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Unternehmerisch und verantwortlich wirken - Institut für ökologische ...

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32 | J. GEBAUER & R. ZIEGLER<br />

Auch wenn eine umfassende Auseinandersetzung in Deutschland zur Bestimmung des „Sozialen“<br />

von SE bisher ausgeblieben ist – vielleicht weil das Phänomen einfach noch neu <strong>und</strong> relativ marginal<br />

ist (vgl. die im Abschnitt 3.2.1.3 festgestellte fehlende Auseinandersetzung auf Seiten der Zivilgesellschaft)<br />

–, ist die kritische Auseinandersetzung mit dem Begriff „sozial“ aus den folgenden<br />

Gründen bedeutsam:<br />

1. Angesichts der zu erwartenden, weiter zunehmenden Förderung von Social Entrepreneurship<br />

sind mögliche Engführungen des Begriffs kritisch zu verfolgen: a) die Engführung von „sozial“<br />

auf soziale Dienstleistungen in Ges<strong>und</strong>heit, Pflege <strong>und</strong> Bildung – hier scheint das Problembewusstsein,<br />

soweit wir sehen können, schon fortgeschritten (vgl. die Engagementstrategie der<br />

B<strong>und</strong>esregierung weiter oben) sowie b) die Vermischung des sozialen (d. h. gesellschaftlichen)<br />

Zwecks mit der Forderung, eigenes Einkommen zu erzielen, <strong>und</strong> damit eine bevorzugte<br />

Auswahl markt-affiner Initiativen.<br />

2. Eine Initiative, vor allem wenn sie wachsen soll <strong>und</strong> ihre Ideen „skalierbar“ sein sollen, hat soziale<br />

<strong>und</strong> <strong>ökologische</strong> Wirkungen auf die Zielgruppe wie auch auf Dritte <strong>und</strong> sie kann die Beteiligten<br />

<strong>und</strong> Betroffenen auf mehr oder weniger faire Weise einbinden (ein Punkt, der in der<br />

EU-Definition gut zum Ausdruck kommt). Auch diese Engführung auf den unmittelbaren sozialen<br />

Zweck unter Auslassung dieser weiteren Verantwortungsbereiche ist kritisch zu verfolgen.<br />

Aus diesen Gründen ist unserer Ansicht nach eine umfassende Evaluation von SE erforderlich. Im<br />

Projekt GETIDOS arbeiten wir mit dem Fähigkeiten-Ansatz (Nussbaum 2011) <strong>und</strong> der Theorie<br />

starker Nachhaltigkeit (Ott / Döring 2008) 33 , um eine solche umfassende Perspektive zu erreichen.<br />

Die Ethik kann so in der Konzeption von SE eine begleitende Rolle spielen. Dies erfolgt nicht so<br />

sehr, indem sie direkt präskriptiv benennt, was gut <strong>und</strong> gerecht sei, sondern indem sie zunächst<br />

komplexe <strong>und</strong> kontingente Wertfragen benennt (Young 2006; Lautermann 2009), eine ausreichend<br />

komplexe Sprache <strong>für</strong> die Erhellung von Wertfragen bereitstellt (Yujuico 2008; Ziegler 2010) <strong>und</strong><br />

den Bezug zu spezifischen (auch) normativen Begriffen herstellt. 34 Dies kann auch die noch in den<br />

Anfängen steckende SE-Berichterstattung unterstützen.<br />

Ebenso kann Forschung SE in größeren gesellschaftlichen Aufgaben verorten <strong>und</strong> damit versuchen,<br />

auch Räume <strong>für</strong> neue Ideen zu schaffen, um so den Anpassungsdruck gegenüber dem bereits<br />

Etablierten zu verringern. Ein wichtiges Beispiel hier<strong>für</strong> ist die vom Rat <strong>für</strong> Nachhaltige Entwicklung<br />

erkannte Rolle von SE <strong>für</strong> eine nachhaltige Entwicklung (u. a. Seelos / Mair 2009).<br />

33<br />

34<br />

U. a. Lodemann et al. (2010); Ziegler et al. (2012).<br />

Aber bezieht sich „sozial“ nicht einfach auf einen Akteur <strong>und</strong> dessen Herkunft aus einem bestimmten „Sektor“? Könnten<br />

wir nicht Social Entrepreneurs als Akteure aus dem Dritten Sektor oder der Zivilgesellschaft definieren (Nicholls<br />

2010: 16)? Im oben eingeführten Verständnis von Social Entrepreneurship bzw. Sozialunternehmertum mit Fokus auf<br />

Innovation ist diese Vorgehensweise problematisch: Die organisationale Verfasstheit <strong>und</strong> Sektorzugehörigkeit war gerade<br />

keine Voraussetzung bei diesem Ansatz, sondern die gesellschaftliche Zielsetzung im Zusammenspiel mit einer<br />

neuen Idee. Wie Nicholls anmerkt, ist diese Perspektive “agnostic about the role of business” (Nicholls 2010: 17).<br />

Ebenso steht Social Enterprise <strong>und</strong> Soziales Unternehmen nicht <strong>für</strong> eine klare Akteurszuordnung im Sinne eines<br />

„Sektors“. Auch ein „klassisches Geschäftsmodell“ kann hier zugeordnet werden, wenn im Vordergr<strong>und</strong> ein soziales<br />

Ziel <strong>und</strong> nicht der Gewinn steht. Kurz gesagt, eine Abkürzung zur Bestimmung des Sozialen vermittels einer einfachen<br />

Sektorzuordnung scheint nicht zielführend.

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