Unternehmerisch und verantwortlich wirken - Institut für ökologische ...
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136 | M. FELS<br />
schwierig, da bei diesen häufig sehr schlechte Arbeitsbedingungen vorherrschen, <strong>und</strong> sie bisher<br />
nur selten von den Überprüfungen im Rahmen von Sozialprogrammen erfasst werden.<br />
Gerade bei problematischeren Fällen ist von entscheidender Bedeutung, wie gut <strong>und</strong> unabhängig<br />
das interne Kontrollsystem im Einkaufsunternehmen funktioniert <strong>und</strong> inwiefern es stringent reagiert<br />
<strong>und</strong> die Zusammenarbeit mit Zulieferern notfalls auch konsequent beendet, wenn diese sich nicht<br />
angemessen um die Einhaltung der Sozialstandards bemühen. Die vor Ort tätigen Mitarbeiter/innen<br />
der Buyer, die <strong>für</strong> die Kontrolle zuständig sind, sind mit verschiedenen Auffassungen ihrer<br />
Geschäftspartner konfrontiert <strong>und</strong> haben darüber hinaus eigene Interessen <strong>und</strong> Zielkonflikte (auch<br />
untereinander) auszutragen. Hier<strong>für</strong> einige Beispiele: Gerade kleinere Fabriken kämpfen häufig<br />
noch damit, vernünftige Systeme der Buchführung einzuführen oder die Produkte in angemessener<br />
Qualität herzustellen. Da<strong>für</strong> verkaufen sie ihre Waren günstiger <strong>und</strong> erleichtern es dadurch dem<br />
Buyer, seine Zielmargen (anvisierte Gewinnspannen) einzuhalten. Wenn die Produzenten sich<br />
durch die Einführung von Sozialstandards überfordert fühlen oder schlicht kein Interesse daran haben,<br />
kommt es nicht selten auch vor, dass sie die Manager/innen zu bestechen versuchen. Darüber<br />
tauschen sie sich untereinander aus, so dass sich schnell herumspricht, wo solche Versuche<br />
fruchten könnten.<br />
Um derartige Probleme besser in den Griff zu bekommen, setzen viele Unternehmen nicht nur auf<br />
interne Trainings <strong>und</strong> Prüfungen, sondern auch auf Mitarbeiterschulungen in den Zulieferbetrieben<br />
<strong>und</strong> externe Kontrollen. Obwohl externe Kontrollen gr<strong>und</strong>sätzlich zu begrüßen sind, muss auch gesagt<br />
werden, dass diese von den zu prüfenden Unternehmen selbst beauftragt werden <strong>und</strong><br />
dadurch wiederum ein Interessenskonflikt entsteht, wie mir ein ehemaliger Auditor eines renommierten<br />
Prüfungsinstitutes berichtete. Die Stringenz, mit der sie überprüfen, hänge demnach auch<br />
von den Interessen der Auftraggeber ab. Eine gute Zusammenfassung der Kritik an solchen Audits<br />
findet sich auch in „Quick Fix“, einer Studie der Kampagne <strong>für</strong> saubere Kleidung (auf Deutsch veröffentlicht<br />
vom Inkota-Netzwerk). Im Vorteil sind hier partizipatorische oder Multi-Stakeholder-<br />
Initiativen, die auch Gewerkschaften (so diese gesetzlich erlaubt sind) <strong>und</strong> kritische NGOs mit ins<br />
Boot holen. Es gibt aber durchaus eine Reihe von Zulieferern, welche eine Zusammenarbeit mit<br />
solchen Initiativen verweigern, <strong>und</strong> auch die Zusammenarbeit in solchen Initiativen selbst ist abhängig<br />
von der lokalen Situation <strong>und</strong> nicht immer unproblematisch. Außerdem ist festzustellen,<br />
dass Zulieferer mit besseren Sozialstandards sich dieses Wettbewerbsvorteils bewusst sind <strong>und</strong><br />
auch höhere Preise verlangen, wie oben bereits erwähnt wurde.<br />
Das Thema Mindestlöhne ist <strong>für</strong> Buyer besonders schwierig zu handhaben, denn einerseits ist es<br />
Sache der nationalen Regierungen, diese festzulegen <strong>und</strong> damit auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />
sicherzustellen (zumal wenn die Infrastruktur vor Ort <strong>und</strong> der Ausbildungsstand der<br />
Arbeiter/innen nicht optimal sind). Andererseits sind gerade die Löhne ein Lieblingsthema der<br />
NGOs, die fordern, dass Arbeiter/innen von ihrem Lohn angemessen leben können müssen. Was<br />
„angemessen“ genau bedeutet, ist jedoch umstritten. Verschiedene Gruppen, unter ihnen Gewerkschaften<br />
<strong>und</strong> NGOs, kämpfen hier mit zum Teil international angelegten Kampagnen um die Deutungshoheit.<br />
Die Eigentümer/innen der besuchten Zulieferbetriebe klagten, dass sie bei den niedrigen<br />
Preisen, welche die Buyer zahlen würden, die Löhne nicht erhöhen könnten. Dabei legten sie<br />
allerdings ihre internen Kalkulationen auch nicht offen. Bei einem der R<strong>und</strong>en Tische, die ich besuchte,<br />
warf der Handelsminister den Besitzer/innen der Zulieferbetriebe vor, sehr reich geworden<br />
zu sein, ohne jedoch die eigenen Arbeiter/innen an dem gestiegenen Gewinn teilhaben zu lassen.<br />
Mittlerweile ist im besuchten Produktionsland tatsächlich eine deutliche Steigerung der gesetzlich<br />
festgelegten Mindestlöhne erreicht worden, die allerdings zu einem großen Teil auch schon wieder<br />
von der Inflation „gefressen“ wurden. Auch gibt es mittlerweile eine Reihe von einkaufenden Unternehmen,<br />
die ihrerseits darauf dringen, die Mindestlöhne weiter anzuheben <strong>und</strong> sie auch regelmä-