Humor - Prof. Dr. Horst Völz
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Griechisch Auszüge:<br />
Homer: Ilias,<br />
Die olympischen Götter lachen hierbei schadenfroh über den hinkenden und somit körperbehinderten Schmied Hephaistos.<br />
Kritik daran in:<br />
Aber Hephaistos schenkte, nach rechts hin, den übrigen Göttern<br />
lieblichen Nektar ein, den er selbst aus dem Mischkruge schöpfte.<br />
Unwiderstehliches Lachen erhoben die seligen Götter,<br />
als sie Hephaistos durch den Palast umherkeuchen sahen.<br />
Derart hielten, den ganzen Tag, bis zum Sinken der Sonne,<br />
sie ihr Festmahl, und keiner brauchte sein Teil zu entbehren,<br />
auch nicht das anmutig klingende Spiel der Harfe Apollons,<br />
nicht die Musen, die, wechselnd in Chören, schönstimmig sangen.<br />
Platon: der Staat<br />
So darf man also dem Homer auch Worte wie folgende nicht gelten lassen in bezug auf Götter:<br />
„Unauslöschliches Lachen befiel die unsterblichen Götter,<br />
Als den Hephaistos sie sahen geschäftig das Haus durchschnaufen,“<br />
Aristoteles: Nikomachische Ethik Absatz d) „Heiterkeit“<br />
Weiter aber darf man auch für die Zeiten des Ausruhens und der heiteren Erholung in denselben eine Art des geselligen<br />
Benehmens als die angemessene bezeichnen, diejenige die im Sprechen wie im Zuhören den rechten Inhalt und die rechte<br />
Form zu wahren versteht. Dabei ist ein Unterschied zwischen den Äußerungen, die man in diesem Verhältnis selbst macht,<br />
und dem Anhören der Äußerungen, die andere machen.<br />
Dass es auch hier ein Hinausgehen über die rechte Mitte und ein Zurückbleiben hinter derselben gibt, liegt klar zutage.<br />
Diejenigen, die sich in scherzhaftem Tun zu weit gehen lassen, dürfen als Spaßmacher und ungebildete Menschen gelten. Sie<br />
streben überall nur immer das an, was Lachen hervorruft, und zielen mehr darauf andere zum Lachen zu bringen als mit ihren<br />
Äußerungen sich in den Grenzen des Anstandes zu halten und demjenigen, dem der Spott gilt, nicht weh zu tun. Wer dagegen<br />
selbst nie einen Scherz macht und den Scherz, den ein anderer macht, unfreundlich aufnimmt, darf als übellaunig und<br />
sauertöpfisch gelten. Leute, die sinnig zu scherzen verstehen, nennt man geistreich und gewandt; letzteres Wort bedeutet<br />
soviel wie reich an Wendungen. Man darf dergleichen als Bewegungen des inneren Lebens ansehen und, wie man den Leib<br />
nach seiner Beweglichkeit beurteilt, so auch das innere Leben danach beurteilen. Da nun der Scherz Vergnügen bereitet und<br />
die meisten Menschen an heiteren Wendungen und am Spott größere Freude haben als eigentlich recht ist, so nennt man wohl<br />
auch die Spaßmacher geistreich als angenehme Gesellschafter. Dass hier aber ein Unterschied, und kein geringer, zu machen<br />
ist, geht aus dem oben Gesagten hervor. Der Gemütsart, die die rechte Mitte innehält, ist auch der sichere Takt eigentümlich.<br />
Den taktvollen Menschen bezeichnet es, dass er sagt und anhört, was einem ehrenwerten und vornehmen Sinne wohl ansteht.<br />
Es gibt solches, was ein so gesinnter Mann in scherzhafter Absicht wohl geziemenderweise sagen und was er auch anhören<br />
darf; doch bleibt ein Unterschied zwischen dem Scherz, den ein vornehmer, feinsinniger Mann, und dem, den ein Sklave<br />
macht, zwischen dem des Gebildeten und des Ungebildeten. Das kann man schon an<br />
der alten und an der neuen Komödie ersehen. In jener bestand das Komische in groben Zoten, in dieser mehr in<br />
versteckter Anspielung; und das macht doch für den äußeren Anstand keinen geringen Unterschied.<br />
Wie soll man nun denjenigen bezeichnen, der Scherz in der rechten Weise treibt? danach, dass er sagt, was für einen<br />
feingebildeten Mann nicht ungeziemend ist? oder danach, dass er den Zuhörer nicht verstimmt oder ihn geradezu amüsiert?<br />
oder lässt sich auch darüber gar keine genaue Bestimmung geben? ist doch dem einen dies, dem andern jenes verdrießlich<br />
oder erfreulich, und danach wird es sich auch richten, wie einer die Sache als Zuhörer aufnimmt. Denn was er gern anhört,<br />
das wird er doch wohl auch selbst vorbringen. Er wird sich also nicht jegliches gestatten. Denn über etwas spotten heißt doch<br />
es herunterziehen. Wenn die Gesetzgeber verbieten gewisse Dinge herabzureißen, so hätten sie in gleicher Weise auch den<br />
Spott verbieten sollen. Der feingebildete Mann von vornehmer Haltung wird sein Verhalten in diesem Sinne regeln,<br />
gleichsam indem er sich selbst das Gesetz ist.<br />
Das nun ist die Art desjenigen, der die rechte Mitte einhält, wie man ihn auch nennen mag, taktvoll oder geistreich. Der<br />
Spaßmacher dagegen unterliegt der Versuchung, Lachen zu erregen um jeden Preis, und schont weder sich selbst noch die<br />
anderen, wenn er nur Lachen erregen kann, er sagt Dinge, wie sie ein feinfühlender Mann nicht in den Mund nehmen,<br />
zuweilen nicht einmal anhören möchte. Der Ungeschliffene andererseits ist für solche heitere Geselligkeit überhaupt nicht zu<br />
brauchen; denn er steuert nichts dazu bei und nimmt alles gleich unfreundlich auf. Und doch darf man die Erholung und den<br />
Scherz als ein notwendiges Moment des menschlichen Lebens bezeichnen.<br />
So hätten wir denn drei Verhaltungsweisen aufgezeigt, die als Innehalten der rechten Mitte gelten dürfen; sie beziehen<br />
sich sämtlich auf die Äußerungen in Wort und Rede und auf die Betätigung im gesellschaftlichen Zusammenleben mit<br />
anderen. Sie unterscheiden sich dadurch, dass die eine sich um die Wahrhaftigkeit, die beiden anderen sich um das das<br />
Gefühl anmutend Berührende drehen. Von denen, die das letztere betreffen, hat die eine in Scherz und Spiel, die andere in<br />
den sonstigen gesellschaftlichen Beziehungen das Gebiet ihrer Bewährung.<br />
Robinson, V.: Praxisbuch Therapeutischer <strong>Humor</strong><br />
VII: Lachen kann bei Gelegenheit auch Symptom einer Krankheit sein<br />
Kierkegaard Ironie „Hier haben wir schon eine Bestimmung, welche durch alle Ironie hindurchgeht, nämlich die, dass die<br />
Erscheinung nicht das Wesen, sondern das Gegenteil des Wesens ist“.<br />
<strong>Humor</strong>.doc angelegt 21.2.02 aktuell 04.08.02 Seite 61/68