Freundesbrief 2011 - Hospizbewegung Ratingen
Freundesbrief 2011 - Hospizbewegung Ratingen
Freundesbrief 2011 - Hospizbewegung Ratingen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Wenn in der Familie oder im Bekanntenkreis jemand verstorben<br />
ist, befällt uns ein Gefühl der Trauer. Wir sind betroffen über<br />
diesen Verlust und erkennen die eigene Endlichkeit. Wie man<br />
mit der Trauer früher umging und heute umgehen kann, zeigt der<br />
nachfolgende Beitrag von Gerlinde Marzi.<br />
Riten und Rituale<br />
Riten und Rituale sind feierliche<br />
Bräuche oder Verhaltensabfolgen<br />
für Übergangssituationen.<br />
Sie sollen helfen,<br />
die Identität des Einzelnen<br />
oder der Gruppe zu stärken.<br />
Es ist interessant zu beobachten,<br />
wie sich Trauerrituale<br />
im Laufe der Geschichte<br />
gewandelt haben.<br />
Mit den „Hünenbetten“ im<br />
Umkreis der Lüneburger<br />
Heide begegnen uns die<br />
gleichen kulturellen Zusammenhänge,<br />
wie wir sie aus<br />
den Hochkulturen des Orients<br />
kennen. Hier wie dort existiert<br />
der „lebende Leichnam“<br />
nach der Scheinzäsur seines<br />
Todes weiter in dem Totenhaus,<br />
das ihm die noch<br />
„Diesseitigen“ errichtet<br />
haben. Dem Abgeschiedenen<br />
wurde oft mehr Ehre<br />
und Furcht, mehr Mühe<br />
und Fürsorge zuteil als dem<br />
Lebenden.<br />
Bei den Germanen bildete<br />
das Sterben wieder einen<br />
Übergang, eine Grenze.<br />
Der Verstorbene hatte zwei<br />
Möglichkeiten. Er konnte<br />
unter den verstorbenen Mitgliedern<br />
der Sippe in das<br />
Handeln und Denken der<br />
Lebenden einwirken oder in<br />
den Enkeln oder Urenkeln<br />
als Wiedergeborener erscheinen.<br />
Deshalb bekamen<br />
die nachgeborenen Kinder<br />
oft den Namen des Verstorbenen,<br />
damit er in ihnen<br />
weiterlebe.<br />
Für die frühzeitlichen Bestattungsrituale<br />
war eine Lärmentfaltung<br />
wichtig, um die<br />
Wiederkehr der Toten zu<br />
verhindern. Archäologische<br />
Funde lassen vermuten, dass<br />
31