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Stalin

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32<br />

DIREKTOR: die menschheit scheint Dir nur ein wolfsrudel - willst aber keineswegs draus ausscheren.<br />

STALIN: ist schon der mensch dem menschen ein wolf, dann lasst uns also wölfischer als alle<br />

wölfe sein, um richtig übermenschlich und den mitmenschen über werdenzukönnen.<br />

JOHANNES: wo wir doch nachfolgen könnten und sollten dem Lamm Gottes, das uns allein erlösen<br />

kann von unserer wölfischen unnatur.<br />

STALIN: wir werden's schon schaffen mit der erlösung, freilich nicht mit Deiner lammsfrommen art.<br />

terror bedingt gegenterror, nur wölfe werden mit wölfen fertig. - morgen geh ich auf wolfsjagd (leise<br />

auflachend) und den Malinowski, den kriegen wir auch noch. trau, schau, wem - also trau keinem.<br />

alle nur wölfe, alle! (stiert auf Johannes, zeigt auf ihn) na ja, der da ausgenommen, aber der zählt<br />

als irrer, zählt also nicht mit, nicht einmal in seiner eigenen kirche bei seinen eigenen mitarbeitern.<br />

DIREKTOR: Du einmal als chef - welcher mitarbeiter wäre da wohl sicher? pah, hir bin ich der<br />

boss, hir im gefängnis. und da sind wir vor Dir sicher. so wird's auch weitergehen.<br />

JOHANNES: das einzige, was sicher ist, dürfte eine recht unsichere zukunft sein.<br />

DIREKTOR: gut, dass es sicherheitsbehörden gibt, mit mir sogar gute.<br />

JOHANNES: wehe uns, wenn nicht Gott selbst unsere letzte sicherheit!<br />

STALIN: sicher ist, dass unsere sache trotz allem siegen wird, unsere neue kirche. dann hat's mit<br />

aller unsicherheit ein ende<br />

JOHANNES: dessen bin ich mir allerdings nicht unbedingt sicher.<br />

STALIN: wir werden es beweisen - lasst uns nur machen!<br />

DIREKTOR: besser nicht.<br />

STALIN: also was nun zurzeit unbestritten sicher ist: die wohnlichste aller landschaften ist dieses<br />

Sibirien nicht. "ich wäre glücklich, wenn mir jemand ab und zu eine ansichtskarte mit einer landschaft<br />

sendete. die natur in diesem verfluchten land ist hässlich und karg... ich bin ganz krank vor<br />

sehnsucht nach einer landschaft, und wenn sie nur auf dem papir ist... allmählich nur gewöhne ich<br />

mich an den ort."<br />

JOHANNES: in der tat, die natur ist hir streng und rau, und der mensch, der hir zu leben hat, soll<br />

sichhüten, nicht auch ein herz von frost und eis zu bekommen.<br />

STALIN: wir sind hier im schnee vergraben (entpsrechende bilder filmisch darbieten!) - und immer<br />

wieder kann einem imverlaufe dieses unerbittlichen sibirischen winters klarwerden, wiewenig ein<br />

menschenleben zählt; als wär's nur eine flocke im gestöber.<br />

JOHANNES: und doch, Du, Josef, gilst als der meister der kleinarbeit, nicht sosehr des grossen<br />

wurfes. als apparatschick weisst Du, wie vom kleinen zum grossen zu kommen ist. im kleinsten<br />

liegt grösstes; das schneegestöber wäre nicht grossartig ohne seine astronomisch zahlreichen<br />

flocken - wie das weltall nicht ohne seine sonnen und planeten, die aufs grosse ganze gesehen<br />

auch nur flocken im gestöber, atom im wirbel. aber mit all seinen kleinigkeiten, welch ein grosses<br />

abbild ist dieses weltall zur überwelt!<br />

STALIN: ist der der einzelne kleine mensch nicht doch nur ein nichts imvergleich zum grossen

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