Freundesbrief 2011 - Hospizbewegung Ratingen
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R.: Früher wurden zu früh<br />
geborene oder auch totgeborene<br />
Kinder nicht bestattet.<br />
Das hat sich heute zum<br />
Glück verändert. Welche<br />
Rituale schlagen Sie den<br />
Eltern vor? Gibt es Rituale,<br />
die man auch im Nachhinein<br />
noch durchführen kann?<br />
B.: Es gibt viele Möglichkeiten:<br />
z. B. könnte man eine<br />
schöne Schachtel mit Andenken<br />
an das verstorbene Kind<br />
füllen, Mutterpass, eventuell<br />
vorhandene Schwangerschaftstests,<br />
Ultraschallbilder<br />
oder Kondolenzkarten.<br />
Auch ein Gedenkort in der<br />
Wohnung oder im Garten ist<br />
möglich. Mit Ton arbeiten,<br />
um dem Kind ein Gesicht zu<br />
geben, Bilder malen und<br />
auch Briefe schreiben, fallen<br />
mir da im Moment ein. Sein<br />
verstorbenes Kind mit Namen<br />
nennen, halte ich persönlich<br />
ebenfalls für wichtig. So wird<br />
es für die Umwelt zu einem<br />
„Menschen“ und ist nicht<br />
mehr nur ein „Bauch“ oder<br />
„noch kein Kind“. Dies alles<br />
ist auch nach vielen Jahren<br />
der ungelebten Trauer noch<br />
möglich.“<br />
R.: Wo finden Eltern, die<br />
sich aus verschiedensten<br />
Gründen für eine Abtreibung<br />
entschieden haben, ihren Ort<br />
der Trauer? Es ist meine<br />
Erfahrung, dass sich diese<br />
Menschen oft kurz vor ihrem<br />
eigenen Tod wieder mit diesem<br />
Verlust und den daraus<br />
resultierenden Schuldgefühlen<br />
auseinandersetzen. Und<br />
es sind oft auch die Väter, die<br />
lange Jahre nicht getrauert<br />
haben.<br />
B.: Diese Menschen kommen<br />
auch zu mir, meist aber bleibt<br />
es bei Einzelgesprächen.<br />
Manche kommen vor einem<br />
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