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DIE GOTTESFRAGE HEUTE - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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ihrer Kausalität innerweltlich hinreichend erklärt werden können, für ihn jedenfalls.<br />

78<br />

Im Zusammenhang mit der Gotteserfahrung ist auch immer wieder die Rede <strong>von</strong> den Glaubenserfahrungen.<br />

Auch diese gibt es nicht, wenn wir die Erfahrung als unmittelbare Begegnung mit<br />

der Wirklichkeit verstehen. Nicht nur die Transzendenz ist uns nicht unmittelbar zugänglich,<br />

alles Übernatürliche ist uns unmittelbar unzugänglich.<br />

Was anderes ist es, wenn man die Erfahrung Gottes oder die religiöse Erfahrung oder die<br />

Glaubenserfahrung in einem weiteren Sinne versteht, als einen diffusen intellektuellen Akt, als<br />

Ahnung des Geistes, wie wir etwa auch <strong>von</strong> Wertfühlen sprechen. In diesem Fall steht die<br />

Kategorie der Erfahrung für ein summarisches erkenntnismäßiges Erfassen der Wirklichkeit,<br />

wird „erfahren“ verstanden als Gegenstück zum diskursiven Denken. Dann bedeutet „erfahren“<br />

„erkennen“, wie auch das diskursive Denken „erkennen“ bedeutet, „erfahren“ ist dann als intuitives<br />

Erkennen zu verstehen. In dieser Gestalt des Erkennens vermögen wir vielleicht tiefer<br />

einzudringen in die Wirklichkeit als auf dem Weg des diskursiven Denkens, sie ist jedoch auf<br />

dieses angewiesen, sofern sie sich des Inhaltes seines Erkennens bewusst werden will, und vor<br />

allem, sofern sie diesen Inhalt anderen mitteilen will.<br />

Um das Problem noch einmal mit anderen Worten zu umreissen: Von Gotteserfahrungen und<br />

Glaubenserfahrungen kann man sprechen, wenn man dabei an ein intuitives Innewerden denkt<br />

oder an diffuse Ahnungen, aber das ist ungenau und missverständlich. Es ist festzuhalten, dass<br />

der Kern solcher Erfahrungen stets ein intellektueller Akt ist, ein intellektueller Akt, in dem ich<br />

die innerweltliche Erfahrung, die ich mache, auf Grund ihrer Außergewöhnlichkeit und Unverständlichkeit<br />

oder auf Grund meiner Glaubenshaltung auf den transzendenten Gott zurückführe.<br />

Was wir erfahren können, sind immer nur die weltimmanenten Wirkungen der Transzendenz. Es<br />

kommt hinzu, dass auch das intutitive Innewerden auf das diskursive Denken angewiesen ist,<br />

sofern man sich der Inhalte der Intuition bewusst werden will und vor allem sofern man sie<br />

vermitteln will.<br />

Abschnittswechsel (Fortlaufend)<br />

Was für die natürliche Gotteserfahrung gilt, das gilt auch für die Glaubenserfahrungen. Erfahren<br />

werden können nur die übernatürlichen Wirkungen, und erfahren werden kann die Gegenwart der

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