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Stalin

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versucht, dem gaukelspiel der macht zu erliegen, irrglaubens zu sein, wir könnten uns aus eigener<br />

kraft erlösen.<br />

STALIN: wir können, wir müssen selbsterlösung wagen.<br />

JOHANNES: miterlöser sollen wir dem einzig wahren Welterlöser werden - aber als selbsterlöser<br />

werden wir des satans mitzerstörer. Josef <strong>Stalin</strong> wähle, hoffentlich verwählt er sich nicht.<br />

DIREKTOR (eintretend): gute nachricht! Josef Dschugaschwili ist endgültig aus der haft entlassen.<br />

ich sage nicht: auf wiedersehen, ich meins gut, ich sag: auf nimmerwiedersehen!<br />

JOHANNES: in diesem wunsch können wir nur miteinstimmen.<br />

STALIN: und ob! Jekaterina hat das leben verabschiedet - mich hat es wieder, das leben! - (der<br />

raum dunkelt ab, bis wieder licht zum):<br />

I. AKT, 4. BILD, 13. szene<br />

GEFÄNGNISDIREKTOR: so oft wir auch ein auge zudrückten, nicht selten beide, sooft wir Josef<br />

Dschugaschwili mit der mindeststrafe davonkommenliessen - wir kamen an haftstrafen nicht<br />

vorbei.<br />

JOHANNES: er verlebte die ganzen zehn jahre von 1907 bis 1917 in Russland, davon fast sieben<br />

jahre im gefängnis, in der gefängniswelt - als sei ihm die welt ein einziges gefängnis.<br />

DIREKTOR: kein wunder, will er endlich daraus heraus, auf nimmerwiedersehen. inzwischen<br />

versteht er jedenfalls sein handwerk, seinen beruf als berufsrevolutionär, erfahrener und mit allen<br />

wassern gewaschener berufsrevolutionär, der er geworden ist.<br />

JOHANNES: da peitschen schüsse<br />

DIREKTOR: das erschiessungskommando ist einmal mehr am werk.<br />

JOHANNES: erschiessungskommando?<br />

DIREKTOR: wer nicht hören will, muss fühlen, notfalls solange, bis er nichts mehr fühlt.<br />

JOHANNES: was gibt es nur für gefühllose menschen!<br />

STIMMEN (schallen herüber): mensch, der hat vielleicht nerven - weck den kerl auf - das bringt<br />

mich regelmässig auf die palme, wie der es fertigbringt, seelenruhig zu schlafen, wenn unten im<br />

gefängnishof seine kameraden likwidirt werden.<br />

JOHANNES: von wem ist da die rede?<br />

DIREKTOR: von unserem Josef Dschugaschwili. er bringt es fertig zu schlafen, während kumpanen<br />

hingerichtet werden.<br />

JOHANNES: mein Gott, wie würde der erst mal reagiren, wenn sog. klassenfeinde abgeurteilt<br />

werden? wer erlöst die welt von solchen erlösern?<br />

DIREKTOR: ich - als gefängnisdirektor. er soll sich bei mir sehenlassen!<br />

STIMMEN: Koba - zum gefängnisdirektor kommen! - komm schon! - vielleicht bekommst Du zu<br />

hören, Du wärest der nächste, der erschossen wird. wollen sehen, ob Du dann vorher auch noch<br />

so seelenruhig pennen kannst.<br />

DIREKTOR: o, da kommt er, unser freund! die mithäftlinge zeigensichverwundert<br />

STALIN: weil ich schlafe? schlafen ist lebensnotwendig.

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