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DIE GOTTESFRAGE HEUTE - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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In diesem Zusammenhang möchte ich auch an die Wortverbindung „unsere Kirche“ erinnern, die<br />

in ähnlicher Weise das Christentum subjektiv verfälscht und verflüssigt. „Unsere Kirche“, das ist<br />

ein theologisches Wortungeheuer, zumindest für den katholischen Theologen, der auf die<br />

Objektivität verpflichtet ist. In der Heiligen Schrift kommt es nicht vor. Das Neue Testament<br />

kennt nur die Kirche Christi oder die Kirche Gottes.<br />

Die Betonung der Kategorie der Erfahrung führt also in die falsche Richtung, nicht selten führt<br />

sie zur völligen Abwendung <strong>von</strong> Gott und seiner Offenbarung. Wenn die Erfahrung das entscheidende<br />

Kriterium der Wirklichkeit, auch der weltjenseitigen Wirklichkeit, ist, dann werde ich<br />

mich <strong>von</strong> der religiösen Überzeugung und Praxis abwenden, wenn die Erfahrung ausbleibt.<br />

Die Rede <strong>von</strong> der Gotteserfahrung unterscheidet Abschnittswechsel nicht (Fortlaufend) klar zwischen Immanenz und Transzendenz,<br />

wobei selbstverständlich Transzendenz und Immanenz nicht lokal, sondern qualitativ zu<br />

verstehen sind. Die undifferenzierte Verwendung des Wortes „Erfahrung“ führt dazu, dass man<br />

resigniert, wenn man keine Erfahrungen macht.<br />

Wie gering die Proportion zwischen Transzendenz und Erfahrung ist,wird uns klar, wenn wir uns<br />

vor Augen halten, welche Bedeutung die Trockenheit oder die Nacht der Sinne in der Geschichte<br />

der Mystik und im Leben der Heiligen hat, wie der spirituelle Mensch oftmals rein gar nichts<br />

empfindet, zuweilen über längere Zeit hin. Die Mystiker berichten <strong>von</strong> langen Perioden, in denen<br />

ihnen jede Erfahrung im religiösen Bereich vorenthalten wurde, die sich oft über Jahre hinziehen.<br />

Der Apostel Paulus erklärt, dass wir Gott in der Welt nur „wie in einem Spiegel, rätselhaft ...<br />

stückweise“ (1 Kor 13,12) erkennen können. Es gibt eine Begegnung mit der Transzendenz zum<br />

einen in der natürlichen Gotteserkenntnis und zum anderen auf dem Weg des Glaubens in der<br />

rational begründeten Annahme der Offenbarung. Dabei kann sich der sich offenbarende Gott dem<br />

Menschen zu erkennen geben, und er tut es auch. Das geschieht häufig, aber keineswegs immer<br />

aber häufig.<br />

Das Missverständnis, das Religiöse müsse erfahren werden, dürfte letztlich auch der Grund sein<br />

für die Ausbreitung <strong>von</strong> Okkultismus und Satanismus bzw. für die Ausbreitung - zugegebener-

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