Stalin

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TROTZKI: das unmögliche wird möglich, grenzt ans wunderbare. die einkesselung Zarizüns kann
aufgebrochen werden.
STALIN: wir haben gewonnen. ich hab's geschafft, habe mich unterbeweisbestellt. siegesfeier
steht an!
II. AKT, 7. BILD, 6. szene
NAJDA: hörsich, siehsich das einer an!
STALIN: dieses volksfest als freudenfest
NADJA: wir hören böllerschüsse, hören kirchenglocken, sehen auf ein feuerwerk an freudenfeuer.
dazwischen hochrufe: ehre, wem ehre gebührt, unverwelklicher siegeslorbeer dem unsterblichen.
niemals wird Zarizün Stalins heldentat vergessen, daher die stadt fürderhin Stalingrad sichnennt.
STALIN (steht in siegerpose, nickt beifällig): ehre wem ehre gebührt, weihrauch muss her.
NADJA: grossartig, Zarizün wird nunmehr benannt nach dem grossen Stalin.
JOHANNES: nach Stalin? ach ja, nach der Stählernen Division, die der stadt eine nicht mehr für
möglich gehaltene wende bescherte.
STALIN (Johannes anstarrend): wie bitte? stählern ist zunächst und vor allem der eigens so genannte
Stalin.
NADJA: selbstredend wird Zarizün umbenannt nach unserem genossen Stalin, ganz so wie's
sichgehört.
STALIN: man hat schliesslich sein verdienst, das geehrtzuwerden verdient.
JOHANNES: wenn jeder verdient, was er verdient - wer ist vor der hölle sicher?
STALIN: mein gegenüber bestimmt nicht.
JOHANNES: widerspräche ich, ich wäre wahrhaft reif für die hölle.
NADJA: Bisweilen gehen städte dazu über, verdiente bürger zu ehrenbürger zu erklären, ihnen
gar in ihrem zentrum ein denkmal zu errichten. doch wenn sich eine stadt sogar dazu versteht, sich
den namen eines ihrer bürger zu geben, das ist einsame klasse. Stalingrad, ein einziges denkmal!
JOHANNES: Zarizün als Stalingrad ein einziges denkmal? jeder ist gemahnt: denk mal nach, was
Stalin hir getan.
STALIN: nachdenkenswert, wie es schliesslich ist.
JOHANNES: Freilich, auf dauer denken wir gerne an das nur zurück, was freudemacht.
NADJA: wertvoll, wie es ist. unangenehmes dagegen wollen wir vergessen, verdrängen
JOHANNES: ob das, was ein Stalin hir getan, zu allen zeiten als gültiger wert wohl gilt?
STALIN: Ist er wirklich Johannes, der apostel, der nicht stirbt, wird Er es ja erleben.
JOHANNES: wie es überzeitlich und überräumlich gültige werte gibt, die es anzuerkennen gilt -
was sich alsdann niederschlägt in unserer denkmalspflege.
NADJA: gewiss, auf dauer pflegen wir nur, was dem gedenken echten wertes gilt. hört, hört!
(hochrufe werden wieder laut)
STALIN: pope, was Deine kristlich-johanneische kirche anbelangt
NADJA: unseres unsterblichen Iwans denkmal