Freundesbrief 2011 - Hospizbewegung Ratingen
Freundesbrief 2011 - Hospizbewegung Ratingen
Freundesbrief 2011 - Hospizbewegung Ratingen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Unsere ehrenamtliche Mitarbeiterin Marianne Speckamp<br />
beschreibt uns hier ihre eigenen Erfahrungen mit Ritualen<br />
Erlebte Rituale<br />
Es gibt Möglichkeiten, das<br />
Begräbnis persönlich zu<br />
gestalten, sei es, dass man<br />
selbst oder Angehörige ein<br />
Gebet im Gottesdienst<br />
spricht oder Kinder Bilder<br />
malen lässt, die dem Verstorbenen<br />
mit in den Sarg<br />
gelegt werden. Eine Freundin<br />
von mir hat ihrer Mutter<br />
ganz viele kleine Zettelchen<br />
ins Grab mitgegeben. Die<br />
Mutter hatte die Angewohnheit,<br />
alles auf kleine Zettel<br />
aufzuschreiben und überall<br />
in der Wohnung als Erinnerung<br />
für sich oder ihre Tochter<br />
anzupinnen. Auf diesen<br />
Zetteln stand alles, was noch<br />
zu erledigen war. Die Tochter<br />
hat am Grab jeden einzelnen<br />
Zettel vorgelesen und<br />
ihn dann ins Grab geworfen<br />
und gesagt: „Mutter, das<br />
alles brauchst Du oder wir<br />
nun nicht mehr tun. Du<br />
darfst ausruhen von einem<br />
Leben in Arbeit und Sorge,<br />
ruhe in Frieden.“<br />
36<br />
Ich habe auch erlebt, dass<br />
bei dem Leichenschmaus die<br />
Gäste aufgefordert wurden<br />
zu erzählen, was sie mit dem<br />
Toten verband, welche Erinnerungen<br />
sie an ihn hatten<br />
usw. Aus den einander fremden<br />
Gästen wurden auf diese<br />
Art Vertraute, denen eines<br />
gemeinsam war, die Verbindung<br />
zu dem Toten und die<br />
Verbindung untereinander,<br />
die durch das Mitteilen entstanden<br />
ist.<br />
Für mich selbst war es sehr<br />
wichtig, meinen Mann, der in<br />
unserem Beisein im Krankenhaus<br />
gestorben ist, noch<br />
einmal nach Hause zu holen,<br />
ihn dort aufzubahren, wo er<br />
als Kranker lange gelegen<br />
und gelitten hatte. So hatten<br />
unsere Enkelkinder auch Zeit,<br />
von ihrem Großvater in Ruhe<br />
Abschied zu nehmen. Sie<br />
konnten allein oder mit ihren<br />
Eltern zu ihm gehen, ihn anschauen<br />
oder auch berühren,