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Stalin

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72<br />

genosse Lenins vermächtnis zu beherzigen, einen paradiesischen arbeiter- und bauernstand zu<br />

errichten.<br />

NADJA: Josef, es unterliegt für mich keinen zweifel, Du trauerst ehrlich um unseren verstorbenen<br />

Lenin - umso schlimmer finde ich es, wenn böswillige gerüchte kursiren<br />

STALIN: verleumdungen<br />

NADJA: der unart, Du hättest aus dem hinterhalt operirt und Lenin vergiftenlassen.<br />

JOHANNES: genährt werden solche gerüchte durch notizen, die der sterbende noch zu papir<br />

brachte<br />

NADJA: in der tat, ich war dabei, als er schrieb: "Trotzki sagen, allen sagen, ich bin vergiftet."<br />

JOHANNES: echte trauer, möglich, aber bisweilen weiss die rechte wirklich nicht, was die linke tut.<br />

STALIN: zumal nicht bei sterbenden. wir werden ja wohl wirre fieberfantasien eines sterbenden<br />

nicht für bare münze nehmen wollen.<br />

NADJA: kein wirklich rechtsstaatliches gericht würde solche anklage akzeptiren<br />

JOHANNES: kein gericht hienieden, würde solche unbeweisbare anklage akzeptiren - vorausgesetzt,<br />

es ist kein willkürgericht.<br />

STALIN: willkürgericht gibts in der Sowjetunion bekanntlich nicht.<br />

JOHANNES: kein gericht, das diesen namen verdient, würde solche anklage akzeptiren, endlich<br />

begrenzt wie unsere menschliche erkenntnis nun einmal ist.<br />

NADJA: hm, ich entsinne mich, der pope sagte früher im religionsunterricht: wo nachweisbare<br />

endlichkeit, gar solche in bedürftigkeit, da ist beweis für ewigkeit.<br />

JOHANNES: und wo nur endlich begrenztes gerichtswesen möglich, da fingerzeig auf die wirklichkeit<br />

eines absolutunendlichen gerichts, das für unsere ewigkeit entscheidend ist, unfehlbar sicher.<br />

NADJA: aber immerhin, können wir menschen auch nur begrenzt und fehlbar nach gerechtigkeit<br />

fahnden, streben können wir danach<br />

JOHANNES: und damit beweisen, wie es gerechtigkeit an sich schon gibt<br />

NADJA: daher wir solche ungerechten, weil verleumderischen gerüchte über meinen mann vor<br />

gericht bringen und belangenlassen müssten.<br />

STALIN: eigentlich ja<br />

NADJA: aber matematisch bündiger beweis fürs selbstverständliche, für Josefs unschuld, ist leider<br />

nicht zu erbringen.<br />

JOHANNES: vieles bleibt hienieden ungerecht, aber das bestreben nach ausgleichender gerechtigkeit<br />

NADJA: damit nach dem sinn des lebens<br />

JOHANNES: ganz recht, dieses alles lässt uns ein allwissendes gericht und einen entsprechend<br />

absolut unfehlbaren urteilsspruch im jenseits als vernünftig, weil glaubwürdig postuliren.<br />

STALIN: also langsam wird's mir zubunt, zutoll.<br />

NADJA: ja, armer Josef - aber Dein zukünftiges leben wird beweisen, wie unsubstantiirt diese

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