Unternehmerisch und verantwortlich wirken - Institut für ökologische ...
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118 | N. MEYER<br />
Standards zu konkretisieren: „Many of the standards have been codified into law. Others can be<br />
fo<strong>und</strong> in company and industry codes of conduct and international trade agreements“ (Trevino/Nelson<br />
2011: 19). CSR schreibt Unternehmen, zumindest nach dem hier beschriebenen Verständnis,<br />
aber gerade eine Verantwortung zu, welche dynamisch in einem ständigen Lernprozess<br />
(re-) interpretiert <strong>und</strong> überarbeitet werden muss, auch entsprechend neuer (gesellschaftlicher) Anforderungen,<br />
die nicht immer direkt in (Branchen-) Kodizes niedergeschrieben werden.<br />
Zum anderen beschreibt der Ethical Decision-Making Process von Trevino <strong>und</strong> Nelson die ethische<br />
Entscheidungsfindung ausgehend vom Individuum <strong>und</strong> geht damit von einem methodologischen<br />
Individualismus aus. Der methodologische Individualismus wird als Rezept da<strong>für</strong> verwendet, erklären<br />
zu können, dass keine sozialen (oder individuellen) Phänomene analysiert <strong>und</strong> erläutert werden<br />
können, ohne dass sie in Form von Fakten über Individuen ausgedrückt werden (Lukes 1968:<br />
121). Jedes soziale oder kollektive Phänomen kann also auf befriedigende Weise erklärt werden,<br />
„indem es auf die Individuen, die dieses Phänomen in irgendeiner Weise konstituieren, reduziert<br />
wird“ (Gerber 2010: 72). Jedoch muss, wie im theoretischen Teil dieses Beitrags gezeigt wurde,<br />
von kollektiven Phänomenen ausgegangen werden, die nicht direkt auf ein Individuum zurückgeführt<br />
werden können. Wenn nur den Mitarbeiter/innen Verantwortung übertragen würde, entstünden<br />
Verantwortungslücken. Außerdem würde es die Mitarbeiter/innen überfordern, wenn nur ihnen<br />
Moral <strong>und</strong> Verantwortung zugesprochen würde, denn sie können an Entscheidungen beteiligt gewesen<br />
sein, die zu einem schlechten Ergebnis geführt haben, ohne dass sie schlechte Absichten<br />
hatten <strong>und</strong> damit unmoralische Akteure sind (Schminke/Vestal/Caldwell 2010: 292).<br />
Kunal Basu <strong>und</strong> Guido Palazzo ziehen in ihrem Artikel „Corporate Social Responsibility: A Process<br />
Model of Sensemaking“ nicht nur ein dynamisches Verständnis von CSR in Betracht, sondern gehen,<br />
anstatt vom Individuum, von den Prozessen der Entscheidungsfindung aus. Die Autoren definieren<br />
CSR als einen Prozess „by which managers within an organization think about and discuss<br />
relationships with stakeholders as well as their roles in relation to the common good, along with<br />
their behavioral disposition with respect to the fulfillment and achievement of these roles and relationships"<br />
(Basu/Palazzo 2008: 123). Damit berücksichtigt ihr Modell, dass es bei CSR oftmals gerade<br />
um Normen <strong>und</strong> Standards geht, die ein Unternehmen in einem dauerhaften Prozess entwickelt<br />
<strong>und</strong> festlegt. Basu <strong>und</strong> Palazzo betonen, dass CSR-Aktivitäten nicht nur eine Reaktion auf externe<br />
Anforderungen sind, sondern vielmehr CSR-Aktivitäten auch in organisationsspezifischen,<br />
kognitiven <strong>und</strong> linguistischen Prozessen begründet sind. Sogenannte Sensemaking-Processes innerhalb<br />
einer Organisation führen dazu, dass die Beziehungen zu den Stakeholdern auf eine spezifische<br />
Weise verstanden <strong>und</strong> betrachtet wird, die wiederum den Dialog mit diesen beeinflusst<br />
(Basu/Palazzo 2008: 123). Unter „Sensemaking-Processes“ werden solche Prozesse verstanden,<br />
bei denen Individuen kognitive Karten ihrer Umwelt entwickeln. Wie diese Karten aussehen, ist dabei<br />
abhängig von den jeweiligen Individuen <strong>und</strong> davon, „where they look, how they look, what they<br />
want to represent, and their tools for representation“ (Weick 2001: 9). Sensemaking als Kartographie<br />
zu beschreiben ist eine bewusste Metapher, die besonders zwei Dinge veranschaulichen soll:<br />
Zum einen kann eine unbestimmte Anzahl möglicher Karten konstruiert werden. Dies liegt immer in<br />
der Vorstellungs- <strong>und</strong> Entschlusskraft des Einzelnen, seine Projektionen auch umzusetzen. Zum<br />
anderen ist Sensemaking größtenteils sozial bestimmt; also ein Ergebnis der Interaktion von Individuen<br />
(ebd.). Dementsprechend nimmt dieses Modell den dynamischen Aspekt von CSR unter besonderer<br />
Berücksichtigung der Interaktion der Individuen auf. Basu <strong>und</strong> Palazzo greifen zudem direkt<br />
auf <strong>für</strong> CSR relevante Ergebnisse der oben ausschnittsweise dargestellten Erkenntnisse aus<br />
den Organizational Behavior Studies zurück. Das Modell sieht vor, dass die organisationsinternen<br />
CSR-Prozesse entlang zweier kognitiver Dimensionen (Identity Orientation <strong>und</strong> Legitimacy Approach),<br />
zweier sprachlicher Dimensionen (Modes of Justification <strong>und</strong> Transparency), sowie dreier