Drachenkralle - Die Klaue des Morero (Leseprobe) - Verlag 3.0

ihn entschlossen bis nach Hause.
Heute aber war er allein unterwegs. Sonst beeilte er sich immer,
damit seine Mutter und Jana mittags fertig waren, doch nun ließ er
die Eimer stehen und horchte. Ein ohrenbetäubendes Brüllen erklang
nun zum zweiten Mal. Es schien aus einer nahegelegenen,
kleinen Schlucht zu kommen, in der nur vereinzelt Büsche wuchsen
und die aus steilen Felswänden bestand. Simon kannte sie in- und
auswendig und wusste über alle dort liegenden Verstecke Bescheid,
weil er dort als kleiner Junge gespielt und, als er älter wurde, für
die Jagd geübt hatte. So etwas wie das gerade verklungene Brüllen
hatte er noch nie gehört, aber es klang mächtig und wütend, sehr
wütend sogar.
Nach kurzem Überlegen ließ er die zwei Eimer stehen und schlug
den kleinen Pfad in Richtung Schlucht ein, um herauszufinden, wer
oder was da so brüllte und warum. Schnell und sicher lief er den
Weg entlang, unter sattgrünen Bäumen hindurch, ohne ein einziges
Mal zu straucheln. Schnell näherte er sich der Schlucht. Dort
angekommen, kletterte er einen Pfad entlang, der versteckt war
zwischen den Steinen und den nur er kannte. Wieder erklang das
Brüllen, diesmal so laut, als würde es direkt aus der Hölle kommen.
Simon ließ sich vorsichtig hinter einen Felsvorsprung gleiten und
kroch weiter, wobei er jeden noch so kleinen Felsen als Deckung
nutzte. Er war mittlerweile am Boden der Schlucht angekommen
und kroch um eine Felsformation. Jetzt hörte er Männerstimmen.
Sie schrien sich gegenseitig etwas zu, aber Simon verstand nicht,
was, da wieder das gewaltige Brüllen erklang. Simon wagte es, zwischen
den zwei Felsen, hinter die er sich duckte, hervorzusehen.
Was er sah, verschlug ihm den Atem: Sechs Männer kämpften
mit einem riesigen, geflügelten Ungetüm, einem Reptil gleich. Dieses
tobte und biss um sich, aber die Männer waren auf der Hut: Drei
Schlingen legten sich um den Hals des Tieres, dann zwangen die
Männer es mithilfe von vier weiteren Seilen zu Boden. Sie gingen,
um eine Eisenkette zu holen, zumindest so viel hatte Simon gehört,
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