Unternehmerisch und verantwortlich wirken - Institut für ökologische ...
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SOZIALE VERANTWORTUNG IN DER ZULIEFERKETTE | 139<br />
als der industrialisierte Rohstoffanbau im Norden – müssen empfindliche Marktverluste hinnehmen<br />
<strong>und</strong> gravierende Einkommenseinbußen verkraften. Ohnehin sind Kleinbauern die Gruppe, die global<br />
gesehen am häufigsten von Hunger betroffen ist. Die Stiftung entschied sich daher da<strong>für</strong>, einen<br />
wichtigen Rohstoff direkt in den Ländern des globalen Südens einzukaufen <strong>und</strong> besonders gekennzeichnet<br />
an verschiedene Unternehmen weiterzuverkaufen. Um das Engagement auf eine<br />
breite Basis zu stellen, wird nicht exklusiv an ein Handelsunternehmen verkauft, sondern auch die<br />
Wettbewerber wurden mit ins Boot geholt. Schulungen zu ökologisch verträglicheren Anbaumethoden<br />
<strong>und</strong> Sozialstandards, die mit Akteuren aus der Entwicklungszusammenarbeit ausgearbeitet<br />
<strong>und</strong> den Kleinbauern angeboten werden, komplettieren das Programm. Die Gewinne sollen in soziale<br />
Projekte vor Ort reinvestiert werden. Somit ermöglicht man es den Käufern, den Rohstoff direkt<br />
aus dem globalen Süden nachzufragen <strong>und</strong> damit dort die Sozial-, Umwelt- <strong>und</strong> Lebensstandards<br />
schrittweise zu verbessern.<br />
Die relativ autonom agierenden Manager/innen im Einkaufsbereich des untersuchten Unternehmens<br />
wurden bisher wiederum unter anderem durch Publikationen dazu motiviert, Produkte aus<br />
diesem Rohstoff nachzufragen. Auch konnten ausgewählte Manager/innen in die Anbauländer reisen,<br />
um sich ein Bild davon zu machen, wie das Projekt den Bauern zu Gute kommt.<br />
2.7 Abschließende theoretische Überlegungen<br />
Mit dem Ansatz der Gro<strong>und</strong>ed Theory, mit der aus empirischen Daten theoretische Konstrukte abgeleitet<br />
werden, lassen sich die behandelten Themen auf einer höheren Abstraktionsebene auch<br />
wie folgt beschreiben: Die Inspiration <strong>für</strong> CSR-Projekte oder gar die Neugründung von Sozialunternehmen<br />
sind „Agenda-Setter“, in den beschrieben Fällen entstammten diese aus der Wissenschaft<br />
oder der Zivilgesellschaft. Die von ihnen problematisierten Handlungsfelder wurden durch NGOs<br />
<strong>und</strong> dann auch von Politiker/innen aufgegriffen <strong>und</strong> in Kampagnen sowie auf internationalen Konferenzen<br />
thematisiert. Eine gesellschaftliche Debatte entstand darüber, welche Mindeststandards<br />
von einheimischen Unternehmen in ausländischen Märkten erwartet werden. Der Debatte <strong>und</strong> dem<br />
daraus neu entstehenden Konsens müssen sich die Unternehmen stellen, wenn sie nicht negativ<br />
auffallen wollen.<br />
Unternehmer/innen nahmen diese Impulse auf <strong>und</strong> die Vorreiter/innen unter ihnen nutzten ihr<br />
Know-how, um wettbewerbsfähige Lösungsmodelle zu entwickeln <strong>und</strong> diese umzusetzen. Selbstverständlich<br />
machen sie da<strong>für</strong> – <strong>und</strong> damit auch <strong>für</strong> sich – Werbung, um die Investitionen zu refinanzieren<br />
<strong>und</strong> die Ideen weiter entwickeln <strong>und</strong> verbreiten zu können. Einige Wettbewerber ziehen<br />
nach, entwickeln ähnliche oder eigene anders geartete Strukturen. Irgendwann ergibt sich bei einigen<br />
Themen Harmonisierungsdruck, <strong>und</strong> gemeinsame Initiativen entstehen. Auf die Harmonisierungsbemühungen<br />
wiederum folgen bei Themen, die sich auch im politisch-gesellschaftlichen Feld<br />
auf breiter Basis durchsetzen können, in einem ersten Schritt Berichte, Standardisierungen <strong>und</strong> (interne<br />
<strong>und</strong> externe) Zertifizierungen <strong>und</strong> in einem nächsten Schritt möglicherweise auch Gesetzesinitiativen<br />
<strong>und</strong> -änderungen. So wird beispielsweise momentan diskutiert, ob nicht-monetäre Unternehmensdaten<br />
verpflichtend in Nachhaltigkeitsberichten dargelegt werden müssen. Solche Daten<br />
werden bisher auf freiwilliger Basis meist von großen <strong>und</strong> einigen wenigen mittelständischen Unternehmen<br />
veröffentlicht. Schließlich entstehen wiederum darüber hinaus gehende neue Projekte<br />
<strong>und</strong> Initiativen, um weitere Verbesserung zu er<strong>wirken</strong> oder bisher noch nicht behandelte Probleme<br />
anzugehen.<br />
Wie viel Engagement sich ein Unternehmen im Bereich CSR leisten kann, hängt davon ab, wie<br />
hoch die Gewinnmargen sind, welche Bedeutung das Thema <strong>für</strong> das Image der Marke hat <strong>und</strong> wie