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DIE GOTTESFRAGE HEUTE - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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Der Trend zum Fideismus, wie er deutlich wird vor allem in der Skepsis gegenüber der natürlichen<br />

Gotteserkenntnis und gegenüber dem Weg zum Gott der Offenbarung über den Gott der<br />

Philosophen, ist heute nach wie vor dominant, auch innerhalb der katholischen Theologie, speziell<br />

in der Gestalt, dass man den trinitarischen Gott der Offenbarung gegen den monotheistischen<br />

Gott der Philosophen ausspielt und dabei das Dogma vom dreifaltigen Gott gewissermaßen<br />

überakzentuiert.<br />

Um noch einmal Henri de Lubac zu zitieren. Er erklärt: „Worauf sollte eine solche Beweisbarkeit<br />

gründen, wenn nicht, wie jede Beweisbarkeit, in einer allgemeinen Gewissheit derselben<br />

Ordnung? Nun ist Gott einzig in seiner Ordnung …“ 90 .<br />

12. Gott als irrationales Erlebnis.<br />

Ein latenter Fideismus verdrängt heute in der katholischen Theologie vielfach die Wertschätzung<br />

der „ratio“. Das ist unverkennbar. Man gibt der Auseinandersetzung mit dem Atheismus auf der<br />

Basis der Vernunft weithin keine Chance mehr und übernimmt damit protestantische Positionen,<br />

die freilich heute teilweise innerhalb der protestantischen Theologie schon wieder überwunden<br />

sind. Wenn es keine Auseinandersetzung mit dem Atheismus auf dem Fundament der „ratio“<br />

gibt, dann ist jeder prinzipiellen Auseinandersetzung mit ihm der Weg abgeschnitten. Dann kann<br />

man nur noch rein pragmatisch argumentieren, nicht mehr prinzipiell 91 .<br />

Die Zeitung „Die Welt“ berichtete kürzlich über eine Talkshow im Zweiten Deutschen Fernsehen,<br />

in der es um das Buch „Der Gotteswahn“ <strong>von</strong> dem Evolutionsbiologen Richard Dawkins 92<br />

ging. Mit dem Autor diskutierten in jener Sendung der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche<br />

Deutschlands Wolfgang Huber, der CDU-Politiker Heiner Geissler und der Weihbischof <strong>von</strong><br />

Hamburg Hans-Joachim Jaschke. Der Letztere wandte gegenüber Dawkins ein, das Christentum<br />

gebe mit seinem Theismus eine Antwort auf die Fragen: Warum lebe ich? Warum liebe ich?<br />

Warum leide ich? Huber meinte: Ohne das Christentum kann man die Liebe nicht verstehen. Und<br />

90 Henri de Lubac, Vom Erkennen Gottes, Freiburg 1941, 29.<br />

91 Vgl. Publik-Forum 4, 1982 (Streitgespräch: Weger - Eicher).<br />

92 Berlin 2007 („The God Delusion“).

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