Das System der Besserungsarbeitslager in der UdSSR ... - gulag
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<strong>in</strong> den obersten Regierungskreisen Vorhaben beschlossen wurden, so wurde nicht nur ihre<br />
ökonomische Zweckmäßigkeit ignoriert (das belegt sowohl die sofort nach Stal<strong>in</strong>s Tod<br />
beschlossene Regierungsverfügung über die E<strong>in</strong>stellung <strong>der</strong> Arbeiten an den meisten <strong>in</strong> jenen<br />
Jahren begonnenen Objekten, als auch die im MWD gängige Praxis, Arbeiten sogar auf<br />
Großbaustellen ohne technisches Konzept und Wirtschaftlichkeitsprüfung <strong>in</strong> Angriff zu<br />
nehmen 215 ), son<strong>der</strong>n es bestand häufig auch e<strong>in</strong> Ungleichgewicht zwischen Fristen und<br />
bereitgestellten Arbeitskräften und Mitteln 216 . Es wurde, wie schon früher, auf die<br />
Mobilisierungsmöglichkeiten des MWD gesetzt. <strong>Das</strong> wird auch dadurch belegt, dass man<br />
angesichts zu vieler ITL (die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es weiteren ITL konnte nicht automatisch die<br />
Aufmerksamkeit <strong>der</strong> M<strong>in</strong>isteriumsspitze auf sich ziehen, und folglich konnte man auch nicht mit<br />
dem E<strong>in</strong>satz des Potentials des gesamten MWD o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es wichtigen Teils rechnen, wenn<br />
Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Durchführung von Produktionsaufträgen entstanden) für die<br />
Durchführung von beson<strong>der</strong>s wichtigen Aufgaben dazu überg<strong>in</strong>g, anstelle von ITL<br />
Produktionshauptverwaltungen o<strong>der</strong> -verwaltungen unter direkter Leitung des MWD zu gründen.<br />
Es war unwichtig, dass es sich dabei um Zwergverwaltungen handelte, denen gerade e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong><br />
kle<strong>in</strong>es ITL mit wenigen Häftl<strong>in</strong>gen unterstand. Wichtig war angesichts des vollständig<br />
zentralisierten <strong>System</strong>s, dass die e<strong>in</strong>zelnen Leiter <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Hierarchie direkten Zugang zur<br />
MWD-Führungsspitze hatten.<br />
So wurde 1950 per Verfügung 1405-514s des M<strong>in</strong>isterrates <strong>der</strong> <strong>UdSSR</strong> vom 28. April 1950<br />
"Über dr<strong>in</strong>gende Maßnahmen zur Unterstützung <strong>der</strong> Glimmer<strong>in</strong>dustrie" die Verwaltung für<br />
Glimmer<strong>in</strong>dustrie <strong>der</strong> SGU des MWD umgewandelt <strong>in</strong> die Hauptverwaltung für<br />
Glimmerför<strong>der</strong>ung und -verarbeitung des MWD und dort e<strong>in</strong> ITL e<strong>in</strong>gerichtet 217 . E<strong>in</strong>en Monat<br />
später wie<strong>der</strong>holten sich die Ereignisse: Um den Asbestbedarf zu decken, wurde die aus dem<br />
M<strong>in</strong>isterium für Baustoffe ausgeglie<strong>der</strong>te Zentralbehörde <strong>in</strong> die Hauptverwaltung <strong>der</strong> Lager <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Asbest<strong>in</strong>dustrie des MWD umgewandelt und dort e<strong>in</strong> ITL e<strong>in</strong>gerichtet 218 . Um das neue, eben<br />
erst entdeckte Erdölvorkommen <strong>in</strong> Baschkirien und Tatarstan so schnell wie möglich zu<br />
erschließen und den Bau von Betrieben zur Produktion von künstlichem Brennstoff zu<br />
beschleunigen (zu <strong>der</strong> Zeit war noch nicht bekannt, dass das neue Erdölvorkommen über<br />
Ölvorräte verfügte, die die Produktion von künstlichem Brennstoff überflüssig machten), wurde<br />
1951 die Hauptverwaltung <strong>der</strong> Lager für den Bau von erdölverarbeitenden Betrieben und<br />
Betrieben zur Herstellung flüssiger künstlicher Brennstoffe des MWD organisiert 219 . Absurde<br />
Ausmaße nahm die Lage im Wasserbau an: Ende 1951 beschäftigte er fünf (!) Zentralbehörden<br />
und Verwaltungen unter <strong>der</strong> direkten Zuständigkeit des MWD.<br />
<strong>Das</strong> alles er<strong>in</strong>nerte an die Krise von 1939-1940, allerd<strong>in</strong>gs war es viel schwieriger, e<strong>in</strong>en Ausweg<br />
zu f<strong>in</strong>den, da im Vergleich zur Vorkriegszeit das <strong>System</strong> aus wesentlich mehr E<strong>in</strong>heiten<br />
(Zentralbehörden, Verwaltungen usw.) bestand. Beson<strong>der</strong>s große Schwierigkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Verwaltung waren auf <strong>der</strong> M<strong>in</strong>isterebene zu erwarten. Davon zeugt auch die Tatsache, dass<br />
Anfang 1953 als direkte Ansprechpartner für die Zentralbehörden und Verwaltungen des Lager-<br />
215 Folgende für die Lagerwirtschaft bedeutende Bauprojekte seien an dieser Stelle genannt: Weißmeer-Ostsee-<br />
Kanal, Baikal-Amur-Magistrale (BAM), Eisenbahnmagistrale Tschum – Nowy Port und <strong>der</strong>en Verlängerung<br />
Tschum – Salechard – Igarka.<br />
216 Mehr zu den unrealistischen Planvorgaben siehe z.B.: G. M. Ivanova: GULAG v sisteme totalitarnogo<br />
gosudarstva [Der GULAG im totalitären Staatssystem]. Moskau 1997. S. 119.<br />
217 Befehl 0288 des MWD vom 28.04.50.<br />
218 Verfügung des M<strong>in</strong>isterrats <strong>der</strong> <strong>UdSSR</strong> 2124–828s vom 20.05.50; Befehl 0361 des MWD vom 25.05.50.<br />
219 Verfügung des M<strong>in</strong>isterrats <strong>der</strong> <strong>UdSSR</strong> 3719–1726s vom 02.10.51; Befehl 0720 des MWD vom 06.10.51.<br />
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