Das System der Besserungsarbeitslager in der UdSSR ... - gulag
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Die Häftl<strong>in</strong>gszahl <strong>in</strong> diesen Lagere<strong>in</strong>richtungen war relativ niedrig 171 , sodass sich <strong>der</strong> Erlass vom<br />
April 1943 we<strong>der</strong> auf die allgeme<strong>in</strong>en Insassenzahlen noch auf den Umfang o<strong>der</strong> die<br />
Organisation <strong>der</strong> Wirtschaftstätigkeit <strong>in</strong> den Lagern auswirkte. Er hatte jedoch richtungsweisende<br />
Bedeutung. Im Januar 1944 wird ausschließlich für die Unterbr<strong>in</strong>gung aller "Personen, die sich<br />
'Volksdeutsche' aus <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>e nennen", das TSCHERNOGORSKER SONDER-ITL<br />
e<strong>in</strong>gerichtet 172 . (Die entscheidenden Ereignisse bei <strong>der</strong> Gründung von spezialisierten Lagern für<br />
bestimmte Häftl<strong>in</strong>gsgruppen begannen 1948 mit <strong>der</strong> Annahme des Beschlusses über die<br />
Gründung e<strong>in</strong>es Netzes von Son<strong>der</strong>lagern.)<br />
1944-1946 war das <strong>System</strong> <strong>der</strong> Haftanstalten mehreren entscheidenden und dabei unterschiedlich<br />
ausgerichteten Faktoren ausgesetzt. Gegen Ende des Sommers 1943 bis Herbst 1944 waren die<br />
deutschen Truppen gezwungen, sich aus den dicht besiedelten Gebieten <strong>der</strong> <strong>UdSSR</strong><br />
zurückzuziehen. Immer mehr Menschen standen nun wie<strong>der</strong> unter <strong>der</strong> Kontrolle <strong>der</strong><br />
Sowjetregierung, was – wenn auch mit e<strong>in</strong>er gewissen Verspätung und alle<strong>in</strong> schon wegen <strong>der</strong><br />
verbreiteten "alltäglichen" Krim<strong>in</strong>alität – zwangsläufig zur Erhöhung <strong>der</strong> Häftl<strong>in</strong>gszahlen führte.<br />
E<strong>in</strong> Beleg für den starken E<strong>in</strong>fluss dieses Faktors ist auch <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>te Anteil an Ukra<strong>in</strong>ern und<br />
Weißrussen unter den Gefangenen (1942-1943 stark rückläufig und <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten Hälfte 1944<br />
schnell ansteigend) 173 . Als 1945 die massenhafte Rückkehr von Sowjetbürgern <strong>in</strong> ihre Heimat<br />
e<strong>in</strong>setzte (bis Ende 1945 waren es über zwei Mio. Menschen) 174 , von denen die meisten Personen<br />
aus den genannten Gebieten waren, die man zur Arbeit nach Deutschland verschleppt hatte, sollte<br />
e<strong>in</strong> ähnlicher, wenngleich offenbar erheblich ger<strong>in</strong>gerer E<strong>in</strong>fluss davon ausgehen.<br />
1945 jedoch verfügte <strong>der</strong> Staat über riesige, durch den Krieg verursachte und deshalb vorläufige<br />
"Son<strong>der</strong>kont<strong>in</strong>gente". Dazu gehörten Kriegsgefangene, Internierte, <strong>in</strong> Arbeitsbataillonen<br />
Mobilisierte und Heimkehrer, die <strong>in</strong> Prüf- und Filtrationslagern überprüft wurden 175 . E<strong>in</strong>e<br />
Vorstellung vom Ausmaß dieser stürmischen Zunahme an Zwangsarbeitern <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>UdSSR</strong>, die<br />
sich aus diesen Kont<strong>in</strong>genten rekrutierten und <strong>der</strong>en Lage sich kaum von jener <strong>der</strong> Häftl<strong>in</strong>ge<br />
unterschied, vermitteln folgende Angaben: Während zum 1. Januar 1944 <strong>in</strong>sgesamt 32.161<br />
Kriegsgefangene zu Arbeiten e<strong>in</strong>gesetzt wurden 176 , waren es zum 1. Januar 1946 alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den<br />
ITL bereits 170.000 177 , <strong>in</strong>sgesamt wurden 1946 nach Stefan Karner durchschnittlich mehr als 1,8<br />
171 So gab es z.B. zum 1. September 1945 <strong>in</strong>sgesamt 38.568 zu Katorga-Arbeiten Verurteilte, davon im WORKUTA-<br />
ITL —14.162, im TAISCHET-ITL — 9.001, im NÖRDÖSTLICHEN ITL — 7.988, im NORILSKER ITL — 3.023<br />
und im KARAGANDA-ITL — 172 Personen; außerdem waren <strong>in</strong> den Gefängnissen 4.222 Personen <strong>in</strong>haftiert.<br />
(GARF. F. 9414. Op. 1. D. 76. L. 11).<br />
172 Befehl 0013 des NKWD vom 07.01.44. Gemäß diesem Befehl mussten alle "Volksdeutschen" durch e<strong>in</strong>en<br />
Son<strong>der</strong>ausschuss verurteilt werden.<br />
173 V. N. Zemskov: GULAG: Istoriko-sociologičeskij aspekt [GULAG: Historisch-soziologischer Aspekt]. In:<br />
Sociologičeskie issledovanija [Soziologische Forschungen]. 1991. Nr. 7. S. 3–16.<br />
174 P. M. Poljan: Žertvy dvuch diktatur: Ostarbaitery i voennoplennye v Tret'em Reiche i ich repratriacija [Opfer<br />
zweier Diktaturen: Ostarbeiter und Kriegsgefangene im Dritten Reich und ihre Rückführung <strong>in</strong> die Heimat],<br />
Moskau1996. S. 228–258, 275–277, 297–299.<br />
175 Neben diesen Häftl<strong>in</strong>gskategorien zählten zu diesen Kont<strong>in</strong>genten auch jene ehemaligen Häftl<strong>in</strong>ge, die per<br />
Verfügung des Staatlichen Verteidigungsausschusses "bis Kriegsende" <strong>in</strong> den Lagern zurückgehalten wurden.<br />
176 I. V. Bezborodova: Organizacija trudoispol'zovanija voennoplennych, <strong>in</strong>ternirovannych v lagerjach NKVD-MVD<br />
SSSR v gody vtoroj mirovoj vojny [Organisation des Arbeitse<strong>in</strong>satzes von Kriegsgefangenen und Internierten <strong>in</strong> den<br />
Lagern des NKWD-MWD <strong>der</strong> <strong>UdSSR</strong> <strong>in</strong> den Jahren des Zweiten Weltkrieges]. In: Problema voennogo plena:<br />
Istorija i sovremennost': Materialy Meždunarodnoj naučno-praktičeskoj konferencii, 23-25 oktjabra 1997 [Problem<br />
<strong>der</strong> Kriegsgefangenschaft: Geschichte und Gegenwart: Dokumente <strong>der</strong> Internationalen wiss. Konferenz vom 23. bis<br />
25. Oktober 1997]. 2. Teil. Wologda 1997. S. 50–58.<br />
177 GARF. F. 9414. Op. 1d. D. 447. L. 2–4.<br />
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