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Stalin

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den, indem sie sich hineinsteigern in ihre selbstanklägerische rolle so, als glaubten sie persönlich,<br />

wessen sie sich bezichtigen. solch ein schauspiel - wahrhaftig, das gehört ins schauspiel, das gehörtsichaufgeführt,<br />

um seinen dramaturg als teuflisch zu entlarven. das gehört ins teater, dieses<br />

abbild unserer welt als ein teater, ein oftmals grausig tragisches.!<br />

REKTOR: na ja, die angeklagten werden als schauspieler auf ihre rolle sorgsam eingespielt.<br />

NAJDA: und wie?<br />

STALIN: wie das im einzelnen über die bühne geht, die hintergrundbühne, das ist schon wieder ein<br />

teater für sich. aber auf die aufführung eines solchen endlosteaters müssen wir verzichten - wenn<br />

wir uns auch einige filmausschnitte als kwintessenz nicht dadurchgehenlassen möchten.<br />

NADJA: entschuldigung, doch ich bin schon ein wenig verwirrt<br />

STALIN: Nadja, mach aus Deinem herzen keine mördergrube, gib Dich, wie Du bist - wir spielen<br />

hir nicht teater<br />

REKTOR: hir ganz unter uns ist's nicht vonnöten<br />

JOHANNES: als ob wir nicht vor uns selbst am meisten teater spielen, jedenfalls spielen möchten!<br />

NADJA: Josef, mein ehemann, Josef <strong>Stalin</strong> hat seinen beruf verfehlt - er ist ein teatermann?<br />

REKTOR: allroundman, der er ist, bewährt er sich zur abwechslung auch als geistlicher dichter von<br />

müsterienspielen und heiligendramen, und diese als staatsschauspiel<br />

NADJA: mein Josef ein tagträumer?<br />

REKTOR: ein dichter und denker, ein flötenspieler obendrein<br />

NADJA: der es mit weltfremden musen und nicht mit knochenharter politik halten will?<br />

STALIN: Nadja, beruhige Dich, ich halte es mit der inneren und nun auch äusseren einheit von<br />

kultur und politik<br />

REKTOR: schöpferisch, wie Josef <strong>Stalin</strong> ist, überbrückt er den uralten abgrund zwischen ideal und<br />

wirklichkeit, zwischen dichtung und praktisch-faktischem leben<br />

NADJA: mein mann - ein tagträumer oder ein pragmatiker<br />

JOHANNES: oder als tagträumer blutig realer realist - beides wie eins<br />

REKTOR: als sprung über den abgrund, garnicht sprunghaft<br />

JOHANNES: und doch ein abgrund ohnegleichen<br />

REKTOR: wenn der dichter zum realpolitiker wird, nicht mehr an der wirklichkeit vorbeilebt<br />

STALIN: realität dichterisch-sagenhafte wirklichkeit werdenlässt, wahrhaft märchenhafte<br />

REKTOR.: welche spuren werden alsdann durch solchen genius in die weltwirklichkeit<br />

hineingedrückt!<br />

JOHANNES: solche, vor der sich alle nachwelt bekreuzigen wird! vor lauter weltfremdheit welche<br />

auswirkung weltweit!<br />

REKTOR: wahrer, also wirklichsgetreuer ausgedrückt: der gegensatz zwischen dichtung und<br />

wahrheit, der als unversöhnbarer widerspruch erschien, er ist aufgehoben<br />

JOHANNES: um nun erst recht zu erscheinen<br />

NADJA: kluft nun erst recht - wo wie?

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