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seren apostel, der solange noch überleben muss, bis er sichgeschlagen gibt<br />
REKTOR: mit der immer weniger werdenden schar seiner gläubigen, die angesichts des übermhsses<br />
an leiden in dieser unserer welt schliesslich auch nicht mehr gläubige genannt werden wollen,<br />
ungläubig wie selbst sie geworden sind<br />
STALIN: weil selbst sie sich verzweifelnd fragen müssen: wie ist das nur möglich, dieses leiden,<br />
das immer himmelschreiender noch wird<br />
JOHANNES: weil es nicht zuletzt auf <strong>Stalin</strong> und seinerähnlichen schuldkonto geht - ja, das frage<br />
ich mich bereits jetzt<br />
STALIN UND REKTOR: hört, hört, hört!<br />
JOHANNES: wie kann Gott das zulassen, soviel spielraum menschlicher freiheit einzuräumen?<br />
NADJA: hm, müssten wir menschen uns dann nicht an die eigene nase fühlen? - (mehr für sich,<br />
halblaut) mein mann, Josef, ein übermensch, weil der mensch eines übermahses an freiheit?<br />
JOHANNES: und einer unvorstellbaren grossen verantwortung, für die er von ewigkeit zu ewigkeit<br />
geradestehen muss, weil dem Schöpfer die leiden Seiner schöpfung alles andere als gleichgültig<br />
sind, die selbstverschuldeten Seiner geschöpfe erst recht nicht.<br />
IV. AKT, 14. BILD, 4. szene<br />
NADJA: Josef, bevor wir fortfahren, tiefschürfende religiöse fragen aufzuwerfen - erlaub die frage:<br />
wozu eigentlich all diese prozesse (hebt die akten, die neben <strong>Stalin</strong> liegen), warum musst Du Dir<br />
mit Deiner dramaturgi so schrecklich viel arbeit machen?<br />
STALIN: schuldige sind zu suchen, leider auch auffindbar für gewisse fehlleistungen, die bei unserem<br />
reformwerk unterliefen.<br />
NADJA: ach ja, die reformen, die unsere regirung <strong>Stalin</strong> inswerkgesetzt, stossen bei den reformirten<br />
auf scharfe kritik, bei den bauern zumal.<br />
STALIN: kritiker sind zu kritisiren. es gibt eine kritik der kunst und wissenschaft und deren politik,<br />
aber die kritik selber ist auch eine kunst, die meine kritiker leider nicht beherrschen.<br />
NADJA: Du hast von ihrer kritik profitirt. unsere armee rekrutirte sich in ihrem hauptbestandteil aus<br />
bauern, die die zarenwirtschaft kritisirten, der parole der Bolschewisten vertrauten: "alles land den<br />
bauern."<br />
STALIN: wir bleiben unserer parole treu: die landwirtschaft soll sichzusammensetzen aus grossen<br />
getreidefabriken.<br />
NADJA: wenn zwei dasselbe sagen, können sie alles andere als dasselbe meinen?<br />
STALIN: tüpisch für die bauern ist deren bauernschläue - sie dürfensich nicht wundern, sind andere<br />
auch nicht dumm, schlauer sogar als sie. schliesslich war uns bekannt: ohne die hilfe der<br />
bauern muss unsere revoluzion scheitern.<br />
NADJA: aber da die revoluzion gelang mithilfe eben der bauern kommen diese, unser wahlversprechen<br />
anzumahnen. über dieser klage kommt es nun zu einem regelrechten bauernkrieg.<br />
STALIN: aus wahlkampf wurde inzwischen bürgerkriegskampf, doch mit starkem ungleichgewicht<br />
der kräfte. unsere Rote Armee setztesichzusammen aus bauern - die armee der bauern, die ihrer