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ANSUCH9d1.DOC<br />
würde und genügend Einzelheiten enthielte, müsste sie eine Darstellung ihrer<br />
selbst enthalten. Dabei entstünden einige Schwierigkeiten. Man denke etwa an<br />
die allbekannten Packungen für Frühstücksnahrung, Waschmittel oder<br />
Büchsenmilch, auf denen die Packung selbst abgebildet ist. Um genau zu sein,<br />
muss die verkleinerte Abbildung der Packung eine noch kleinere Abbildung von<br />
der Abbildung sein usw. Als Kinder haben wir uns vielleicht gewundert, wo das<br />
aufhören soll, und dabei unsere erste Begegnung mit der Unendlichkeit gemacht.<br />
KORZYBSKI behauptete, dass die Menschen sich so verhalten, als verwechselten<br />
sie ihre sprachlichen Landkarten mit dem Gelände der Wirklichkeit und Wörter mit<br />
Dingen.<br />
In der Verbindung von Subjekt und Prädikat durch die Kopula "ist“ sieht<br />
KORZYBSKI die Grundlage der indo-europäischen Sprachen. Das Wort "ist" hat<br />
jedoch verschiedene Bedeutungen:<br />
a) Zur Aufstellung einer Identität wie z.B. "Ein Junggeselle ist ein<br />
unverheirateter Mann". In diesem Sinne lässt sich das Wort "Junggeselle"<br />
durch "unverheirateter Mann" ersetzen.<br />
b) Im Sinne einer Zugehörigkeit zur einer Klasse, wie z.B. "Ein Franzose ist ein<br />
Europäer". Franzose kann dann nicht in jedem Fall an die Stelle von<br />
"Europäer" gesetzt werden. Aus "Alle Franzosen sprechen Französisch"<br />
lässt sich nicht ableiten "Alle Europäer sprechen Französisch".<br />
c) Zur Beschreibung einer Eigenschaft: "Die Rose ist rot". Hier wird gewiss die<br />
Blume nicht mit der Farbe gleichgesetzt.<br />
d) Zur Benennung eines Gegenstandes: "Dies ist eine Rose". Diese<br />
Feststellung lässt sich auch als Zuteilung zu einer Klasse interpretieren:<br />
"Dieser Gegenstand gehört zur Klasse der Rosen".<br />
Nach Meinung KORZYBSKIS hat die Subjekt-Prädikat-Struktur der Sätze in den<br />
indo-europäischen Sprachen Menschen dazu verleitet, die Kopula "ist" in erster<br />
Linie als das "ist" der Identität zu verstehen und die übrigen Bedeutungen außer<br />
acht zu lasen. Wenn wir sagen: "Dies ist eine Rose", dann verstärken wir einen<br />
konditionierten Reflex auf das Wort "Rose". Nach KORZYBSKI müssen wir lernen,<br />
Wahrnehmungen und Beobachtungen zu machen, ohne sie zu benennen, zu<br />
klassifizieren oder in Kategorien einzuteilen. Wenn wir dies tun, dann machen wir<br />
uns die Einsicht zu eigen, dass jede Rose sich von jeder anderen Rose<br />
unterscheidet, dass Rose1 nicht mit Rose2 identisch ist, und dass auch Rose1<br />
nicht mit sich selbst identisch ist, weil sie sich ständig verändert.<br />
Das gesagte Wort (X) im Zeit und Kontextrahmen 1 ist nicht das Wort (X) im Zeitund<br />
Kontextrahmen 2, das Wort (X) Index2 ist nicht das Wort (X) Index3,...<br />
(u.s.w.). Ein bestimmtes Wort hat niemals zweimal genau dieselbe Bedeutung.<br />
Dies ist wohl das allgemeinste Theorem der Allgemeinsemantik und ein zentrales<br />
Axiom (Vgl. KORZYBSKI, 1933; HAYAKAWA, 1941; RAPOPORT, 1972). Das<br />
Theorem besagt, dass ein bestimmtes Wort "X" uns die intensionalen<br />
Bedeutungen, sowohl die informativen als auch die affektiven, gibt (die Welt aus<br />
unserer eigenen Erfahrung). Es ruft in unserem Kopf die Merkmale wach, die<br />
diese Sache (X) mit anderen Sachen (Xen) gemeinsam hat. Die benutzte<br />
© Schütz, Schneider-Sommer, Gross, Jelem 1999<br />
Theorie und Praxis Neuro-Linguistischer Psychotherapie Seite 16/143