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Das System der Besserungsarbeitslager in der UdSSR ... - gulag

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Neben vielen politischen Ursachen war <strong>der</strong> Hauptgrund offensichtlich die niedrige<br />

Arbeitsproduktivität <strong>der</strong> Häftl<strong>in</strong>ge 232 und die sich daraus ergebende Unrentabilität <strong>der</strong> meisten<br />

Lager 233 , was unter den neuen Bed<strong>in</strong>gungen nicht mehr tragbar war.<br />

Ab Juli 1953 setzte jedoch e<strong>in</strong>e Gegenentwicklung e<strong>in</strong>. Am 1. Oktober stieg die Häftl<strong>in</strong>gszahl <strong>in</strong><br />

den Lagern und Kolonien um 11.000 und im folgenden Quartal um knapp weitere 80.000 234 . Im<br />

Januar 1954 wurde beschlossen, die Hauptverwaltung <strong>der</strong> Lager (GULAG) an das MWD<br />

zurückzugeben 235 , nur kurze Zeit später wurden die Son<strong>der</strong>lager von <strong>der</strong> Gefängnisverwaltung an<br />

den GULAG übergeben 236 .<br />

Allmählich wurden die Lager- und Produktionskomplexe teilweise wie<strong>der</strong>hergestellt. Als erster<br />

Schritt wurden dafür die Leitungen <strong>der</strong> produktiven und ihr zuarbeitenden Lagerstrukturen<br />

zusammengeführt und <strong>in</strong> Personalunion geleitet. Zum Lagerleiter wurde <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong><br />

Wirtschaftse<strong>in</strong>heit ernannt. So stand im September 1953 I. L. MITRAKOW, Leiter des Dalstroi<br />

des M<strong>in</strong>isteriums für Hütten<strong>in</strong>dustrie, an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> erneut e<strong>in</strong>gerichteten Verwaltung <strong>der</strong><br />

Nordöstlichen <strong>Besserungsarbeitslager</strong> des M<strong>in</strong>isteriums für Justiz, <strong>der</strong> jene Lager angehörten, aus<br />

denen sich die Arbeitskräfte des Dalstroi rekrutierten (siehe: VERWALTUNG DER<br />

NORDÖSTLICHEN BESSERUNGSARBEITSLAGER) 237 . Per Verfügung 408-178ss des<br />

M<strong>in</strong>isterrates <strong>der</strong> <strong>UdSSR</strong> vom 10. März 1954 wurden aus dem M<strong>in</strong>isterium für Mittleren<br />

Masch<strong>in</strong>enbau (MSM o<strong>der</strong> M<strong>in</strong>SredMasch) die Produktionse<strong>in</strong>heiten des GlawPromStroi und<br />

des GlawSpezStroi, <strong>in</strong> denen Häftl<strong>in</strong>ge und militärische Bautrupps des MWD arbeiteten, an das<br />

MWD übergeben 238 . Die Lager wurden weiterh<strong>in</strong> von <strong>der</strong> Hauptverwaltung <strong>der</strong> Lager (GULAG)<br />

geleitet, aber zu ihren Leitern wurden die Leiter <strong>der</strong> entsprechenden Bauvorhaben <strong>in</strong><br />

Personalunion ernannt 239 .<br />

Im nächsten Schritt wurden die Lager nun den wie<strong>der</strong> zum MWD gehörenden Produktionshauptverwaltungen<br />

unterstellt, wobei diese anfangs nur für Produktionsfragen zuständig waren.<br />

Am 24. Februar 1954 wurde die Hauptverwaltung <strong>der</strong> Lager <strong>in</strong> <strong>der</strong> Forstwirtschaft<br />

wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>gerichtet, und sämtliche Waldlager wurden ihr übergeben (siehe:<br />

HAUPTVERWALTUNG DER LAGER IN DER FORSTWIRTSCHAFT), im Februar 1955<br />

wurden dem GlawPromStroi und GlawSpezStroi Lager unterstellt 240 .<br />

Im Februar 1955 unternahm das Lagersystem e<strong>in</strong>en letzten Versuch, um sich <strong>der</strong> landesweiten<br />

Kampagne zu wi<strong>der</strong>setzen. In Kasachstan wurde auf Neulandgebiet e<strong>in</strong> ITL für den Bau von<br />

repressijach i reabilitacii žertv političeskich repressij [Gesetzessammlung über Repressionen und die<br />

Rehabilitierung von Opfern politischer Repressionen]. Moskau 1993. S. 71).<br />

231 Siehe z.B.: Istoričeskij archiv [Historisches Archiv]. Nr. 4, 1996. S. 136, 137, 140, 152.<br />

232 Etwa 30% <strong>der</strong> Gefangenen, die zu allgeme<strong>in</strong>en Arbeiten e<strong>in</strong>gesetzt wurden, erfüllten nicht die Arbeitsnorm<br />

(GARF. F. 9401. Op. 1а. D. 503. L. 437).<br />

233 Siehe z.B.: GARF. F. 9414. Op. 1. D. 180. L. 3, 18.<br />

234 Ebenda. D. 1310. L. 38. Nach Aussage des Leiters <strong>der</strong> Hauptverwaltung <strong>der</strong> Lager (GULAG) I. I. Dolgich<br />

"beg<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> amnestierten Gefangenen bereits nach kurzer Zeit erneut e<strong>in</strong>e Straftat, wofür sie wie<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>s Lager kamen " (Ebenda. F. 9401. Op. 1а. D. 543. L. 487ob).<br />

235 Verfügung 109–65ss des M<strong>in</strong>isterrats <strong>der</strong> <strong>UdSSR</strong> vom 21.01.54; Befehl 005/0041 des MJu und MWD vom<br />

28.01.54.<br />

236 Befehl 0095 des MWD vom 08.02.54.<br />

237 Befehl 00202 des MJu vom 03.09.53.<br />

238 Befehl 265ss/00217 des M<strong>in</strong>isteriums für Mittleren Masch<strong>in</strong>enbau (MSM) und des MWD vom 16.03.54.<br />

239 Befehl 0196 des MWD vom 10.04.54.<br />

240 Befehl 0054 des MWD vom 03.02.55; Befehl 0056 des MWD vom 02.02.55.<br />

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