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Stalin

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NADJA: na ja, der befund über krankheitsverlauf und tode unseres genossen Lenin nimmt sowieso<br />

viel mehr platz, weil viel mehr aufmerksamkeit in anspruch.<br />

STALIN: ganz recht, da interessirt Frunses tod nur am rande, wenn überhaupt. - na ja, in letzter<br />

zeit lag Frunse nicht mehr richtig auf unserer linie.<br />

REKTOR: der gnadentod kam gerade recht, unserer sache aufzuhelfen.<br />

STALIN: seiner eigenen am meisten. "vielleicht soll es gerade so sein, dass die alten genossen so<br />

leicht und so einfach ins grab sinken..."<br />

NADJA: in der narkose sterben, völlig schmerzfrei - was wolllen wir mehr?<br />

JOHANNES: weiterleben zb.<br />

STALIN (sein ton klingt überzeugend): es ging leider nicht an. Frunse kann sich nicht beklagen,<br />

geschweige uns anklagen. in anbetracht seiner früheren verdienste erwiesen wir ihm nun einen<br />

freundesdienst. und den allerletzten will ich ihm keineswegs versagen. wir werden ihn auf dem<br />

Roten Platz beisetzen. ich werde persönlich das wort ergreifen und meiner "grenzenlosen trauer"<br />

ausdruckgeben.<br />

JOHANNES: in der tat, Josef <strong>Stalin</strong> ist echt traurig<br />

STALIN: vor trauer ist mir selber sterbensübel.<br />

JOHANNES: echt traurig, auch wenn die rechte nicht weiss, was die linke tut bzw. umgekehrt.<br />

STALIN (abwechselnd auf Johannes und den Rektor schauend) man diesen und jenen nebensichlaufen<br />

hat, als wären wir drei irgendwie wie eins.<br />

NADJA: ich erlebe es immer wieder, wie Josef um plötzlich verstorbene freunde trauert<br />

REKTOR: so als wären es alle kleine Lenins, denen er entsprechend freundschaftlich zugetan.<br />

NADJA: genau, ganz genau so verhält es sich. (sich an <strong>Stalin</strong> schmiegend) Josef ist ein edler<br />

mensch. die fähigkeit, echt zu trauern, stirbt heutzutage aus.<br />

REKTOR: gemein wie die menschen werden, die es daher umzuerziehen gilt. da. der trauermarsch<br />

spielt bereits auf.<br />

NADJA: Josef selber könnte der komponist sein. seine trauer ist so echt, wie die trauermusik<br />

rechte kunst.<br />

STALIN: Nadja, ich möchte es nicht erleben, wenn Dir etwas zustiesse. meine trauer liesse es<br />

nicht zu, selber weiterzuleben.<br />

NADJA: Josef, ich bleib Dir schon erhalten.<br />

STALIN: dafür werde ich sorgen. - (zu Johannes) medizinischer mord ist selbstredend ein<br />

verbrechen.<br />

JOHANNES: darüber gibt's keine diskussion.<br />

STALIN: aber für schwerverbrecher ist keine strafe schwer genug.<br />

JOHANNES: hüten wir uns, verbrecher zu werden, schwerverbrecher gar noch. wo verbrechen, da<br />

ist die strafe nicht mehr allzufern.<br />

STALIN: unbedingt<br />

JOHANNES: um des Unbedingten, um göttlicher gerechtigkeit wegen, ausgleichende gerechtigkeit

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