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Stalin

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71<br />

TROTZKI: aber bitte doch - kristliche demut<br />

JOHANNES: ist eben kein produkt minderwertigen ressentiments, sooft sich dieses auch damit<br />

teuflisch geschickt zu tarnen versteht. auf die innere gesinnung kommts jeweils an. ist die echt, fällt<br />

die entscheidung recht.<br />

TROTZKI: und ich stehe da als machtbesessen<br />

JOHANNES: hochgemutheit ist demütig genug, solch äusseren schein gegen sich sprechen- und<br />

sich verleumdenzulassen, weil demut hochgemut genug, um der wahrheit willen sichdurchzusetzen.<br />

hauptsache, wir können vor Gottes unbestechlichem richterblick bestehen.<br />

TROTZKI: da, das telefon! (nimmt den hörer) hir Trotzki - wer da? - ach ja, büro Lenin. ob ich die<br />

georgische angelegenheit zu übernehmen gedächte? bedauere, das ist mir im augenblick nicht<br />

möglich. später. es ist schon nie zuspät. auf den rechten augenblick kommt's an. der eben ist jetzt<br />

nicht gekommen, bald, jetzt noch nicht, keine vorschnelle naherwartung bitte! was wir genossen<br />

Lenin sagen sollen? ganz schlicht der grund: mein angeschlagener gesundheitszustand - nicht der<br />

Lenins, mein eigener - also dabei bleibt's: meine schlechte gesundheit verbietet mir derzeit ein<br />

solches engagement. auf wiederhören! (legt den hörer ein)<br />

JOHANNES: flüchten wir uns in die krankheit, können wir darüber tatsächlich krank werden,<br />

sterbenskrank sogar.<br />

TROTZKI: wie bitte?<br />

JOHANNES: ich meinte nur so.<br />

TROTZKI: ach so<br />

JOHANNES: 'ach!', was alles kann in diesem schlichten ausruf liegen!<br />

TROTZKI: Er selber sagte 'ach' jetzt eben, betonter als ich es sagte<br />

JOHANNES: ach ja - jedesmal sag ich's, wenn möglichkeiten zur entscheidung von uns scheiden,<br />

solche im kleinen, solche im grossen. ach, ach, ach!<br />

TROTZKI: genug der 'acherei'! sehen Sie es bitte nicht als flucht an, als ausflucht, aber mich rufen<br />

geschäfte, die keinen aufschub dulden - und dabei bin ich gesundheitsmähsig nicht einmal so<br />

richtig auf dem damm. (geht ab)<br />

JOHANNES: Gott befohlen - das allerdings ist dringend zu empfehlen, ach ja.<br />

III. A K T, 11. BILD, 13. szene<br />

NADJA: die ereignisse nehmen ihren gang<br />

STALIN: und genosse Lenin kann nichts mehr ingangbringen.<br />

JOHANNES: die zeit, in der er wirken konnte, ist vorbei - neigtesich bereits in der endzeit seines<br />

lebens der wirkungslosigkeit entgegen.<br />

NADJA: obwohl er bis zuletzt voll bei bewusstsein war<br />

JOHANNES: und hoffentlich noch vor seinem sterben gelegenheit nahm, sich auf den Schöpfer<br />

auszurichten, betend ins jenseits zu wechseln.<br />

NADJA: er glaubte nicht an den tod als übergang zum eigentlichen, weil zum ewigen leben.<br />

STALIN: das in der tat hienieden zu suchen und auch zu finden ist, daher wir verpflichtet sind,

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