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Unternehmerisch und verantwortlich wirken - Institut für ökologische ...

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30 | J. GEBAUER & R. ZIEGLER<br />

Förderstrukturen. Wachstum <strong>und</strong> Wirkung können bei gesellschaftlichen Problemen auch<br />

durch Zivilgesellschaft <strong>und</strong> Politik übernommen werden. Kurz gesagt: Die Gründe <strong>für</strong> <strong>und</strong> wider<br />

sind stark kontext-abhängig.<br />

2. Die Fokussierung auf Einkommen <strong>und</strong> Geschäftsmethoden führt tendenziell dazu, Management<br />

<strong>und</strong> Verwaltung als Schwerpunkte zu setzen. Dadurch wird die Unterscheidung zwischen<br />

Unternehmertum <strong>und</strong> Management / Verwaltung verwischt <strong>und</strong> genuin neue, „verrückte“ Ideen<br />

werden möglicherweise benachteiligt.<br />

3. Mit Blick auf die öffentliche <strong>und</strong> private Förderung von SE bedeutet der Fokus auf Einkommen<br />

effektiv eine Verzerrung zugunsten marktfähiger Sozialunternehmen, die Absatz <strong>und</strong> Gewinn<br />

versprechen. Doch es gibt gesellschaftliche Probleme, die nicht mithilfe des Marktes angegangen<br />

werden können oder sollten. Daher besteht die Gefahr, ein Mittel (Einkommen) mit dem<br />

Zweck (Social Mission) zu verwechseln. So gesehen kann der oben angeführte Marktliberalismus<br />

ein Marktimperialismus werden, welcher den Markt <strong>und</strong> seine Austauschbeziehungen auf<br />

alle gesellschaftlichen Sphären ausdehnt. Damit wird eine „Grammatik“ sozialer Probleme gefördert,<br />

die diesen nicht gerecht werden kann.<br />

Auch <strong>für</strong> die Perspektive der "Social-Innovation-School" lassen sich Argumente anführen:<br />

1. Der Fokus auf Innovationen entspricht der von Ashoka geförderten radikalen Praxis, das heißt<br />

dem Fokus auf die neue Idee, die ein eigenes Einkommen als Mittel einsetzen kann, aber nicht<br />

muss. Da Existenzsicherung, Unabhängigkeit, Disziplinierung <strong>und</strong> Wachstum stark kontextabhängig<br />

sind, ist der Fokus auf Innovation (in einem weiten Sinne) dem Phänomen angemessener.<br />

2. Der Fokus auf Innovation bewahrt die Unterscheidung zwischen Unternehmertum <strong>und</strong> 2. Management/Verwaltung,<br />

die ihren Zweck in der Theorie (zur Erklärung von Wandel) wie auch in<br />

der Praxis (die Fähigkeiten von Unternehmer/innen sind nicht die von Management <strong>und</strong> Verwaltung)<br />

hat.<br />

3. Der Fokus auf die Umsetzung von Ideen lässt offen, ob die Umsetzung der Idee eher eine Sache<br />

der Marktproduktion, der Politik, der Zivilgesellschaft oder einer Mischung aus allem ist. So<br />

bleiben Mittel <strong>und</strong> Zweck klar getrennt.<br />

4. Der dynamische Fokus auf Ideen <strong>und</strong> deren Verbreitung sensibilisiert <strong>für</strong> die Genese von sozialen<br />

Problemstellungen in jeweils spezifischen Kontexten. Damit entsteht ein Verständnis da<strong>für</strong>,<br />

dass Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft sich ständig erneuern <strong>und</strong> andere Formen des Wirtschaftens<br />

möglich sind <strong>und</strong> in der Vergangenheit möglich waren. Daher ist dieser Zugang relativ offen<br />

gegenüber den radikalen Forderungen mancher Social-Entrepreneurship-Organisationen,<br />

die nicht nach Marktkategorien formuliert sind, sondern mit Blick auf inhaltliche Ziele <strong>und</strong> Visionen<br />

(wie eine 100-prozentige Energieversorgung durch erneuerbare Energien oder ein neues<br />

Wasserparadigma mit maximaler Regenwasserretention).<br />

Diese Argumente treffen ihrerseits auf Einsprüche:<br />

1. Der Begriff Innovation ist notorisch vage. Der angebliche Vorzug einer Analyse von SE <strong>und</strong> ihren<br />

Innovationen im Gegensatz zu Management <strong>und</strong> Verwaltung ist daher in Wirklichkeit eine<br />

Schwäche: Es bleibt unbestimmt oder stark von subjektiven Entscheidungen abhängig, was<br />

denn nun als Social Entrepreneurship bezeichnet wird.

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