Unternehmerisch und verantwortlich wirken - Institut für ökologische ...
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CORPORATE SOCIAL RESPONSIBILITY UND SOCIAL ENTREPRENEURSHIP | 45<br />
schiedene disziplinäre Zugänge einen Begründungszusammenhang herzustellen <strong>und</strong> den Verantwortungsraum<br />
<strong>für</strong> Unternehmen zu bestimmen. Selbstverständlich folgen auch sie normativen Setzungen<br />
<strong>und</strong> wissenschaftlichen Paradigmen, die sie dem einen oder anderen „Glauben“ nahe stellen.<br />
Die Forschung <strong>und</strong> Literatur zu CSR hat sich mit einer großen Menge an Beiträgen zugleich<br />
stark ausdifferenziert. Meta-Studien wie die von Elisabet Garriga <strong>und</strong> Domènec Melé (2004) oder<br />
Andy Lockett, Jeremy Moon <strong>und</strong> Wayne Visser (2006) versuchen, die Entwicklung, Orientierungen<br />
<strong>und</strong> Ansätze der CSR-Forschung nachzuzeichnen <strong>und</strong> zu kategorisieren. 67 Indem wir uns sowohl<br />
auf die geschilderten kontroversen Akteurspositionen als auch auf die Erkenntnisse dieser Meta-<br />
Studien zur CSR-Literatur beziehen, wollen wir insbesondere zwischen Beiträgen unterscheiden,<br />
die sich primär an gesellschaftlichen Problemen einerseits oder am unternehmerischen Bestehen<br />
im Wettbewerb andererseits orientieren. Wir werden daher im Folgenden CSR als Beitrag zur<br />
nachhaltigen Entwicklung sowie CSR als Business Case bzw. Beitrag zur unternehmerischen<br />
Wettbewerbsfähigkeit betrachten – eine Gegenüberstellung, die durchaus der von der „Social-<br />
Innovation-School“ <strong>und</strong> der „Earned-Income-School“ im Kapitel zu Social Entrepreneurship vergleichbar<br />
ist. 68<br />
CSR als unternehmerischer Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung<br />
Hierunter fallen diejenigen Debattenbeiträge, die (ausdrücklich oder auch eher indirekt) als Treiber<br />
<strong>und</strong> Unterstützer nachhaltiger Entwicklungen in den Unternehmen <strong>wirken</strong> wollen <strong>und</strong> sich dabei an<br />
den Umsetzungserfordernissen der Praxis ausrichten. 69 Häufig erfolgt hier mehr oder weniger eine<br />
Gleichsetzung von CSR mit nachhaltiger Unternehmensführung. Damit wird der Verantwortungsraum<br />
tendenziell sowohl räumlich als auch zeitlich breit gefasst <strong>und</strong> mit einer Vielzahl von Themen<br />
<strong>und</strong> Handlungsfeldern konkretisiert. Darin werden Aktivitäten verortet, die sowohl die Belastungen,<br />
67<br />
68<br />
69<br />
Lockett, Moon <strong>und</strong> Visser analysierten 2006 den Status der CSR-Forschung in der Managementliteratur, die zwischen<br />
1992 <strong>und</strong> 2002 veröffentlicht wurde. Ihre Meta-Analyse zeigte, dass in dem Kanon der CSR-relevanten Themen insbesondere<br />
<strong>ökologische</strong> <strong>und</strong> ethische Fragestellungen dominierten, die sich zum einen an den damaligen Umsetzungs-Agenden<br />
der Unternehmen orientierten <strong>und</strong> zum anderen vor allem quantitativ-empirische oder nichtnormativtheoretische<br />
Ansätze verfolgten. Auch wenn sich in der “CSR-in-management literature” (Lockett et al. 2006: 132)<br />
insgesamt empirische <strong>und</strong> theoretische Arbeiten die Waage hielten, ließ sich über die Zeit ein Anstieg der theorieorientierten<br />
Artikel erkennen, wenngleich hierbei keine bestimmte Schule oder Methode dominierte. Um CSR vor allem<br />
auch als das “applied management topic” (Lockett et al. 2006: 120), das es ist, in der Managementforschung <strong>und</strong><br />
-lehre zu stärken <strong>und</strong> Unternehmen in der Umsetzung zu unterstützen, gründeten internationale Business Schools<br />
zusammen mit Unternehmen die „Academy of Business in Society“ (EABIS; Gr<strong>und</strong>steinlegung 2001). Hierüber wurde<br />
seither eine Vielzahl von anwendungsnahen Forschungsprojekten <strong>und</strong> Projekten zur Unterstützung der universitären<br />
Lehre umgesetzt ( http://www.eabis.org). In einer weiteren Meta-Studie zur CSR-Literatur versuchten Garriga <strong>und</strong> Melé,<br />
dominierende Denkschulen oder Theoriestränge in der CSR-Forschung auszumachen. Ihnen zufolge gruppierte<br />
sich die Mehrzahl der theoretischen Beiträge um vier Aspekte: (1) die Beförderung des langfristigen ökonomischen<br />
Erfolgs durch CSR (instrumentelle Ansätze), (2) den verantwortungsvollen Umgang von Unternehmen mit Macht (politische<br />
Ansätze), (3) die Identifikation <strong>und</strong> Integration gesellschaftlicher Erwartungen in die Unternehmensführung (integrative<br />
Ansätze) sowie (4) normativ-ethische Begründungszusammenhänge (ethische Ansätze) (Garriga / Melé<br />
2004: 63f.).<br />
Im Gr<strong>und</strong>e lässt sich hier eine Analogie zu den oben eingeführten SE-Schulen finden. Aus der Perspektive der<br />
"Earned-Income-School" ist eine Social-Entrepreneurship-Organisation ein Markteilnehmer oder sollte es zumindest<br />
mittelfristig werden. Das „Soziale“ von SE zielt damit letztlich auf eine Veränderung des Marktes (aus marktliberaler<br />
Perspektive können zusätzlich noch SE akzeptiert werden, die die „Spielregeln“ des Marktes ändern, also Externalitäten<br />
internalisieren <strong>und</strong> damit neue Märkte erschließen). Aus der Perspektive der "Social-Innovation-School" gibt es<br />
historisch gewachsene Strukturen (bestimmte Märkte, politische Systeme, zivilgesellschaftliche Organisationsformen<br />
etc.), in deren Rahmen Innovationen entstehen, die inkremental verbessern, institutionell verändern oder gar gesellschaftlich<br />
transformieren.<br />
Anmerkung zur Einordnung: Wir positionieren uns mit unserer eigenen Arbeit in der Nachhaltigkeitsforschung <strong>und</strong><br />
verorten uns daher bei den (auch normativen) Beiträgen, die CSR <strong>und</strong> SE als unternehmerische Beiträge zu einer<br />
nachhaltigen Entwicklung bewerten <strong>und</strong> fördern wollen.