Unternehmerisch und verantwortlich wirken - Institut für ökologische ...
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90 | B. SCHMITZ<br />
Von geringerem Interesse sind Logikträger wie etwa Medien oder Rechtsanwälte (u. a. Scott<br />
2003). Diese mögen zwar einen Einfluss auf die Organisation ausüben, doch ist dieser kaum zu erfassen.<br />
Erst wenn die Interessen von Medien <strong>und</strong> Öffentlichkeit in anderen Interessengruppen widergespiegelt<br />
werden, werden sie handlungsleitend <strong>für</strong> die Organisation – etwa dann, wenn die<br />
Vergabe von Finanzmitteln an soziale <strong>und</strong> <strong>ökologische</strong> Praktiken geb<strong>und</strong>en ist.<br />
Damit sind die Indikatoren <strong>für</strong> eine Analyse von Organisationen im Hinblick auf deren deskriptive<br />
Hybridität benannt. Mit diesem nun gewonnenen Analyseschema lassen sich alle Organisationen<br />
betrachten <strong>und</strong> miteinander vergleichen. Damit wird ein Blick auf Gemeinsamkeiten frei, der bei einer<br />
Vorab-Abgrenzung in verschiedene Organisationscluster versperrt bleiben würde. Im Folgenden<br />
möchte ich daher darlegen, welche Vorzüge eine solche Perspektive der Gemeinsamkeiten<br />
aufweist.<br />
6 Vorzüge einer Perspektive der<br />
Gemeinsamkeiten<br />
In der Literatur sowie im wissenschaftlichen Diskurs werden die Differenzen <strong>und</strong> Abgrenzungen<br />
des Phänomens Sozialunternehmertum stark betont (u. a. Trivendi 2010: 64). Dies gilt, wie bereits<br />
erwähnt, nicht alleine <strong>für</strong> SE, sondern ebenso <strong>für</strong> die anderen vermeintlich neuen Hybriditätsphänomene.<br />
Häufig werden nur kleine Gruppen von Organisationen betrachtet, wodurch der Blick <strong>für</strong><br />
Gemeinsamkeiten zu anderen Gruppen verloren geht. Ebenso wird in der Literatur häufig eine<br />
starke innerorganisationale Stabilität angenommen. Transformationsprozesse, die mit gesellschaftlichen<br />
Veränderungen einhergehen, werden eher als Randerscheinung erwähnt. Aber genau diese<br />
Transformationsprozesse bilden die Verbindungslinien, anhand derer die einzelnen Phänomene im<br />
Zusammenhang betrachtet werden können. Welche Vorzüge hat nun die im vorliegenden Beitrag<br />
skizzierte Perspektive deskriptiver Hybridität, die auf die Gemeinsamkeiten zwischen Organisationen<br />
abzielt?<br />
Selektionsproblem: Ein erhebliches Problem bei der Erforschung vermeintlich neuer hybriden Organisationsformen<br />
stellt die Selektion von Organisationen als konkretem Untersuchungsgegenstand<br />
dar. Zumeist kommt es zu einer Vorab- oder Ungefähreinschätzung. Organisationen werden<br />
vorab als Sozialunternehmen oder Social Enterprises kategorisiert. In der Regel müssen all jene<br />
Fälle von der Untersuchung ausgeschlossen werden, die einer zuvor gewählten Definition des jeweiligen<br />
Phänomens nicht entsprechen. Für diesen Fall erscheint der Forscher / die Forscherin als<br />
vorwissend. Bei so vermeintlich neuen Phänomenen wie Sozialunternehmertum ist ein solches<br />
Vorwissen jedoch weniger zu erwarten. Daher könnte man stattdessen breit gestreut Fälle auswählen<br />
<strong>und</strong> nach ihren Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> Unterschieden Ausschau halten – gerade, wenn man<br />
davon ausgeht, dass Organisationen ohnehin hybrid sind. Man umgeht dabei den verengenden<br />
Blick auf Diskriminierungsmerkmale bei den Untersuchungseinheiten, welche sich zumeist nicht<br />
auf den ersten Blick erschließen.<br />
Forschungsobjektivität: Ein Ansatz, der von unten kommt (Gemeinsamkeiten) anstatt von oben<br />
(Trennungen), schiebt zunächst die gesellschaftlich kursierenden Begriffsverwendungen beiseite;<br />
er hinterfragt sie kritisch <strong>und</strong> kommt damit einem Objektivitätsanspruch näher. Nicht das, was von<br />
gesellschaftlichen Akteuren als CSR oder SE „gelabelt“ wird (u. a. Nicholls 2010), wird auch als<br />
solches untersucht, sondern es wird aus einer Forschungsperspektive heraus gefragt, was als<br />
CSR bzw. SE überhaupt gelten könnte. Die Bedeutung dieser vermeintlichen Selbstverständlich-