Unternehmerisch und verantwortlich wirken - Institut für ökologische ...
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108 | N. MEYER<br />
Aber was bedeutet es, wenn als Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> eine ernst verstandene CSR die Fähigkeit <strong>und</strong> der<br />
Wille der einzelnen Mitarbeiter, ethisch zu entscheiden, berücksichtigt werden muss? Um dieser<br />
Frage näherzukommen, soll im vorliegenden Beitrag das Handeln in Unternehmen in den Fokus<br />
gerückt werden. Dabei sollen die Herausforderungen beschrieben werden, denen wir uns stellen<br />
müssen, wenn wir die Verantwortungsmöglichkeiten genauer verstehen <strong>und</strong> beschreiben wollen,<br />
die der Einzelne im Unternehmen hat. Dazu wird im Folgenden zunächst kurz auf einen aktuellen<br />
Bef<strong>und</strong> der CSR-Forschung eingegangen, der die Notwendigkeit einer „Mikrof<strong>und</strong>ierung“ stützt.<br />
Daran anschließend wird der Verantwortungsbegriff als moralische Reflexionskategorie vorgestellt.<br />
Dieser eignet sich in diesem Kontext, wie gezeigt wird, besonders gut, da er es erfordert, Verantwortung<br />
immer im jeweiligen Handlungskontext des Individuums zu bewerten. Die Herausforderungen,<br />
die sich stellen, wenn wir Verantwortung in einem Unternehmen „teilen“ wollen, werden<br />
anschließend beschrieben: Weder kann nur einem Unternehmen, noch nur den Individuen im Unternehmen<br />
Verantwortung übertragen werden. Um dies zu verdeutlichen, werden Modelle korporativer<br />
Verantwortung vorgestellt. Denn die Gründe, weswegen wir Unternehmen nicht als vollwertige<br />
moralische Akteure beschreiben können, geben Aufschluss über die Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen<br />
individueller Verantwortung in korporativen Umwelten. Anschließend wird auf das Phänomen der irreduziblen<br />
Handlungen eingegangen. Diese Art der Handlungen können nicht immer auf einzelne<br />
Individuen zurückgeführt werden <strong>und</strong> zeigen noch einmal klar die Grenzen individueller Verantwortung<br />
in Unternehmen auf. Aufbauend auf relevanten Ergebnissen aus den Organizational Behavior<br />
Studies werden drei verschiedene Modelle zur Beschreibung von CSR-relevanten (Entscheidungs-<br />
) Prozessen im Unternehmen vorgestellt, um auf die Besonderheiten aufmerksam zu machen, mit<br />
denen umgegangen werden muss, wenn Mikroanalysen durchführt werden. Letztlich werden in einem<br />
Fazit die Erkenntnisgewinne miteinander in Beziehung gesetzt.<br />
2 Zur Mikrof<strong>und</strong>ierung in der CSR-Forschung<br />
Ein von Herman Aguinis <strong>und</strong> Ante Glavas 2012 veröffentlichtes Review zeigt, welche Forschungsinteressen<br />
die CSR-Literatur bis heute schwerpunktmäßig verfolgt hat <strong>und</strong> welche Forschungsdesiderata<br />
sich daraus ergeben. Das Review beschreibt im Ergebnis die folgenden Forschungslücken:<br />
Zum einen kommen die Autoren zu dem Schluss, dass relative Klarheit oder zumindest breites<br />
Wissen darüber besteht, aus welchen Gründen sich Organisationen im Bereich CSR engagieren,<br />
welche Auswirkungen dies hat <strong>und</strong> unter welchen Bedingungen diese mehr oder weniger erfolgreich<br />
sind. Das Verständnis von <strong>und</strong> Wissen über die zugr<strong>und</strong>e liegenden Mechanismen <strong>und</strong> Prozesse,<br />
warum, wann <strong>und</strong> unter welchen Umständen CSR-Initiativen ergriffen <strong>und</strong> unterstützt werden,<br />
ist allerdings gering. Eine klare Forschungslücke liegt dementsprechend darin, die sogenannten<br />
„Mediatoren“ besser zu verstehen, also diejenigen Einflussfaktoren, die Individuen darin bestärken<br />
oder daran hindern, CSR-Aktivitäten zu unterstützen oder auszuführen (Aguinis/Glavas<br />
2012: 22).<br />
Zum anderen haben die Autoren festgestellt, dass die CSR-Forschung hinsichtlich der Analyseebenen<br />
sehr fragmentiert ist. Was in diesem Kontext besonders interessant ist: Die meisten Arbeiten<br />
untersuchen CSR nur auf der Makroebene, also auf der institutionellen oder der organisationalen<br />
Ebene (90 Prozent der untersuchten Studien) <strong>und</strong> damit nicht auf einer Mikroebene (Aguinis/Glavas<br />
2012: 2). Auch andere Autor/innen weisen darauf hin, dass bei den Publikationen im<br />
Bereich der Wirtschaftsethik die Ordnung des Marktes <strong>und</strong> die Analyse von Unternehmen als korporative<br />
Akteure <strong>und</strong> ihrer gesellschaftlichen Verantwortung im Vordergr<strong>und</strong> stehen <strong>und</strong> damit eher<br />
eine Meso- bzw. eine Makroebene fokussiert wird (Haller 2012: 193; Heidbrink/Schmidt 2011: 27).<br />
So hat sich zwar in den wirtschaftsethischen Fachdebatten eine eigenständige Disziplin der Unter-