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Stalin

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soll, unüberhörbar doch.<br />

GESANG (dröhnt in den raum hinein) "uns erzog <strong>Stalin</strong> zur treue dem volke, zu arbeit und siegen<br />

hat er uns entflammt..."<br />

STIMMEN (um die wette schreiend): "grosser führer des sowjetischen volkes, führer des weltproletariats<br />

- grosser freund der kinder - ebenso freund der frauen, der kolchosbauern, der künstler,<br />

der bergleute und der schauspieler, der taucher und der langstreckenläufer, fortsetzer von<br />

Lenins werk, grosser meister der mutigen revoluzionären entscheidungen und der scharfen wendungen,<br />

schöpfer der stalinschen verfassung, umgestalter der natur, grosser steuermann, grosser<br />

stratege der revoluzion, grösster feldherr, marschal, generalissimus, bannerträger des Kommunismus,<br />

vater der völker, vater, führer, freund und lehrer, grosser internazionalist, ehrenpionir,<br />

ehrenakademiker, genius der menschheit, korifäe der menschheit, grösster genius aller zeiten und<br />

völker... es lebe unsere partei in person des genossen <strong>Stalin</strong>." (erst werden die epiteta schnell<br />

hintereinander ausgerufen, dann alle zusammen, gemeinsam, wild durcheinander. dann donnernder<br />

beifall. schliesslich eine<br />

EINZELSTIMME: jetzt ist unsere messianische heilsbewegung eine gewaltige, unbesiegbare<br />

macht, vor der alle unheilswelten als unterwelten in ihren abgrundfesten erzittern. an der spitze<br />

dieser urgewaltigen macht steht der grosse <strong>Stalin</strong>, der grösste der grossen, der Heilige Vater, der<br />

papst der päpste. (beifallsorkan wird immer orkanartiger)<br />

STALIN: (Johannes fixirend) nun, was sagst Du jetzt? beifall bei heiligsprechungen ist nichts dagegen.<br />

JOHANNES: heiligsprechungen können platzgreifen erst nach dem tode<br />

REKTOR: um abzulenken vom wahren heil, dessen die heilsbedürftigen menschen endlich innegeworden<br />

sind. nunmehr gilt die litanei der ehrentitel dem, dem sie auch wirklich gebühren.<br />

STALIN: der zwang der wahrheit zwingt eben unwiderstehlich.<br />

REKTOR: als wir dieser tage den heerführer Jona Jakir hinrichtenlassen mussten, da rief er noch<br />

mit der kraft des letzten atemzuges: "es lebe der genosse <strong>Stalin</strong>". die strafe war hart, aber derart<br />

gerecht, dass der bestrafte noch sterbend der wahren gerechtigkeit die verdiente ehre gab.<br />

STALIN: sein letztes wort war busse - dringend nötige.<br />

NADJA: Josef, ich traf soeben den geschäftsführer eines teaters. er ist zu zehn jahren zwangsarbeit<br />

verdonnert, weil er Deine büste hinter die kulissen getragen und mit dem gesicht zur wand<br />

abgestellt hatte.<br />

STALIN: eigentlich hätte er an die wand gestellt gehört.<br />

REKTOR: so wär's würdig und recht.<br />

NADJA: recht ungerecht, muss ich doch schon sagen.<br />

STALIN: wie bitte?<br />

NADJA: dann traf ich einen häftling, der sichstrafbarmachte, weil er mitangehört hatte, wie jemand<br />

einen witz über Josef <strong>Stalin</strong> gemacht, den witzbold aber nicht angezeigt hatte.<br />

REKTOR: wer blasfemien duldet, ist ein blasfemiker. die gehören nicht geduldet.

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