Das System der Besserungsarbeitslager in der UdSSR ... - gulag
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Somit waren zum 1. März 1949, e<strong>in</strong> Jahr nach E<strong>in</strong>richtung <strong>der</strong> ersten Lager, nur 106.573<br />
Personen <strong>in</strong> den Son<strong>der</strong>lagern <strong>in</strong>haftiert (38.000 unter Maximalbelegung), also gut die Hälfte<br />
aller Gefangenen, auf die die Verfügung von 1948 zutraf 198 . Die Verlegung des Großteils <strong>der</strong><br />
Häftl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> die Son<strong>der</strong>lager zog sich über mehrere Jahre h<strong>in</strong>. Unter E<strong>in</strong>berechnung des<br />
"allgeme<strong>in</strong>en Kont<strong>in</strong>gents", dessen Anteil ca. 10% betrug, waren am 1. Januar 1950 <strong>in</strong> den<br />
Son<strong>der</strong>lagern rund 185.000 Personen <strong>in</strong>haftiert, am 1. Januar 1951 betrug ihre Zahl 215.000, am<br />
1. Januar 1952 257.000 und am 1. Februar 1953 234.000 Personen 199 . <strong>Das</strong> letzte, Ende 1952<br />
gegründete Son<strong>der</strong>lager mit <strong>der</strong> Nummer 12, das "WASSERSCHEIDELAGER", kam praktisch<br />
nicht mehr dazu, se<strong>in</strong>e Arbeit aufzunehmen 200 . Der Vorschlag, die Führung aller Son<strong>der</strong>lager <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er speziell dafür geschaffenen Verwaltung <strong>in</strong>nerhalb des GULAG zu bündeln, wurde<br />
abgelehnt 201 . Im Ergebnis stand die Hälfte aller Lager unter <strong>der</strong> Zuständigkeit des GULAG, und<br />
für die übrigen waren e<strong>in</strong>ige Produktionshauptverwaltungen zuständig, sodass die Existenz <strong>der</strong><br />
Son<strong>der</strong>lager ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf den Aufbau des Lager- und Produktionskomplexes hatte.<br />
Die Son<strong>der</strong>lager hatten auch ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Insassenzahlen <strong>in</strong> den Haftanstalten. <strong>Das</strong> ist<br />
verständlich, da bei <strong>der</strong> Entwicklung des Son<strong>der</strong>lagernetzes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel auf dieselben<br />
Lagere<strong>in</strong>richtungen und dasselbe Lagerpersonal zurückgegriffen wurde. Die meisten Gefangenen<br />
<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>lager waren aus ITL dorth<strong>in</strong> verlegt worden, sodass die E<strong>in</strong>richtung <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>lager<br />
hauptsächlich zur Umverteilung <strong>der</strong> Häftl<strong>in</strong>ge zwischen den Lagern führte.<br />
Die Schaffung e<strong>in</strong>es Subsystems von Son<strong>der</strong>lagern, wie auch an<strong>der</strong>er Subsysteme für bestimmte<br />
"Kont<strong>in</strong>gente" (z.B. die o.a. Katorga-Lager o<strong>der</strong> die 1946-1951 bestehenden so genannten<br />
Krankenlager für arbeitsuntaugliche Häftl<strong>in</strong>ge, siehe z.B. KRANKENLAGER<br />
MEDWESCHJEGORSK), war lediglich e<strong>in</strong>es von mehreren Elementen, die die B<strong>in</strong>nenstruktur<br />
des Lager- und Produktionskomplexes bestimmten, jedoch ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf dessen<br />
Entwicklungsgeschw<strong>in</strong>digkeit o<strong>der</strong> -ausrichtung hatten.<br />
Nun soll jedoch die Geschichte des Lager- und Industriekomplexes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachkriegszeit<br />
e<strong>in</strong>gehend untersucht werden.<br />
Von den Faktoren, die 1947-1949 Auswirkungen auf den Anstieg <strong>der</strong> Häftl<strong>in</strong>gszahlen und somit<br />
auf alle an<strong>der</strong>en Bereiche des Vollzugssystems hatten, war <strong>der</strong> wichtigste offensichtlich <strong>der</strong><br />
Rückgang <strong>der</strong> ausländischen Arbeitskräfte. Die Kriegsgefangenen und Internierten waren<br />
größtenteils nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, sich an die Haftbed<strong>in</strong>gungen anzupassen und wurden schnell<br />
arbeitsunfähig. Die Alliierten <strong>der</strong> Anti-Hitler-Koalition – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die USA, die ke<strong>in</strong><br />
Interesse an Arbeitskräften hatten und 1947 die letzten Kriegsgefangenen entließen – setzten<br />
regelmäßig die Frage nach e<strong>in</strong>er schnellen Freilassung <strong>der</strong> Kriegsgefangenen auf die<br />
Tagesordnung. Somit begann die Rückkehr <strong>der</strong> Kriegsgefangenen und Internierten bereits 1946<br />
ihm unterstellten Wachen mit <strong>der</strong> Ausführung <strong>der</strong> Gefangenen zur Arbeit beauftragen. E<strong>in</strong> Kommandeur <strong>der</strong><br />
Begleittruppen hatte nicht mit diesem Dilemma zu kämpfen. Er war nur für die Bewachung verantwortlich – wozu<br />
auch die Überwachung des ordnungsgemäßen Zustandes <strong>der</strong> Ausrüstungen <strong>in</strong> den bewachten Objekten sowie <strong>der</strong><br />
Abgleich zwischen se<strong>in</strong>em Personalbedarf im Verhältnis zur Zahl <strong>der</strong> bewachten Objekte und Menschen gehörte –<br />
und konnte sich weigern, die Gefangenen e<strong>in</strong>es Son<strong>der</strong>lagers zur Arbeit h<strong>in</strong>auszuführen, sobald irgende<strong>in</strong>e<br />
Bed<strong>in</strong>gung o<strong>der</strong> Vorschrift nicht e<strong>in</strong>gehalten wurde.<br />
198 Ebenda. L. 18.<br />
199 Berechnungsgrundlagen siehe: UFERLAGER, WASSERSCHEIDELAGER, BERGLAGER, FERNES LAGER,<br />
EICHENHAINLAGER, SCHILFLAGER, WIESENLAGER, MINERALLAGER, SEELAGER, SANDLAGER,<br />
FLUSSLAGER, STEPPENLAGER.<br />
200 Befehl 00869 des MWD vom 25.10.52; Siehe auch WASSERSCHEIDELAGER.<br />
201 GARF. F. 9414. Op. 1. D. 1845. L. 271–281, 302–303.<br />
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