24.11.2013 Aufrufe

DIE GOTTESFRAGE HEUTE - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

DIE GOTTESFRAGE HEUTE - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

DIE GOTTESFRAGE HEUTE - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

70<br />

gensatz, den zwischen Schöpfer und Geschöpf, vom Geschöpf her überbrücken zu wollen ... “.<br />

Von daher gesehen haben die Vertreter der Dialektischen Theologie immer wieder betont, das<br />

Christentum sei nicht mit der Kategorie der Religion zu belegen. Alle Religionen seien Menschenwerk,<br />

allein das Christentum sei Gottes Werk. Deswegen dürfe, könne man das Christentum<br />

nicht als Religion verstehen. Die Religionen könnten dem Menschen keinen Zugang zu Gott<br />

eröffnen, das könne allein die Offenbarung 98 . Es ist eine Grundposition der Dialektischen Theologie,<br />

dass es absolut verfehlt ist, das Christentum als Religion zu bezeichnen. Das Christentum<br />

ist in diesem Verständnis nicht als Religion zu bezeichnen, sondern als Offenbarung. Damit will<br />

man darauf aufmerksam machen, dass die Religionen <strong>von</strong> den Menschen gemacht sind, das<br />

Christentum hingegen Gott zum Urheber hat.<br />

Um diese Position halten zu können, ist Karl Barth bemüht zu beweisen, dass Paulus das Gegenteil<br />

<strong>von</strong> dem gemeint hat, was er Röm 1,19 f geschrieben hat. Die ersten beiden Kapitel des<br />

Römerbriefes sind die Magna Charta der natürlichen Gotteserkenntnis. An der Stelle Röm 1, 19<br />

stellt Paulus fest, man könne Gott aus der Schöpfung erkennen. Diese Stelle interpretierend,<br />

erklärt Barth indessen, Paulus schreibe, dass man Gott nicht aus der Schöpfung erkennen könne,<br />

obwohl doch offenkundig das Gegenteil der Fall ist. Der evangelische Theologe Gollwitzer (+<br />

1993) schreibt im Hinblick auf diese Stelle immerhin noch, Gottes Existenz sei nicht beweisbar<br />

„trotz seines Bezeugtwerdens durch seine Schöpfungswerke“ 99 gemäß Röm 1, 19. Aber wenn<br />

Gott durch seine Schöpfungswerke bezeugt wird - so sollte man meinen -, dann können wir ihn<br />

doch auch aus diesen seinen Werken erschließen und in ihnen erkennen. Was anderes aber sollte<br />

der Gottesbeweis meinen, wenn er nicht die Erkenntnisgründe aus dieser Bezeugung herausheben<br />

will?<br />

Rudolf Bultmann charakterisiert die Position der Dialektischen Theologie verständlich und einprägsam,<br />

wenn er sagt: „Der Mensch, der an Gott ... glauben will, muss wissen, dass er nichts in<br />

der Hand hat, woraufhin er glauben könnte, und dass er gleichsam in die Luft gestellt ist und<br />

98 Max <strong>von</strong> Rast, Welt und Gott. Philosophische Gotteslehre, Freiburg 1952, 6.<br />

99 Helmut Gollwitzer, Gottes Existenz im Bekenntnis des Glaubens, München 4 1964, 194.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!