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DIE GOTTESFRAGE HEUTE - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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Wir wissen also um den Gott der Philosophen, wir glauben aber an den Gott der Offenbarung. Im<br />

einen Fall stützt sich unsere Erkenntnis auf Eigeneinsicht, im anderen auf Fremdeinsicht, die allerdings<br />

in ihrer Glaubwürdigkeit durch Eigeneinsicht erkannt werden muss.<br />

Von Wissen sprechen wir, wenn wir eine Erkenntnis auf Grund <strong>von</strong> Eigeneinsicht erlangt haben,<br />

<strong>von</strong> Glauben, wenn wir eine Erkenntnis durch Übernahme <strong>von</strong> Fremdeinsicht erlangt haben,<br />

durch die Annahme eines glaubwürdigen Zeugnisses. Auf die Prüfung des Zeugnisses kann der<br />

Mensch nicht verzichten, sofern er ein geistiges, ein vernunftbegabtes Wesen ist, auf die Prüfung<br />

des Zeugnisses darf er nicht verzichten, sofern er als geistiges Wesen sittlich verantwortlich ist.<br />

Wir müssen den Gottesglauben <strong>von</strong> dem Gotteswissen unterscheiden. Im einen Fall geht es um<br />

das, was wir mit Hilfe der ratio, in Eigeneinsicht, also philosophisch-spekulativ <strong>von</strong> Gott erkennen<br />

können, im anderen Fall um das, was uns durch die Offenbarung als Selbstmitteilung <strong>von</strong><br />

Gott her zugekommen ist, wobei wiederum mit Hilfe der „ratio“, durch Eigeneinsicht, festgestellt<br />

sein muss, dass es sich hier tatsächlich um Gottes Offenbarung und nicht um menschliche<br />

Fiktion, um menschliche Phantasie, um leere und unbegründete Behauptungen. handelt. Wissen<br />

ist Erkenntnis durch Eigeneinsicht, Glauben ist Erkenntnis durch Fremdeinsicht.<br />

Wir müssen also wohl unterscheiden zwischen Glauben im Sinn <strong>von</strong> Meinen oder Vermuten und<br />

Glauben im strikt theologischen Sinn. Dann verstehen wir den Glauben als vernünftige Übernahme<br />

<strong>von</strong> Fremdeinsicht.<br />

Es ist die Aufgabe der Fundamentaltheologie, die Vernünftigkeit der Übernahme dieser Fremdeinsicht<br />

im Hinblick auf die Tatsache der göttlichen Offenbarung aufzuzeigen. Wir sprechen hier<br />

<strong>von</strong> der Kredibilität und <strong>von</strong> der Kredentität der Offenbarung. Die Aufgabe der Philosophie ist<br />

es dann, die Existenz Gottes und seine grundlegenden „Attribute“ zu verifizieren und damit der<br />

Fundamentaltheologie die Basis zu geben. Faktisch erfüllt die Fundamentaltheologie diese Aufgabe<br />

allerdings nicht selten selber, wenn sie nicht <strong>von</strong> vorn-herein vor ihrer Aufgabe resigniert.<br />

Der Oberbegriff <strong>von</strong> Glauben und Wissen ist Erkenntnis. Glauben ist übernatürliche Erkenntnis,<br />

Wissen natürliche Erkenntnis. Demnach weiss ich um den Gott der Philosophen und glaube an

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