarck und<br />
Napoleon. Auch die Arbeiten Wilhelm Buschs zeigen Elemente der Karikatur. Zur Jahrhundertwende wurde der<br />
Simplicissimus zu einer Satirezeitschrift, die Karikaturisten wie Thomas Theodor Heine (1867-1948), Rudolf Wilke (1873-<br />
1908) und Olaf Gulbransson (1873-1958) um sich scharte. In den zwanziger Jahren karikierte George Grosz das deutsche<br />
Spießbürgertum und das Militär. Eine seiner bekanntesten Publikationen dieser Art ist Ecce Homo (1922). Auch Otto Dix<br />
betätigte sich als sozialkritischer Karikaturist. Zu den zeitgenössischen Karikaturisten in Deutschland gehören Paul Flora,<br />
<strong>Horst</strong> Haitzinger, Pepsch Gottscheber, Loriot, Robert Gernhardt und F. W. Bernstein. Zwei Satirezeitschriften, die<br />
Karikaturen publizieren, sind der (ehemals ostdeutsche) Eulenspiegel und das Magazin Titanic.<br />
5 Karikatur In Den Usa<br />
Einer der bedeutendsten amerikanischen Karikaturisten des 20. Jahrhunderts war Thomas Nast, dessen satirische<br />
Attacken gegen die Südstaaten während des Amerikanischen Bürgerkrieges (1861-1865) in Harper’s Weekly erschienen. Ein<br />
anderer wichtiger amerikanischer Karikaturist war Joseph Keppler, der 1876 die humorvolle Zeitschrift Puck begründete.<br />
Heute ist der von Paul Klee und Pablo Picasso beeinflusste Zeichner Saul Steinberg einer der bedeutendsten Karikaturisten<br />
der USA.<br />
Eines der einflussreichsten Foren der gegenwärtigen amerikanischen Karikaturszene ist die Zeitschrift The New Yorker.<br />
Des Teufels Wörterbuch<br />
Die Sammlung Des Teufels Wörterbuch (1911) von Ambrose Bierce (1842 - 1914, verschollen) erschien zunächst zwischen<br />
1881 und 1906 in diversen Zeitschriften. Die nachfolgenden Definitionen illustrieren den ironisch-sarkastischen Witz ihres<br />
Verfassers.<br />
Ambrose Bierce: Des Teufels Wörterbuch. Neu übersetzt von Gisbert Haefs. Zürich 1986, S. 124f.<br />
Weihrauch, der – Nasales Argument in religiösen Disputen.<br />
Wein, der – Vergorener Beerensaft; christlichen Frauenvereinen als „Spirituose” oder auch „Schnaps” bekannt. Wein,<br />
Madame, ist Gottes zweitbeste Gabe an den Mann.<br />
Weismachen, v. – Dem Souveränen Volk erzählen, du würdest, falls man dich wählt, nicht stehlen.<br />
Weiß, adj. – Schwarz.<br />
Weissagung, die – Kunst, die Zukunft auszuschnüffeln. Die Arten der Weissagung sind ebenso zahlreich wie die<br />
fruchttragenden Sorten des Blühenden Trottels und des Gewöhnlichen Idioten.<br />
Weizen, der – Getreide, aus dem mit ein wenig Mühe ein erträglich guter Whisky gewonnen werden kann; wird auch für Brot<br />
verwandt.<br />
Wertschätzung, die – Grad freundlicher Achtung, den einer verdient, der uns einen Dienst erweisen könnte und sich noch<br />
nicht geweigert hat.<br />
Widerlich, adj. – Eigenart fremder Meinungen.<br />
Wiege, die – Trog, in dem menschliche Nachkommenschaft gerüttelt wird, damit sie süß bleibt.<br />
Winkeladvokat, der – Anwalt der Gegenseite.<br />
Wirklich, adj. – Scheinbar.<br />
Wirklichkeit, die – Der Traum eines irren Philosophen. Was im Tiegel bliebe, wenn man ein Gespenst schmölze. Kern eines<br />
Vakuums.<br />
Wirkung, die – Das zweite von zwei Phänomenen, die sich stets gemeinsam und in der gleichen Reihenfolge ereignen. Das<br />
erste nennt sich Ursache und bewirkt angeblich das zweite – was nicht sinnvoller ist, als wenn einer, der nie einen Hund<br />
anders denn bei der Verfolgung eines Kaninchens gesehen hat, das Kaninchen zur Ursache des Hundes erklärt.<br />
Wirt, der – Nach allgemeiner Übereinkunft einer, der dir wegen deiner wöchentlichen Zahlungen gestattet, dich als sein Gast<br />
zu betrachten.<br />
Witwe, die – Mitleiderregende Gestalt, die komisch zu finden die christliche Welt übereingekommen ist, obwohl Christi Güte<br />
gegenüber Witwen eine seiner bemerkenswertesten Eigenschaften war.<br />
Witz, der – Salz, mit dem der amerikanische <strong>Humor</strong>ist seine intellektuelle Kocherei verdirbt, indem er es weglässt.<br />
<strong>Humor</strong>.doc angelegt 21.2.02 aktuell 04.08.02 Seite 17/68