DIE GOTTESFRAGE HEUTE - von Prof. Dr. Joseph Schumacher
DIE GOTTESFRAGE HEUTE - von Prof. Dr. Joseph Schumacher
DIE GOTTESFRAGE HEUTE - von Prof. Dr. Joseph Schumacher
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
35<br />
antwortet darauf der Weltaufsichtsrat: „Die Menschen sind heute nie allein. Wir lehren sie den<br />
Hass gegen die Einsamkeit@ 48 .<br />
Der Gottesgedanke gehört deshalb zum Menschen, weil nichts natürlicher ist für den zum geistigen<br />
Selbstbewusstsein erwachten Menschen, als nach dem Grund des eigenen Seins zu fragen.<br />
Im Bedenken des eigenen Seins geht es ihm aber auf, dass sein Sein nicht in sich selbst steht,<br />
dass es nicht absolut ist, dass es jedoch auf ein Absolutes hinweist. Es ist dem Sein nun einmal<br />
eigentümlich, dass es „dem Absoluten verfallen ist“. So sagt es Elimar <strong>von</strong> Fürstenberg in seinem<br />
Buch „Der Selbstwiderspruch des philosophischen Atheismus 49 .<br />
Der Atheismus ist nicht das Ergebnis des Denkens. Ganz im Gegenteil. Letztlich gründet er in<br />
einem widersprüchlichen Frageverbot, das aus irgendwelchen affektiven oder voluntativen<br />
Ursprüngen seine Wirksamkeit bezieht 50 .<br />
Die gesamte abendländische Philosophie zeigt uns, wenn auch in je verschiedenen Nuancierungen,<br />
dass der Mensch ein Wissen um eine erfahrungsjenseitige Tiefendimension des Daseins hat,<br />
dass sich das endliche Dasein des Menschen <strong>von</strong> daher nicht ohne Bezug zur Transzendenz<br />
vollziehen kann. Das aber ist der Ansatz für die Gottesbeweise.<br />
Das Wort „Gott” ist aus dem Wortschatz der Menschen nicht zu tilgen. Solange der Mensch sich<br />
noch nicht zu einem findigen Tier zurückentwickelt hat, bleibt dieses Wort zumindest als<br />
Hinweis auf eine offene Frage in seinem Bewusstsein 51 . „Jeder weiß (ungefähr), was es bedeutet,<br />
und jeder nimmt denkend oder fühlend, bewusst oder unbewusst auch irgendwie Stellung zu<br />
1997, 202.<br />
48 Aldous Huxley, Schöne neue Welt. Ein Roman der Zukunft (Fischer-Taschenbücher, 26), Frankfurt/M.<br />
49 Elimar <strong>von</strong> Fürstenberg, Der Selbstwiderspruch des philosophischen Atheismus, Regensburg 1960, 8.<br />
3 1976, 488.<br />
50 Georg Siegmund, Der Kampf um Gott. Zugleich eine Geschichte des Atheismus, Buxheim / Allgäu<br />
51 Hans Jürgen Schultz, Hrsg., Wer ist das eigentlich - Gott?, München 1969, 25 (Albert Görres, Gesichtspunkte<br />
der Tiefenpsychologie).