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DIE GOTTESFRAGE HEUTE - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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62<br />

Das I. Vatikanische Konzil hat die natürliche Gotteserkenntnis lehramtlich als irreversibel definiert,<br />

ihr damit dogmatischen Charakter zugesprochen oder sie zum Dogma erhoben 86 . Es hat damit<br />

eine natürliche Wahrheit, eine philosophische Erkenntnis, zum Dogma erklärt mit Berufung<br />

auf die Heilige Schrift, die ihrerseits zuweilen auch natürlich erkennbaren Wirklichkeiten das<br />

Siegel der übernatürlichen Bestätigung aufdrückt. Die Schriftzeugnisse, die hier relevant sind,<br />

sind Weish 13, Apg 17 und Röm 1 und 2. Über Wahrheiten, die auch der natürlichen Vernunft<br />

zugänglich sind und gleichzeitig Gegenstand der übernatürlichen Offenbarung, wurde bereits<br />

gesprochen.<br />

Nicht wenige (katholische) Theologen halten heute zwar formell an der Definition der natürlichen<br />

Gotteserkenntnis durch das I. Vatikanische Konzil fest, betonen dabei aber, hier sei nur die<br />

Möglichkeit, nicht die Tatsächlichkeit der natürlichen Gotteserkenntnis definiert worden und der<br />

trinitarische Gott der Offenbarung sei anders als der hier gemeinte, er sei prinzipiell unzugänglich<br />

und unbegreiflich und übersteige alle menschliche Vernunft. Nachdrücklich hebt man dabei die<br />

Diskontinuität im Aufstieg vom monotheistischen Gott der Philosophen zum trinitarischen Gott<br />

der Offenbarung hervor. Es ist unverkennbar, dass das Dogma hier abgeschwächt, wenn nicht gar<br />

auch materialiter geleugnet wird.<br />

Um die Definition des I. Vatikanischen Konzils und die stete Überzeugung der Kirche fragwürdig<br />

zu machen, betont man in diesem Zusammenhang immer wieder die Diskontinuität<br />

zwischen dem monotheistischen Gott der Philosophen und dem trinitarischen Gott der Offenbarung.<br />

Die natürliche Theologie gibt, wenn sie sich sachgemäß artikuliert, wenn sie sich im Rahmen<br />

ihrer Möglichkeiten bewegt, zu, dass sie mit dem Gott der Philosophen nur die Existenz Gottes<br />

und seine wichtigsten Eigenschaften, wie Personalität, Allmacht usw. erreicht. Sie weiß durchaus,<br />

dass Gott größer ist als all das, was wir <strong>von</strong> ihm aussagen. Sie weiß, dass die Gottes-<br />

86 Denzinger / Schönmetzer, Nr. 3004.

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