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Das System der Besserungsarbeitslager in der UdSSR ... - gulag

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Gerichten (Oberster Gerichtshof <strong>der</strong> <strong>UdSSR</strong> und Oberster Gerichtshof <strong>der</strong> RSFSR) verurteilt<br />

worden waren" 93 .<br />

Ursprünglich beschränkte sich <strong>der</strong> Wirkungsbereich <strong>der</strong> Verwaltung <strong>der</strong> Solowezki-Lager<br />

beson<strong>der</strong>er Verwendung (USLON) auf die Solowezki-Inseln; <strong>in</strong> Karelien (Kem) befand sich<br />

lediglich e<strong>in</strong> Transit- und Versorgungslager. Innerhalb kürzester Frist breiteten sich jedoch<br />

Ableger dieser Verwaltung auf dem Festland aus: zunächst <strong>in</strong> den Küstenregionen Kareliens,<br />

1926 im nördlichen Uralvorland (Wischera-Abteilung) und nach weiteren zwei, drei Jahren<br />

auf <strong>der</strong> Halb<strong>in</strong>sel Kola 94 . Mit <strong>der</strong> territorialen Expansion g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> rascher Anstieg <strong>der</strong><br />

Gefangenenzahlen <strong>in</strong>nerhalb des OGPU-Vollzugssystems e<strong>in</strong>her. Zum 1. Oktober 1927 zählte<br />

man alle<strong>in</strong> im USLON-Lagersystem 12.896 Häftl<strong>in</strong>ge 95 .<br />

Auch <strong>in</strong> den Vollzugsanstalten, die den Hauptverwaltungen für Haftanstalten <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Sowjetrepubliken unterstanden, stiegen die Inhaftiertenzahlen. Die GUMS des NKWD <strong>der</strong><br />

RSFSR (ohne E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> Haftanstalten <strong>der</strong> autonomen Republiken <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

RSFSR) zählte im Oktober 1924 77.784 Inhaftierte, im Oktober 1925 betrug ihre Zahl 92.947,<br />

im Juli 1926 122.665 und im Juli 1927 111.202 (die Angaben von 1927 berücksichtigen nicht<br />

die Inhaftiertenzahlen <strong>der</strong> Region Fernost 96 ). In <strong>der</strong> RSFSR lebten ca. 60% <strong>der</strong><br />

Gesamtbevölkerung <strong>der</strong> <strong>UdSSR</strong> 97 ohne Berücksichtigung <strong>der</strong> Bewohner <strong>der</strong> autonomen<br />

Republiken. Stellt man die Inhaftiertenzahlen <strong>in</strong> den GUMS-Vollzugsanstalten <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Sowjetrepubliken <strong>in</strong>s Verhältnis zur Bevölkerungszahl, so kann man für Mitte 1927 die<br />

Gefangenenzahlen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>UdSSR</strong> auf ca. 200.000 Personen hochrechnen. Zehn Jahre nach <strong>der</strong><br />

Oktoberrevolution war somit die Zahl <strong>der</strong> Gefangenen genauso hoch wie 1912, wobei sich<br />

das Territorium im Vergleich zum zaristischen Russland verr<strong>in</strong>gert hatte.<br />

Die wachsenden Häftl<strong>in</strong>gszahlen wi<strong>der</strong>sprachen den Ankündigungen des Marxismus. Doch<br />

die Hauptschwierigkeit war nicht ideologischer, son<strong>der</strong>n f<strong>in</strong>anzieller Natur. Unter den<br />

Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Neuen Ökonomischen Politik (NEP) waren die Unternehmen <strong>der</strong> GUMS<br />

nicht konkurrenzfähig. Sie hatten ke<strong>in</strong>en stabilen Absatzmarkt, die Qualität <strong>der</strong> Produkte ließ<br />

weiterh<strong>in</strong> zu wünschen übrig, die Produktionskosten waren zu hoch, was teilweise mit den<br />

hohen Ausschussraten zu tun hatte 98 . E<strong>in</strong>e Wirtschaftlichkeit <strong>der</strong> Vollzugsanstalten wurde<br />

nicht erreicht, und für jeden neuen Häftl<strong>in</strong>g mussten zusätzliche Mittel aufgebracht werden.<br />

Diese Mittel wurden jedoch für die geplante Industrialisierung gebraucht.<br />

Die Leitung <strong>der</strong> Hauptverwaltung für Haftanstalten begriff, dass ohne den massenhaften<br />

E<strong>in</strong>satz von Häftl<strong>in</strong>gen bei ungelernten Arbeiten e<strong>in</strong>e Wirtschaftlichkeit nicht erreicht werden<br />

konnte. Die Beschaffung <strong>der</strong>artiger Arbeiten erwies sich jedoch unter den Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong><br />

Neuen Ökonomischen Politik als ausgesprochen schwierig. Der e<strong>in</strong>zige praktische Schritt <strong>in</strong><br />

diese Richtung war <strong>der</strong> Beschluss des Obersten Rates für Volkswirtschaft <strong>der</strong> RSFSR vom 19.<br />

Dezember 1926 "Über den E<strong>in</strong>satz von Häftl<strong>in</strong>gen bei <strong>der</strong> Holzgew<strong>in</strong>nung" 99 . Der Beschluss<br />

sah vor, dass "zum verstärkten E<strong>in</strong>satz von Arbeitskräften und zur Senkung <strong>der</strong> Arbeitskosten<br />

im Holze<strong>in</strong>schlag" alle staatlichen Organisationen e<strong>in</strong>e "maximale Anzahl von Häftl<strong>in</strong>gen"<br />

e<strong>in</strong>setzen sollten. Übrigens f<strong>in</strong>det man auch <strong>in</strong> diesem Dokument das E<strong>in</strong>geständnis, dass "bei<br />

<strong>der</strong> praktischen Umsetzung <strong>der</strong> vorgeschlagenen Maßnahme e<strong>in</strong>ige H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse entstehen<br />

könnten". Bis 1929 wurden Häftl<strong>in</strong>ge <strong>der</strong> GUMS nur teilweise im Holze<strong>in</strong>schlag<br />

93 Befehl 125/60 <strong>der</strong> OGPU vom 14.05.1925.<br />

94 Zentralarchiv des FSB. f. Statistiki. d. 13. l. 1; GARF. f. 393. op. 1. d. 2919. l. 2, 39, 42, 65; f. 9414. op. 1. d.<br />

2818. l. 65, 155.<br />

95 GARF. f. 9414. op. 1. d. 2818. l. 3.<br />

96 Ebenda. d. 2877. l. 177, 178.<br />

97 D. Šelestov: Vremja Alekseja Rykova [Die Epoche des Alexei Rykow]. Moskau 1990. S. 329.<br />

98 GARF. f. 4042. op. 1а. d. 39. l. 46-47.<br />

99 Ebenda. l. 171.<br />

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