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DIE GOTTESFRAGE HEUTE - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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solche enträtselt, beherrschbar und manipulierbar gemacht. Daher ist Gott in der modernen Welt<br />

nicht mehr sichtbar und erfahrbar. Damit sind viele Stützen weggefallen, die früher die Bejahung<br />

Gottes erleichtert haben. Damit steht die Entscheidung für Gott und für seine Offenbarung mehr<br />

auf sich selbst, wodurch sie allerdings auch wiederum reiner wird. Während man früher in den<br />

Naturvorgängen das unmittelbare Wirken Gottes erfuhr, im Donner etwa, im Regen und in den<br />

Jahreszeiten, erklärt man diese Vorgänge heute natürlich, wenn auch nur systemimmanent. Aber<br />

warum sollte man aus dem System ausbrechen?<br />

Also: Wichtige Stützen für den Gottesgedanken sind dem Menschen heute entzogen durch den<br />

Fortschritt der Naturwissenschaften, die die Welt und das Universum enträtselt haben, wenigstens<br />

bis zu einem gewissen Grad. Diese Stützen waren allerdings zeitbedingt und gründeten in<br />

mangelndem Aufgeklärtsein. Deshalb braucht man ihnen auch nicht nachzutrauern, zumal der<br />

Gottesgedanke ohne diese Stützen gereinigt wird. Wir müssen heute zur Kenntnis nehmen, dass<br />

Gott nicht eine weltliche Ursache, eine Ursache neben anderen, eine „causa secunda“, ist, dass er<br />

vielmehr die „causa prima“ ist, die hinter allen weltlichen Ursachen steht, hinter allen „causae<br />

secundae“, die als solche radikal transzendent verstanden werden muss.<br />

Unsere Welt ist dank ihrer systematischen Erforschung entgöttert. Wir leben in einer Welt, die<br />

auch ohne Gott erklärt werden kann, in die Gott nicht mehr einzugreifen scheint, die gottfern,<br />

gottfremd oder gottlos geworden ist. Demgemäß spielt Gott auch im öffentlichen Leben keine<br />

Rolle mehr. Man spricht nicht mehr <strong>von</strong> ihm. Man meint ihn nicht mehr nötig zu haben. Man<br />

denkt nicht mehr an ihn und fragt nicht mehr nach ihm. Wenn aber Gott in der Erfah-rungswelt<br />

des Menschen nicht mehr vorkommt, dann ist es verständlich, dass er mit ihm nicht mehr rechnet<br />

und dass er mit ihm nicht mehr viel anfangen kann, dann ist es verständlich, dass er mit dem<br />

Begriff Gott keinen Sinn mehr verbindet und dass die Gottesfrage bedeutungslos und belanglos<br />

wird 20 .<br />

7. Atheismus heute.<br />

20 Vgl. Emmerich Coreth, Gottesfrage heute (Entscheidung. Eine Schriftenreihe, Hrsg. <strong>von</strong> Alfonso Pereira),<br />

Kevelaer 1969, 9 f.

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