Handlungspotenziale von Industrie- und Handelskammern
Handlungspotenziale von Industrie- und Handelskammern
Handlungspotenziale von Industrie- und Handelskammern
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
47<br />
heitsmanagement in IHK-Routine? Auf welchen funktionalen Ebenen <strong>von</strong> Dialog<br />
<strong>und</strong> Dienstleistung (Information, Beratung, Bildung, regionale Wirtschaftspolitik<br />
etc.) liegen spezifische Stärken des IHK-Sektors für die Themenintegration, insbesondere<br />
mit Blick auf soziale Reichweite (Adressierung kleinbetrieblicher Zielgruppen)<br />
<strong>und</strong> „Vitalität“ der internen Kommunikation (Partizipation, Engagement<br />
der Akteure).<br />
Im Gegensatz zum klassischen Arbeitsschutz, der in den IHKs als legitimes, aber<br />
ungeliebtes Pflichtthema „unauffällig“ mitgeführt wird, ist das Thema „betriebliches<br />
Ges<strong>und</strong>heitsmanagement“ (bzw. betriebliche Ges<strong>und</strong>heitsförderung) programmatisch<br />
inzwischen relativ gut verankert. Es wird in Teilen der Wirtschaft zunehmend als Bestandteil<br />
nachhaltigen unternehmerischen Erfolgs <strong>und</strong> verantwortlicher Unternehmensführung<br />
anerkannt. Hintergr<strong>und</strong> ist nicht zuletzt eine verstärkte gesellschaftliche<br />
Thematisierung, an der sich auch die Wirtschaft aktiv (<strong>und</strong> nicht nur defensiv) beteiligt<br />
hat <strong>und</strong> deren Ergebnis sich in einer Reihe programmatischer Texte <strong>und</strong> rechtlicher<br />
Neuerungen ablesen lässt. 49 An der gr<strong>und</strong>sätzlichen Legitimität <strong>und</strong> Opportunität<br />
als IHK-Thema gibt es deshalb auch keinen Zweifel: Die Promovierung betrieblichen<br />
Ges<strong>und</strong>heitsmanagements als Bestandteil der Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Unternehmen ist ein geeignetes Mittel, die Belange der regionalen gewerblichen<br />
Wirtschaft gemeinwohlorientiert zu fördern.<br />
Die Generierung neuer Themen im IHK-System erfolgt in der Regel <strong>von</strong> unten nach<br />
oben, indem einzelne Kammern externe Impulse aus Mitgliedschaft <strong>und</strong> Gesellschaft<br />
aufnehmen <strong>und</strong> schrittweise in der eigenen Tätigkeit verankern. Bei entsprechender<br />
„Basisbreite“ werden Themen vom DIHK aufgenommen mit dem Ziel, eine Kommunikation<br />
über good practice zu organisieren <strong>und</strong> Standards für die gesamte IHK-<br />
Organisation zu definieren. Ein frühes Beispiel dafür ist der Umweltschutz in den<br />
1990er Jahren, in diesem Jahrzehnt die Themen „familienfre<strong>und</strong>liche Arbeitszeiten“<br />
oder „demografischer Wandel“ (vgl. Kap. 3.1.1). In unserem Untersuchungszeitraum<br />
(seit 2007) ist die Anzahl der Kammern, die sich mit diesen Themen befassen,<br />
sprunghaft angestiegen.<br />
Die Adaption des Themas „betriebliches Ges<strong>und</strong>heitsmanagement (BGM)“ folgt diesem<br />
Gr<strong>und</strong>schema, ist derzeit aber noch nicht so weit fortgeschritten wie bei den Parallelthemen.<br />
Es zeichnet sich allerdings ab, dass der Arbeit-Ges<strong>und</strong>heit-Kontext<br />
49 Hier sei nur verwiesen auf die Unterstützung der betrieblichen Ges<strong>und</strong>heitsförderung durch die<br />
gesetzliche Krankenversicherung nach § 20 SGB V, die Luxemburger Deklaration der Sozialpartner<br />
auf EU-Ebene zur betrieblichen Ges<strong>und</strong>heitsförderung (1997 verabschiedet, 2005 aktualisiert),<br />
die Lissaboner Erklärung zur Ges<strong>und</strong>heit am Arbeitsplatz in kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen<br />
(2001) <strong>und</strong> das vereinfachte Verfahren der steuerlichen Anrechenbarkeit <strong>von</strong> betrieblichen Ges<strong>und</strong>heitsmaßnahmen<br />
(500 Euro pro Beschäftigtem) mit dem Jahressteuergesetz 2009.